Thema: Ladenhandel in Deutschland: Trostlose Zustände ?
filunski Am: 10.08.2012 11:09:26 Gelesen: 27931# 32@  
Hallo zusammen,

ein Erlebnis des gestrigen Tages veranlasste mich dieses Thema wieder hervor zu holen.

Schon vor längerer Zeit empfahl mir ein guter Bekannter, wenn sich mal die Gelegenheit ergibt, in Nürnberg bei dem Briefmarkenhändler "Oleg" vorbei zu schauen. Nun sind Briefmarkenhändler mit noch florierenden Ladengeschäften in Nürnberg, im Gegensatz zu vielen anderen deutschen Städten, keine so große Seltenheit, dennoch würde sich ein Besuch bei Oleg durchaus lohnen, so mein Bekannter.

Gestern nun war ich in Nürnberg, hatte auch genug Zeit, und machte mich auf den Weg zu Oleg. Der "Laden" befindet sich in der Nürnberger Altstadt direkt unterhalb der Burg und passt in diese ganze historische Umgebung wie die Faust aufs Auge.

Mein erster Eindruck war die sofortige Erinnerung an den Spruch von der "Explosion in der Fahrradfabrik" (wer diesen kennt!).

Der Laden ist, zumindest bekommt man zuerst den Eindruck, ein heilloses Durcheinander und eine Anhäufung von philatelistischem Material kreuz und quer durch den gesamten Laden einschliesslich des zwar vorhandenen, aber nur als weitere Ablage benutzten Schaufensters. In diesen Laden passt auch Oleg wie maßgeschneidert. Oleg, ein netter alter Individualist von über 80 Jahren, russischer Herkunft aber seit über 50 Jahren dort in Nürnberg ansässig, kennt sich in diesem vermeintlich heillosen Durcheinander (was durchaus auch seinen Charme hat) aber bestens aus und konnte auf Nachfrage immer wieder aus unerfindlichen Ecken und Kistchen die gesuchten Dinge hervorzaubern.

Oleg selbst sprüht nicht nur über vor Liebe und Freude an der Philatelie sondern verfügt auch über ein immenses Fachwissen zu philatelistischen Themen und auch Personen welche er in seinem langen, immer der Philatelie gewidmeten Leben kennen gelernt hat.

Wer in diesem Geschäft nun fein sortierte Lageralben und Hochglanzphilatelie der neuesten Jahrgänge erwartet, der ist hier sicherlich falsch.

Wer aber besondere, vor allem ältere und auch alte Belege, auch Stempel und spezielle Marken sucht, der ist hier genau richtig und bekommt daneben von Oleg noch kostenlos zu jedem Stück Geschichten und Hintergründe erzählt. Daneben kann man dort völlig ungestört in aller Ruhe ohne jeglichen Zeitdruck oder einer Kaufverpflichtung, wenn gewünscht mit Olegs Unterstützung, durch zahllose Kartons, Kisten, Alben und was es da nicht noch alles gibt, stöbern.

Aus meinem Besuch dort wurden sehr schnell drei Stunden, während dieser ausser mir abwechselnd noch zwei Besucher erschienen und die ganze Zeit nur so dahin flog.

Von den dort erstandenen Belegen (und einer von mir auch erst Zuhause erkannten Stempelrarität) möchte ich, um diesen Beitrag nicht ganz unbebildert zu lassen Einen vorstellen (die Kenner und Liebhaber werden die Spitzen dieser sicherlich philatelistisch geprägten Postkarte aus dem Nürnberg des Jahres 1921 durchaus erkennen):





Das erfrischende an diesem Besuch war auch, einen alten Briefmarkenhändler kennenzulernen, der vor Freude und Optimismus übersprüht und nicht wie leider so oft in diesen Kreisen anzutreffen, mürrisch und frustriert nur noch an Geschäftsaufgabe denkt!

Wer mal nach Nürnberg kommt und nicht nur nach Vordruckalbum sammelt, dem sei ein Besuch bei Oleg empfohlen.

Die erwähnte Stempelrarität ist hier zu sehen:

http://www.philastempel.de/stempel/zeigen/30868

In diesem Sinne mit philatelistischen Grüßen,
Peter
 
Quelle: www.philaseiten.de
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