Thema: Altdeutschland Bayern Mi.-Nr. 1: Selten oder Massenware ?
bayern klassisch Am: 10.08.2012 12:24:15 Gelesen: 29362# 15@  
Hallo in die Runde,

wenn es heute noch 80.000 bis 160.000 schwarze Einser [#14] gäbe, wie uns hier jemand glauben machen will, hätte ich in den letzten 35 Jahren meiner Sammeltätigkeit allerhand falsch gemacht.

Seit über 30 Jahren besitze ich, im Gegensatz zum TE, mehrere Einser lose und auf Beleg in Kabinett- bzw. Luxuserhaltung und habe ob dieses finanziellen Einsatzes natürlich ein besonderes Auge auf diese Marken in jeder Hinsicht, also z. B. bezüglich der Mengenvorkommen, Qualitäten, Entwertungen, Anteiligkeiten lose + Belege, Einheiten, Frankaturen, Fälschungen usw.

Eine über Jahre von Leuten mit Ahnung erstellte Studie kommt zu ganz anderen Zahlen als der TE, der vermutlich nur einen Bruchteil von den Auktionskatalogen kennt, die eine ernst zu nehmende Aussage erst ermöglicht hätte und der darüber hinaus, was ganz wichtig ist, wohl niemandes Sammlung kennt, in der sich viele dieser Marken befinden.

Ebenso weiß er natürlich nicht, welche Bestände Insidern bekannt sind, die aber auf Grund juristischer / erblasserischer Verhältnisse niemals das Tageslicht sehen bzw. welche Firmenarchive hinsichtlich dieser Marke erfolgreich gesichtet sind. Diese Erkenntnisse und Zahlen werden auch nicht in der Bild-Zeitung, bei philasearch oder der DBZ veröffentlicht, sondern nur einem kleinen Kreis von Sammlern und Forschern zur Verfügung gestellt, die seriös damit umzugehen verstehen.

Die Menge aller Einser, also aller 3 Platten, von denen der TE zwei zu kennen glaubt, in jeder Erhaltung, also von Luxus bis zur Hälfte des Markenbildes ergänzt, von postfrisch bis zum 6er Block auf Brief, von Andruckbögen bis Schalterbogen, ist deutlich von einem 5stelligen Bestand entfernt. 6stellige Bestände kann nur kennen, wer 1849 schon gelebt hat, wobei mir das Alter des TE nicht geläufig ist.

Wer annimmt, dass von den Erstausgaben der altdeutschen Marken über 10 bis sogar 20% heute noch vorhanden sind, sollte sich sein Lehrgeld auszahlen lassen. Seriöse Schätzungen mehrere ARGEn zu mehreren Marken liegen im Bereich von 3 bis 5%, vereinzelt darunter oder darüber, aber niemals auch nur 8 oder gar 9%. Selbst bei den späten Ausgaben Altdeutschlands, die in den 1860er Jahren emittiert wurden, als es schon erste Sammler gab, dürften kaum zweistellige Prozentwerte ihrer Auflage heute noch vorhanden sein.

Im Prinzip könnte es mir egal sein, was der TE hier schreibt, weil dies keinen Einfluß auf den Markt und die Preise hat und jemals haben wird. Aber weil hier viele Sammler, auch oder gerade aus dem Ausland, interessiert mitlesen und glauben, dass alles richtig ist, was unwidersprochen bleibt, möchte ich bei diesen nicht den Eindruck entstehen lassen, dass der Wert einer schwarzen Eins eigentlich im zweistelligen oder maximal niedrigen 3stelligen Bereich anzusiedeln wäre.

Ob es bei einer kaum gesammelten Helgolandmarke 200, 300 oder 400 Stück ungebraucht oder gebraucht gibt, hat sicher eine Auswirkung auf das Preis- und Katalogwertniveau, allerdings ein prozentual eher geringes; ob es beim Einser 7.000 oder 8.000 gibt, ist völlig irrelevant, solange es mehr mehr Sammler als Marken gibt, die ein Stück davon besitzen möchten und die allermeisten Sammler möchten natürlich viel mehr als nur einen Brief, oder eine Drucksache mit dieser schönen Marke haben.

Daher wird der Wert von kaum nachgefragten Marken mit geringen Auflagen oder Restbeständen tendenziell eher sinken, als der einer schwarzen Eins, denn letztere suchten schon unsere Altvorderen für sehr viel Geld zu kaufen, als es Helgolands Marken noch am den dortigen Postschalter zur Nominale zu kaufen gab.

Beste Grüsse von bayern klassisch
 
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