Thema: Erfahrungen beim versuchten Briefmarkenverkauf
Kavalier15 Am: 14.08.2012 14:49:31 Gelesen: 12995# 1@  
Wer versuchte schon mal, eine Sammlung zu verkaufen?

„Es stimmt nicht, dass alles teurer wird; man muss nur einmal versuchen, etwas zu verkaufen“. An diesen Spruch von Robert Lemke dachte ich, als ich kürzlich versuchte, die Briefmarkensammlung eines verstorbenen Kollegen zu verkaufen, um der Witwe zu etwas Geld zu verhelfen.

Es handelte sich um zwei Bund-Sammlungen 1980 bis 2009 in beiden Erhaltungen. Alles sauber auf Lindner-Blättern in Ringbindern und Kassetten derselben Firma. Dazu etwas Deutsches Reich, Berlin und Ausland.

Ich suchte vier mir bekannte Versandhändler heraus und schickte ihnen per Mail eine spezifizierte Aufstellung des vorhandenen Materials. Der Erste antwortete nicht, obwohl er in der anderen Richtung sehr kontaktfreudig ist und nahezu wöchentlich ein Bombardement von Angeboten schickt. Die anderen teilten kurz mit, dass kein Interesse besteht, da diese Jahrgänge reichlich vorhanden seien. Zu erwähnen ist noch, dass ich auch auf Besonderheiten wie Plattenfehler, Doppeldrucke oder auch kleine Highlights wie die Koblenzmarke 1583 in der Variante x hingewiesen hatte. Es nutzte alles nichts.

Natürlich macht eine solche Erfahrung nachdenklich. Da sammelt man fleißig und akribisch, registriert durchaus, dass viele Jahrgänge billig sind. Doch da ein Verkauf nicht beabsichtigt ist, werden Gedanken über den Wert der eigenen Sammlung beiseite geschoben. Ach ja, ein Händler schickte immerhin eine Ankaufsliste für Marken der fraglichen Zeit mit. Doch die Mindestankaufssumme von 200 EUR konnte mit den gesuchten Stücken nicht erreicht werden. Das lag u.a. auch an den Ankaufspreisen von 10 bis 15 Prozent MICHEL, teilweise nur bei sieben bis acht Prozent.

Diese Erfahrung war für die Witwe ebenso frustrierend wie für mich. Es bleibt die Erkenntnis: Briefmarkensammeln sollte als Hobby betrachtet werden, dass Freude macht. Wer an den Wert bzw. eine spätere Veräußerung denkt, muss sich schon auf der Ebene Altdeutschland, Kolonien und Spezialitäten bewegen, also die so genannten „besseren Werte“ besitzen. Wobei ich diesen vielfach benutzten Begriff „bessere Werte“ in Anführung verwende. Für jene Marken, die da gemeint sind, gibt es die treffenden Begriffe „teuer“ oder „wertvoll“.

Alles in allem: Ich lasse mir auch aufgrund dieser Negativerfahrung den Spaß am Briefmarkensammeln nicht verderben. Ach ja, einen Gedanken hätte ich noch. Weil große Mengen auf die Preise drücken. Wie wäre es, wenn alle Sammler ihre Dublettenbestände auf vielfach vorhandene Stücke durchforsten würden und alles entsorgten, was zum Beispiel mehr als zwei- bis dreimal vorhanden ist. Solange sie auf großen Mengen billiger Marken sitzen, werden diese ewig billig bleiben. Sicher nur eine schöne Utopie.
 
Quelle: www.philaseiten.de
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