Thema: Vertrauen bei Auktionshäusern? Geerbt und was nun? 40 Jahre gesammelt!
Cantus Am: 26.09.2012 11:38:25 Gelesen: 10743# 3@  
@ gogo100 [#1]

Hallo,

du sprichst da von

"Die Sammlung besteht hauptsächlich aus Briefen und Postkarten, mehrere tausend Stücke Ganzsachen, Absenderfreistempel, Ersttagsbriefe, Maximumkarten, Vorphilatelie ....."

Wenn du beabsichtigst, solches Material zu verkaufen und nicht vorhast, es als Massenobjekt (Nachlass / Posten oder ähnliches) zu veräußern, solltest du mit den gewählten Begriffen exakt umgehen und Sachen, die nichts miteinander zu tun haben, im Angebot dann auch von einander trennen.

Du sprichst da von "Ganzsachen". Nach deiner Beschreibung des Nachlasses muss ich aber davon ausgehen, dass da vermutlich keine einzige Ganzsache enthalten ist. Schau mal hier hinein:

http://www.mgsv.de/definition.htm

Da findest du die allgemein gültige Definition einer Ganzsache, alle anderen Belege sind höchstens Ganzstücke oder Ganzbelege. Wenn der Nachlass deines Vaters jedoch tatsächlich eine Sammlung mit mehreren tausend Ganzsachen enthalten sollte, dann gibt es dafür selbstverständlich in Deutschland, Österreich, Frankreich oder der Schweiz (um nur einige Länder zu nennen) gute und zuverlässige Ansprechpartner bei den niedergelassenen Auktionshäusern. Ebay und delcampe sind dagegen für derartige Verkäufe so ziemlich die schlechteste Wahl, denn der langjährige und ältere Ganzsachensammler schaut nicht ins Internet, wenn er sich sammlungsmäßig vergrößern will, sondern er fordert schriftliche Auktionskataloge von Briefmarkenauktionshäusern an. Nur etwa 20 % der Sammler gehen nach Einschätzung der Berliner Briefmarkenhändler im Internet auf die Suche, der Rest kauft im Verein, bei Händlern oder Auktionshäusern. Je größer jedoch der mögliche Interessentenkreis, desto größer die Wahrscheinlichkeit, einen angemessenen Preis für die angebotene Ware zu erhalten.

Zum Schluss noch ein paar Worte zu dem beschriebenen Material.

- Ersttagsbriefe ----- sind ganz schlecht zu verkaufen; dafür gibt es kaum Interessenten.

- Maximumkarten ----- sind ganz schlecht zu verkaufen; dafür gibt es kaum Interessenten.

- Absenderfreistempel ----- Dabei kommt es darauf an, von welchem Land, aus welcher Region, aus welchem Jahr, in welcher Stempelform und ob es noch komplette Postbelege sind oder nur kleine Stempelausschnitte. Es gibt nicht so sehr viele Sammler, die sich mit derartiger Materie beschäftigen, und die muss man erst einmal finden. Wenn die Stempelbelege aus dem Bedarf stammen, einigermaßen sauber erhalten und nicht irgendwie mit der Schere zerschnitten worden sind, kann man dafür sicherlich wahrnehbare Preise erzielen. Wenn es jedoch nur Stempelausschnitte sind, dann sind Ebay und delcampe sicher dafür die bessere Wahl, man muss aber beim Verkauf derartiger Ware über das Internet einen gaaaaanz langen Atem haben und die Preise ganz unten ansetzen.

- Postkarten ----- Das ist ein sehr allgemeiner Begriff. Wenn es sich um Ansichtskarten (ungebraucht oder gelaufen mit noch Marke hinten drauf) handeln sollte, so gibt es für bessere Stücke zwei einschlägige Auktionshäuser in Deutschland, eines in Langgöns bei Gießen, eines in Rosslau an der Elbe. Es gibt auch Ansichtskarten mit rückseitig eingedrucktem Wertstempel; das sind dann Ganzsachen, die werden im Durchschnitt mit 30 bis 50 Euro gehandelt, sofern sich ein Interessent dafür findet. Und dann gibt es noch einfache Postkarten mit irgendwelchen Frankaturen oder auch nur Poststempeln, das ist dann entweder einfache Frankaturware oder aber der Wert orientiert sich nicht an dem Begriff Postkarte, sondern an den darauf befindlichen Marken oder Stempeln. Das muss dann ein Fachmann im Einzelfall einschätzen, dazu kann hier keine Aussage gemacht werden.

- Motivsammlungen ----- Das ist meist auch sehr schwer verkäufliche Ware. Natürlich gibt es Motivsammlungen, die auf lebhaftes Käuferinteresse stoßen, so z.B. Flugpostsammlungen, die Belege mit dem "gelben Hund" enthalten, oder Weltraumsammlungen, die Belege mit Originalunterschriften von Astronauten enthalten, wenn aber nur Blumen oder Tiere oder ähnliches Material zusammengetragen wurde, dann mag das zwar eine hübsch anzuschauende, aber nur sehr schwer zu verkaufende Sammlung darstellen.

- Marken Europa und Übersee ----- Sammler trennen meistens strikt nach Landeszugehörigkeit, Sammlungen mit Marken aus aller Welt werden heutzutage kaum noch geführt. Solche Großposten sind nur dann interessant, wenn die jeweiligen Spitzenwerte der einzelnen Länder in sammerlwürdigem Zustand in dem Angebot enthalten sind.

Deiner Anfrage entnehme ich, dass du keine Erfahrung mit einschlägigen niedergelassenen Auktionshäusern hast. Wenn du dich da näher kundig machen willst, schick mir bitte eine Kurzmitteilung an meine hinterlegte private Mailadresse. Ich schicke dir dann einige Auktionskataloge aus dem Jahr 2012 zu. Anhand der Beschreibungen und der Ausrufpreise kann man dann relativ schnell im Vergleich mit den eigenen Verkaufsabsichten erkennen, welche Chancen man beim Verkauf einzelner Sammlungsteile tatsächlich haben könnte.

Viele Grüße
Ingo
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/4682
https://www.philaseiten.de/beitrag/54576