Thema: (?) (195) Kuriose Briefe, Postkarten und Frankaturen
drmoeller_neuss Am: 17.10.2012 13:02:56 Gelesen: 136725# 35@  
@ Postgeschichte [#34]
@ Sachsendreier [#33]

Ich sehe den Hintergrund anders. Natürlich waren Bierdeckel als Postkarten in der DDR offiziell nicht erlaubt, sie wurden aber wie bei meisten anderen Postverwaltungen der Welt in Einzelfällen geduldet. Das dürfte auch hier der Fall gewesen sein. Der Bierdeckel ist am 21. Juli abgestempelt und der handschriftliche Vermerk von der Deutschen Post stammt vom 25. Juli. Sollte man im Seebad Heringsdorf 4 Tage gebraucht haben, um sich zu beraten, dass Bierdeckel gar nicht zugelassen sind? Ausserdem hätte man ja Nachporto kassieren können.

Ich glaube eher, dass der Schreiber in Paulinenaue wirklich nicht zu ermitteln war, schliesslich fehlt die Hausnummer. Und die "Hamburger Strasse" ist keine kleine Sackgasse, sondern eine kilometerlange Fernstrasse, die an ihrem fernen Ende tatsächlich in Hamburg mündet. Bis zum Bau der Autobahn zwischen Berlin und Hamburg in den achziger Jahren war diese Strasse sogar eine offizielle Transitstrecke zwischen Westberlin und der Bundesrepublik.

Über den Empfänger kann man auch nur spekulieren, vielleicht war er nur kurzzeitig in der Ferienzeit als Erntehelfer eingesetzt, oder am Forschungsinstitut im Ort beschäftigt. Jedenfalls hat die Post in Paulinenaue das Teil wieder nach Seebad Heringsdorf zur Absenderermittlung zurückgeschickt. Mit der Absenderbezeichnung "Eggehard" kann natürlich niemand etwas anfangen, und so ist der Bierdeckel am 25. Juli im wahrsten Sinne des Wortes an der Ostsee gestrandet.
 
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