Thema: Schweiz Ganzsachen Privatumschläge
Cantus Am: 20.10.2012 00:26:10 Gelesen: 34784# 1@  
Guten Abend zusammen,

nach meinem Eindruck gibt es hier im Forum viel zu viele Beiträge zu Stempeln oder Plattenfehlern und gleichzeitig viel zu wenig zu Ganzsachen aus aller Welt. Nichts gegen Stempelsammler (ich bin teilweise auch so einer und gebe eine ganze Menge Geld dafür aus), und auch die Plattenfehler oder Druckzufälligkeiten bei Briefmarken haben ihren festen Sammlerkreis, ich bin jedoch vor allem anderen ein Ganzsachensammler und vermisse strukturierte Beiträge zu Teilbereichen der Ganzsachenphilatelie. Mit solchen Überschriften wie "Streifbänder" oder z.B. "Privatganzsachen" kann ich überhaupt nichts anfangen, denn jedes Ausgabeland hatte und hat so seine ganz eigene Ausgabepolitik. Die Wertstempel auf den Ganzsachen und eben auch auf den Privatganzsachen orientieren sich dabei stets an den Themen der Postwertzeichen des jeweiligen Landes; warum also gibt man dann nicht auch den länderspezifischen Ganzsachen entsprechende Überschriften? Schließlich werden ja lose Briefmarken des Deutschen Reiches auch nicht in bunter Mischung mit Marken von Chile, Kanada, Nepal oder Tansania vorgestellt.

In der Schweiz wurde seit 1907 eine Vielzahl von privaten Ganzsachenumschlägen hergestellt, also solchen, die zur Gänze im privaten Auftrag herausgegeben worden sind und die nicht durch irgendwelche Zudrucke auf den amtlichen Ganzsachenumschlägen entstanden sind. Nach der Auskunft, die ich im Schweizer Briefmarkenforum dazu erhalten habe, sollen über 18.000 verschiedene private Druckaufträge ausgeführt worden sein, jedoch alleine das Wissen, dass es einstmals so viele verschiedene Umschlagexemplare gab, mag ganz interessant sein, noch interessanter finde ich jedoch die bildliche Darstellung der unterschiedlichen Wertstempel und der mit ihnen bedruckten Privatumschläge.

Im Verhältnis zur Gesamtmenge der genehmigten Umschläge ist meine Sammlung zwar recht klein, aber ein- bis zweihundert verschiedene Umschläge habe ich doch in meiner Sammlung, sodass ich so nach und nach allerlei Beispiele vorstellen kann. Wer sich vertieft mit dieser Materie beschäftigen möchte, wird nicht umhin kommen, sich den "Zumstein Ganzsachen-Katalog der Schweiz" zuzulegen, denn das ist der einzige mir bekannte Katalog, der etwas detaillierter auf die Schweizer Privatganzsachen eingeht. Es mag weitere Nachschlagewertke z.B. des Schweizer Ganzsachensammlervereins geben, aber die sind mir auf dem öffentlichen Buchmarkt bisher noch nicht begegnet. Falls jemand dazu (bezahlbare) Bezugsquellen kennt, würde ich mich über eine entsprechende Mail freuen.

Ich beginne heute mit fünf Umschlägen, die sämtlich den Wertstempel "Kreuz und Ziffer" in olivbraun mit dem Werteindruck von 2 Cts. tragen. Durch die unterschiedliche Papierfarbe der Umschläge wirken die Wertstempel zum Teil farblich anders, sie gelten jedoch alle als in der beschriebenen Farbe hergestellt.

Die Nummerierung der heute und auch zukünftig hier vorgestellten Umschläge wird ausschließlich nach Zumstein-Katalog vorgenommen; im Katalog wird für solche Privatumschläge das Kürzel PrU verwendet.

Zunächst eine Vergrößerung des Wertstempels, den alle Umschläge der Katalognummer PrU 1 tragen.



Die Firma Zumstein hat in der Schweiz eine lange Firmentradition, und deshalb beginne ich mit einem Umschlag, den sich Zumstein im Jahr 1907 hatte drucken lassen.



PrU 1, Faserpapier mit überwiegend blauen Fasern

Es folgt ein Umschlag der Luzerner Kantonalbank,. gedruckt auf schraffiertem Papier. Solches Papier wurde in einer ganzen Reihe von verschiedenen Staaten der Erde zur Herstellung von Privatganzsachen verwendet; dabei ist zwischen der Ausrichtung der sichtbaren Streifen im Papier zu unterscheiden. Dieser Umschlag hier trägt eine Schraffierung, die nach rechts oben anzusteigen scheint.



PrU 1, schraffiertes Papier

Es folgt nun ein Umschlag des Fréd. Obrecht aus Wangen, der am 30.10.1907 als Ortsbrief gelaufen ist. Die Machart des Briefes deutet daraquf hin, dass es sich bei dem Umschlag wohl um einen Freiumschlag zur Rücksendung gehandelt haben muss, denn anders ist der gedruckte Adressat nicht zu erklären.



PrU 1, graues Faserpapier

Als nächstes folgt ein Umschlag des Postwertzeichen-Geschäft Locher in Bern, gelaufen am 23.11.1907 von Bern nach Basel. Die vorderseitig aufgeklebte rumänische Briefmarke sollte wohl als Werbezweck dienen.



PrU 1, grünliches Faserpapier

Zum Schluss noch ein Umschlag der Eidgenössischen Bank, gelaufen am 14.11.1907 von Bern nach Brugg.



PrU 1, grünliches Faserpapier

Dieses Thema wird von mir mit Abbildungen des Umschlages zu 5 Cts. in grün (PrU 2) demnächst fortgesetzt.

Viele Grüße
Ingo
 
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