Thema: Briefmarken Tauschseiten im Internet
Richard Am: 27.04.2008 22:21:33 Gelesen: 22929# 20@  
@ Pilatus [#1]
@ italiker [#2]
@ Manowar [#8]
@ jacqueline5726 [#9]
@ Kagu [#11]
@ AfriKiwi [#13]
@ duphil [#15]

Liebe Freunde der Philatelie,

ich habe mir heute die Fairtauschen Seiten angesehen und mir eine Meinung gebildet.

Zunächst: Dort haben findige Leute eine zumindest theoretisch gute Idee gehabt und möglicherweise eine Menge Sammler gefunden, mit denen sie handeln können und mit der die Sammler sehr zufrieden sein können und sind.

Allerdings:

Es handelt sich um eine rein kommerzielle Seite. Wie bei Ebay und anderen Anbietern werden Kosten für die Kontoeröffnung und/oder Einstellung und Handel genommen mit dem Zweck der Erzielung von Gewinnen. Das ist alles ganz legal !

Die genannte Investition von 15.000 Euro kann stimmen. Auf den Philaseiten dürften die Programmierkosten bis Juni/Juli auf etwa 30.000 Euro angestiegen sein, eigener Zeitaufwand für mich und meine Kollegin nicht eingerechnet.

Mir ist klar, dass diese Investitionen von einem Rentner und einem Beamten wieder am Markt gegen die zunehmende Konkurrenz von Ebay, Delcampe und vielen kleinen Seiten verdient werden sollen, siehe Aussagen in [#3].

Unklar ist mir, wie bei dem hohen Aufwand und den Minikosten/erträgen überhaupt etwas verdient werden kann, dafür halte ich die Einnahmen für viel zu klein. Unklar ist mir auch, warum für diese Seiten in der philatelistischen Presse keine oder fast keine Werbung gemacht wird. Werbung ist fast immer die Voraussetzung für einen finanziell erfolgreichen Geschäftsbetrieb. Als Etat sollten mindestens einige hundert Euro im Monat zur Verfügung stehen.

Für mich stellt es sich als eine Täuschung dar, wenn sich der Anbieter als Tauschplattform bezeichnet.
Es wird nicht eins zu eins getauscht, sondern kostenpflichtig Kauf- und Verkauf vermittelt.

Dazu kommt, dass in den Bedingungen klar festgehalten wird, dass ein Guthaben nicht ausbezahlt wird. Was ist denn, wenn Pilatus kurzfristig nicht mehr tauschen kann, gleich aus welchem Grund ? Das Guthaben von aktuell 320 Euro verfällt wertlos. Man könnte das auch als Enteignung bezeichnen, denn wie Pilatus schreibt, ist dieses Angebot überwiegend für ältere und nicht mehr ganz mobile Sammler geeignet.

Schliesslich kommen noch rechtliche Fragen dazu. Ich bin zwar kein Jurist, habe aber in meiner Ausbildung und beruflichen Tätigkeit einiges gelernt. Daher meine Abschlussfragen:

- Ist die Verwaltung der Guthaben, wie der 320 Euro von Pilatus, durch Bafin oder Bakred ein genehmigungspflichtiges Einlagengeschäft ? Wurde der Sachverhalt rechtlich überprüft ? Wenn ja, wurde diese Genehmigung erteilt ?

- Wenn die Genehmigung notwendig sein sollte und Bafin / Bakred die unerlaubt tätige Firma zwangsweise abwickelt, ist dann sichergestellt, dass die Guthaben ausgezahlt werden können ? 100 x 320 Euro sind schliesslich 32.000 Euro. Auch der Abwickler wird in der Regel gut bezahlt.

- Wie sind die Einlagen gegen eine Veruntreuung oder einen Konkurs geschützt ? Wurden entsprechende Versicherungen abgeschlossen ?

Damit mich niemand falsch versteht - ich vermute und behaupte gar nichts. Aber als Vorstand einer AG und Aufsichtsrat einer weiteren AG sowie als Börsenjournalist habe ich in fast 40 Jahren vieles erfahren und erlebt, was vorher von mir und anderen als 'unmöglich' angesehen wurde.

Vor einigen Wochen hatte ich hier im Forum von einem Tauschzirkel Erich Amtmann geschrieben, der über viele Jahre in der philatelistischen Presse geworben hat - jetzt ist er, wenn meine Erinnerung mich nicht täuscht, unauffindbar, und mit ihm die Kundengelder.

Ich wünschen allen Sammlern viel Spass bei unserem gemeinsamen Hobby - möge jeder kaufen, verkaufen, tauschen und schenken wo immer sie oder er dies für richtig hält.

Schöne Grüsse, Richard
 
Quelle: www.philaseiten.de
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