Thema: Bleisulfidschäden: Die Folienproblematik in der Philatelie
Richard Am: 30.04.2008 11:57:04 Gelesen: 207045# 29@  
Peter Feuser schreibt:

Michel-Rundschau 5/2008

In der neuesten MICHEL-Rundschau findet sich zum Thema Bleisulfidschäden ein bemerkenswerter Kommentar von Erich H. Slaby. Der Autor hat sich intensiv mit der Thematik beschäftigt und schreibt u.a.:

"Allerdings ist keinesfalls sicher, dass die Veränderungen ausschließlich auf ungeeignete Folien zurückzuführen sind. Schwefelwasserstoff, ein hochgiftiges Gas, ist ein in Spuren vorhandener Bestandteil der Atmosphäre. Außer aus natürlichen Quellen (Vulkanismus) stammt es aus Fäulnisprozessen (Kläranlagen, Abwasserleitungen, Komposthaufen). Daher kann gerade in der Nähe von Industriegebieten und in städtischen Ballungsräumen die Luftverschmutzung auf Dauer eine ähnliche Reaktion hervorrufen, so dass die Druckfarben, der Unterdruck oder das gefärbte Papier auch "an der frischen Luft" mit den darin enthaltenen schwefelhaltigen Stoffen zu reagieren beginnen. Dieses Problem ist ja nicht neu, sondern wurde schon zu Zeiten beobachtet, als es noch keine Klarsichtfolien gab, aber jedermann noch kräftig mit Holz und Kohle heizte und der Misthaufen hinter dem Haus zum Himmel stank.

Unser Tipp: Im Zweifelsfall lassen Sie sich vom Hersteller der Folien bzw.des Albums beraten und bestätigen, dass Sie deren Lieferanten vertrauen können.

Übrigens sind auch die sogenannten "Blattschutzfolien", in denen man eine komplette Albumseite unterbringen kann, nicht zur dauerhaften Aufbewahrung von Briefmarken gedacht, sondern dienen hauptsächlich als Schutz vor mechanischen Beeinrächtigungen und eventuell kurzfristig, gewissermaßen als UV-Filter, auch vor übermäßiger Lichteinwirkung, zum Beispiel beim Versand oder auf Ausstellungen. Die Albumblätter sollte man aber nach Ende einer Veranstaltung wieder ohne diese Schutzfolien im Album unterbringen.

Ganz wichtig: Überprüfen Sie regelmäßig Ihre Sammlung auf eventuelle Veränderungen! Nehmen Sie eine Marke heraus, und wenn Sie dann einen "Abklatsch" des Markenbildes in der Folie oder unter der Prüflampe das Aufleuchten von Fluoreszenzstoffen im Klarsichtstreifen erkennen können, ist das Album für eine Aufbewahrung von Briefmarken garantiert nicht geeignet. Insbesondere "No-Name"-Alben und -Folien, vor allem, wenn sie schon älter als 30 Jahre sind, können eine Gefahr für Ihre Marken darstellen.

Nach unseren bisherigen Erfahrungen jedoch sind die häufigsten Schäden an Briefmarken ganz überwiegend auf völlig andere Ursachen zurückzuführen, z.B. auf schädliche Stoffe in der (Selbstklebe-)Gummierung, alte Falze, falsches Raumklima mit zu hoher, zu niedriger oder stark schwankender Temperatur und Luftfeuchtigkeit, zu starke oder andauernde Lichteinwirkung, Zigarettenrauch und andere Luftverschmutzung - oder eben auch auf nicht geeignete Klarsichtstreifen in Alben. Die strengen Anforderungen an ein Archiv, wie sie die British Library stellt (klimatisierter Archivraum etc.), lassen sich für einen normalen Sammler kaum realisieren."

Na, dann bedanken wir uns einmal beim bedeutendsten Kataloghersteller der Welt für diese doch sehr deutliche Stellungnahme.
 
Quelle: www.philaseiten.de
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