Ob in diesem oder in anderen deutschen Foren - es ist verständlicherweise eine Konzentration auf deutsche Sammelgebiete festzustellen, und dann bereits stark abnehmend auch Inhalte zu Nachbarregionen, schnell auch in reine Thematik-Bereiche übergehend (also Motivsammlungen). Weiter in der Ferne liegende Länder und deren Marken werden verschwindend gering angesprochen, oft nur im Zusammenhang mit Motiven. So habe ich in diesem Forum zum Thema "Antarktis" gerade mal zwei Threads gefunden, einmal zu Phantasie-Ausgaben, einmal zu Tiermotiven (Pinguin). Über antarktische Sammelgebiete als solche jedoch nichts - und in anderen Foren sieht es da meist auch nicht besser aus. Das ist eine wertfreie Feststellung.

Nun kann das Sammelgebiet "Antarktis" bzw. einzelner Gebiete der Antarktis, daß oft unter dem Oberbegriff "Polarphilatelie" behandelt wird, auch als thematische oder sogar Motiv- Sammlung angesehen werden, gerade auch in Betracht auf die fehlende Notwendigkeit für Markenausgaben in vielen der antarktischen Gebieten - oder anders gesagt, trotz anerkannter "echter" eigener Ausgaben ist ein wirklicher postalischer Bedarf vieler antarktischer Territorien nicht gegeben, die Ausgaben sind tatsächlich zu weit über 90% für die Nachfrage durch Sammler produzierte philatelistische Produkte. Allerdings ist bei so manchem Gebiet eine Leugnung postalischen Bedarfs schwierig, da zumindest in bescheidenem Umfang Bedarfspostverkehr besteht - wie z.B. in dem territorial recht umfangreichen "Terres Australes et Antarctiques Françaises", also den Französischen Antiarktisterritorien. Diese bestehen aus immerhin 4 mehr- oder minder stark ganzjährig besetzten bzw. bewohnten Stationen / Orten sowie inzwischen einigen vereinzelten Posten, und werden teilweise sogar mehrfach jährlich durch geringe Anzahl Touristen / Reisende besucht, so daß neben dem teils recht umfangreichen Personal auch durch die Touristen ein postalischer Bedarf in bescheidenem Umfang gegeben ist. Bei anderen antarktischen Territorien ist dies nicht unbedingt gegeben, und wenn dann auch noch der postalische Dienst gar nicht vor Ort, sondern im Mutterland des Gebietes geführt wird, kann man eigentlich von einer rein der Sammlerschaft geschuldeten Ausgabepolitik sprechen, ein postalischer Bedarf ist nicht gegeben.

Ein solches Gebiet ist das Territorium Neuseelands in der Antarktis, das Ross Dependency, ein Gebiet, das alles Land und Inseln südlich 60° Breite und zwischen 150° Ost und 160° West einschließt. Neuseeland unterhält auf Ross Island die Scott Base als antarktische Forschungsstation, das war's auch schon.

Ich möchte hier, als Einstand sozusagen, das Sammelgebiet Ross Dependency vorstellen mit seiner letzten Ausgabe von 2012, und sollte das Feedback ermuntern damit fortzufahren, dann könnte ich in den nächsten Monaten das Sammelgebiet (das zum Glück sehr klein ist in der Anzahl seiner Marken) nach und nach hier einstellen - die "Vorstellung" gebe ich hier jetzt schon.

Das eigentliche philatelistische Gebiet des Ross Dependency hat zwei Vorläufer.

1.) Für die Britische Antarktis Expedition von 1908 wurde der Leiter Ernest Shakleton als Neuseeländischer "Postmaster" ernannt und der Expedition wurden 23492 Briefmarken (Quelle:http://www.south-pole.com/aspp102.htm ) der Neuseeland Michel Nr. 100 mit Überdruck "King Edward VII Land" mitgegeben (MiNr. 1). Alle Post der Expedition wurde mit diesen Marken frankiert, mittels einem dafür angefertigten und mitgeführten Stempel entwertet und später über Neuseeland befördert.

2.) 1910 wurde für die Terra Nova Expedition der Leiter Robert Falcon Scott zum Postmaster ernannt und 24000 Marken der Neuseeland MiNr. 123 mit dem Überdruck "Victoria Land" versehen, von denen die Expedition 23171 mit sich führte. (näheres, wenngleich mit nicht näher beschriebener Differenz in der Anzahl, unter http://www.south-pole.com/aspp103.htm ). Diese Marke ist bei Michel als Victoria Land Nr. 2 notiert.
Für die zweite Reise der Terra Nova wurde1912 wegen der Portostufe von 2 1/2 d in einige Länder eine geringe Anzahl (2400 Stück) der Neuseeland MiNr. 122 mit dem gleichen Überdruck versehen und hiervon führte das Schiff dann 1940 Stück mit sich. Bei Michel als Victoria Land Nr. 1 notiert.

Markenausgaben mit der Bezeichnung Ross Dependency wurden dann mit der Errichtung der Forschungsstation Scott Base im Jahr 1957 erstmalig verausgabt. Dies waren 4 als MiNr. 1-4 notierte Werte, die 1967 mit der Einführung des dezimalen Währungssystems bildgleich in der neuen Währungsbezeichnung erneut erschienen (MiNr. 5-8).
Die nächste Ausgabe erfolgte erst 1972, und ersetzte die bisherige Dauerserie durch eine neue Serie von 6 Werten. (MiNr. 9-14)
Steigende Frankaturgebühren dürften dann Anlaß gewesen sein 10 Jahre später (1982) die Serie durch eine neue Ausgabe von 6 Werten zu ersetzen (MiNr. 15-20) , allerdings wird auch das 25jährige Bestehen der Station als Anlaß genannt.

1987 stellte die Neuseeländische Post aus Rationalisierungsgründen den Betrieb einer Postfiliale auf der Station ein, die Post der Station wurde über das Postamt in Christchurch (Neuseeland) abgewickelt.

In 40 Jahren gerade einmal 4 Dauerserien mit 4 bis 6 Marken - DAS war ganz offensichtlich postalischer Bedarf und kein "Sammlerdienst".

Angeblich auf Grund nationaler und internationaler Nachfrage nahm die Neuseeländische Post 1994 die Ausgabe eigener Marken für das Ross Dependency wieder auf, und verausgabte im November 1994 eine Dauerserie von 10 Werten mit antarktischen Tiermotiven (MiNr. 21-30), die bis heute so noch in Gebrauch ist bzw. über die Neuseeländische Post erhältlich ist. Ein 1995 verausgabter Ergänzungswert (MiNr. 31) der Serie ist hingegen nicht mehr erhältlich.

Seit 1995 erschien jährlich im November eine Serie von 6 Sondermarken bis einschließlich 2002, seither Sätze mit je 5 Sondermarken. Die Themen / Motive haben lokalen Bezug, also zu Flora, Fauna, Geographie, Geschichte des Gebietes, und sind daher auch für viele Motivsammler von Interesse.
Die an sich sparsame Ausgabepolitik wird leider durch verschiedene Aspekte getrübt.

Zum einen wird weiterhin vor Ort keine Postfiliale unterhalten, alle Post wird weiterhin in Christchurch bearbeitet (und von der Station kommende Post erst dort frankiert), womit ein postalisch realistischer Gebrauch und Bedarf streng genommen nicht gegeben ist.

Zum anderen "erweitert" sich das Sammelgebiet zunehmend durch Sonderformen wie der Ausgabe der jeweiligen Serie als Zusammendruck und als Blockausgaben, hierbei ausgesprochen unrühmlich - ganz im Stil der NZ-Post in den letzten Jahren (2005, 2007, 2010) - die "Limited Edition" - Blockausgaben, die in nahezu jeder Sammlung fehlen dürften, da nur sehr teuer und in geringer Stückzahl (2000 Stück) verkauft. Außerdem gibt es noch sogenannte "Druckphasen-Zusammendrucke" der Ausgaben von 2005, 2007 und 2010

Dann gibt es ebenfalls noch "private" (?) Miniblöcke anläßlich der Briefmarkenausstellungen CANPEX 2000in Christchurch (4 Miniblöcke mit der MiNr. 21 in verschiedenen Blockbeschriftungen) und KIWIPEX 2006 in Christchurch (2 Miniblöcke mit der MiNr. 21 und 2 x mit der MiNr. 23 in unterschiedlichen Randbeschriftungen). Von der im Januar 2012 ausgegebenen Blockausgabe anläßlich der Briefmarkenausstellung in Christchurch wurden 250 Stück mit einem Goldzudruck mit dem Jubiläumslogo "CPS 100" anläßlich des 100jährigen Bestehens der "Christchurch Philatelic Society" durch die Organisatoren versehen.

So, wer bis hierhin gelesen hat, wird nun mit der Abbildung der Ausgabe vom November 2012 belohnt. Die dazugehörige Blockausgabe liefere ich nach, wenn, wie Eingangs geschrieben, Interesse besteht, dieses nach und nach fortzusetzen. Die derzeit nur etwas über 130 Marken des Gebietes plus Blocks und einigen FDC's sollte ja den Rahmen nicht sprengen.

Gruß

V.