Thema: Heimatsammlung Oderbruch - Ansichtskarten, Stempel und Belege
Cantus Am: 06.01.2013 03:29:37 Gelesen: 73624# 6@  
@ Cantus [#5]

Hallo,

ich habe eine ergänzende Mail geschickt. Doch nun zurück zu Wriezen.

Auf älteren Karten findet sich oft der Eintrag "Wriezen an der Oder". Das stimmt zwar, wie oben schon erwähnt, aber vor rund hundert Jahren war dort die Oder noch ein ernstzunehmender und schiffbarer Fluss, heute dagegen sind große Teile des Wasserlaufs versandet und/oder mit Schilf und anderem Grünzeug teilweise so weit zugewachsen, dass ein Durchfahren selbst mit einem kleineren Boot Probleme bereiten kann. Der an der Alten Oder gelegene Hafen in Wriezen hat diese Bedeutung völlig eingebüßt, die zum Teil noch erhaltenen Gebäude werden für andere Zwecke genutzt. Es gibt zwar einen Verein, der die historische Gebäude pflegt und zu erhalten versucht, ihre Bedeutung als zentrale Hafenanlagen werden sie aber auf absehbare Zeit wohl kaum wiedererlangen, denn dazu müsste die Oder weithin schiffbar gemacht werden, dazu wird es aber aller Voraussicht nach nicht mehr kommen. So bleibt uns hier nur die Erinnerung an die Zeit, als über den Hafen in Wriezen landwirtschaftliche und industrielle Güter jeder Art verladen und mit Lastkähnen verschifft worden waren.

Einstmals gab es in Wriezen mehrere Brücken über die Oder, die die Stadt mit den Dörfern im Bruch verbanden oder den Bauern den Zugang zu Ihren jenseits der Oder liegenden Feldern ermöglichten. Aus heutiger Sicht stellt sich das zum Teil als Idylle, zum Teil als normale Brücke dar. Allesamt waren sie jedoch nicht für den heutigen Verkehr geeignet, sondern lediglich für Pferdefuhrwerke oder wenige Autos.

Schaut man etwa aus Höhe der Stadtmitte oderabwärts, so liegt zur Linken der Hafen von Wriezen, zur Rechten nur wenige Einzelgehöfte.



Die Karte dürfte etwa um 1910 herum von Wriezen nach Hermsdorf bei Berlin, heute ein Ortsteil des Berliner Bezirks Reinickendorf, verschickt worden sein.

Kommt man am Hafen an, so bietet sich der folgende Anblick. Dabei ist zu bemerken, dass die Oder (= der Kanal) nur noch etwa so breit ist wie zwei Lastkähne nebeneinander und das Hafengebiet zur Linken bereits recht nahe am Ufer durch eine hohe Mauer abgetrennt ist. Die beiden spitzen Türme im Hintergrund haben bis heute überlebt.



Die Karte lief am 7.8.1904 von Wriezen nach Bad Kissingen.



Etwa acht Jahre später wurde diese Karte am 12.1.1912 von Wriezen nach Bützow in Mecklenburg geschickt.

Der Standort, von dem aus der erste Blick in Richtung Hafen zu sehen war, dürfte mit der hier gezeigten Dammbrücke identisch sein. Heute gibt es an dieser Stelle eine normale Straßenbrücke aus Beton, über die die Landesstraße L 33 von Wriezen in Richtung Letschin führt.



Die Karte lief am 1.8.1912 von Wriezen nach Rummelsburg bei Berlin, heute ein Ortsteil in Berlin.

Etwas weiter südlich, vom Bild her etwa auf der Höhe des Wriezener Bahnhofs, stand damals die Oderbrücke. Hier ist bereits zu sehen, wie abseits vom Hafengelände die Oder erheblich schmaler geworden ist.



Diese Karte lief am 17.9.1907 von Wriezen nach Mannheim.

Schon außerhalb der eigentlichen Stadt gab es die Fischerbrücke. Links oben kann man noch ein einzelnes Gehöft erkennen, ansonsten gibt es hier nur noch Felder und weite Landschaft.



Diese Karte wurde nicht von Wriezen aus verschickt, sondern lief am 15.10.1905 als Ortspost innerhalb von Mariendorf, heute ein Ortsteil des Berliner Bezirks Tempelhof-Schöneberg.

Viele Grüße
Ingo
 
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