Thema: Erfahrungen mit ausländischen Tauschpartnern
- Am: 12.08.2007 16:47:23 Gelesen: 16812# 1@  
Ich sammle schon seit einigen Jahren und habe in dieser Zeit auch mehrere Tauschpartner gehabt, die ich aufgrund von Inseraten in Fachzeitschriften gefunden habe.

Nachdem ich auch angefangen habe, österreichische Briefmarken zu sammeln, dachte ich, daß es doch sinnvoll sei, mit österreichischen Sammlern zu tauschen. Ich gab also in der Zeitschrift „Der Briefmarke“ – der gemeinsamen Zeitschrift des VÖPh (Verband Österreichischer Philatelistenvereine) und der Österreichischen Post - eine Anzeige auf. Wegen der doch recht hohen Kosten für ein Inserat war die Anzeige kurz: „Suche A, gebe D“.

Ich erhielt weit über 20 Zuschriften, etwa je die Hälfte aus Deutschland und Österreich. Aber auch je eine Zuschrift aus Frankreich, Belgien und den Niederlanden war dabei – was zeigt, daß das Vertriebskonzept von „Die Briefmarke“ offensichtlich sehr erfolgreich ist: Jedes Mitglied eines Vereins des VÖPh und jeder Abonnent der Österreichischen Pots erhält die Zeitschrift kostenlos!

Hierbei fiel schon ein erster Unterschied auf:

Die deutschen Sammler hatten fast alle Rückporto beigelegt – so wie es sich hier in Deutschland inzwischen eingebürgert hat. Bei den österreichischen Zuschriften fehlte dies.

Die deutschen Sammler kamen gleich zur Sache und sagten, was sie wollten bzw. was sie bieten könnten. Teilweise lag bereits eine Fehlliste bei. Anders die Österreicher: sie stellten sich erst mal vor. Dabei wurden die beruflichen Leistungen und die erworbenen Titel deutlich angesprochen. Ich erfuhr so z.B., daß österreichische Lehrer bereits mit 56 Jahren „Pensionist“ sind. Vielleicht liegt hier der Grund, daß manche nicht wissen, wie man den eigenen Landesnamen schreibt (mit wieviel R oder in welcher Sprache?). Das eigentliche Thema, der Briefmarkentausch schien eher Nebensache zu sein. Eine Fehl- oder Bestandsliste lag bei keinem Schreiber bei.

Nun, den deutschen Sammlern schrieb ich ab, auch die österreichischen Sammler – bis auf drei – erhielten Absagen von mir. Für mich eine Frage der Höflichkeit.

Es war natürlich etwas schwierig, mit drei Sammlern gleichzeitig zu tauschen. Ich mußte da immer die Antworten zeitlich so steuern, daß ich jeweils eine aktualisierte Fehlliste mitsenden konnte.

Hier zeigten sich jetzt deutliche Unterschiede zu deutschen Tauschpartnern. Meine Fehllisten sind nach MICHEL-Katalogen erstellt, was in der Kopfzeile auch steht. Zwei Sammler bemerkten dies auch, einer nicht. Er sandte mir österreichische Marken nach meiner Liste, legte jedoch ANK-Nummern zugrunde. Nachdem ich dies dann klären konnte, erstellte ich für ihn eine eigene Liste mit Ausgabedatum, Ausgabeanlass, Nominale und MICHEL-Nummer. Aber auch das machte ihm noch Schwierigkeiten. In seiner Rückantwort fragte er nochmal, ob ich die Nummerierung nach MICHEL-Katalog verwenden würde. Ich hatte dies natürlich nicht erwähnt. Ich dachte es sei klar, daß MICHEL-Nummern auf MICHEL-Katalogen basieren. Also, suchte ich deutsche Marken zum Saldenausgleich heraus und beendete diese Tauschverhältnis – und dachte bedauernd an die frühzeitige Pensionierung österreichischer Lehrer und deren offensichtliche Folgen.

Mit zwei Partnern ist der Tausch auch einfacher. Als ich dann irgendwie zeitliche Probleme hatten, sandte ich Postkarten nach Österreich, bedankte mich für die Sendung und bat um Geduld – auch dies eine Frage der Höflichkeit für mich.

Einer der beiden Sammler wollte dann DDR-Marken und sandte mir eine umfangreiche Fehlliste. Der Tausch ließ sich gut an. Dann sandte er mir einen Schwung österreichischen Marken und kündigte eine aktualisierte Fehlliste an. Dann hörte ich nichts mehr von ihm. Na ja, dachte ich, ich stehe ja in seiner Schuld, er wird sich wohl wieder melden. Nach drei Monaten schickte ich dann eine Sendung nach Österreich zum Saldenausgleich nach der alten Liste und beendete diesen Tausch.

Der letzte jetzt verbliebene Tauschpartner wollte aktuelle deutsche Marken gestempelt. Dabei moserte er in jedem Brief über irdendetwas herum. Das meiste konnte ich nicht nachvollziehen. Die Beschaffung aktueller gestempelter Marken geht halt nicht so schnell – wenn man nicht auf die Klischeestempel der Versandstelle zurückreifen will. Die Frankatur verblieb jeweils beim Partner.

In Köln war dann ein Sonderstempel der Lufthansa angekündigt. Ich machte eine Sendung für ihn fertig und erwähnte, daß ich den Sonderstempel für ihn erhalten wolle. Dazu kam es dann leider nicht, da unser Hund sich einen Kreuzbandriß zuzog und wir kurzfristig einen Operationstermin in Duisburg erhielten. Ich mußte den Brief also in Duisburg in den Briefkasten werfen. Es kam ein beleidigter Brief mit der nächsten Sendung zurück, meine Frankatur lag bei: ein völlig verschmierter Stempel des Briefzentrums – die Marke war Schrott! Ein amüsiertes Staunen ergriff mich jedoch dann bei der Abrechnung: Er hatte seine Frankatur an mich als Tausch angerechnet! Auf diese Idee ist bisher noch kein Tauschfreund von mir gekommen. Na, ja, dachte ich, Wenn er will, machen wir es halt so. Das Beschädigungsrisiko liegt natürlich bei dem Empfänger. Mit dieser Abrechnungsvariante gingen mehrere Briefe hin und her. Und immer wieder irgendwelche Nörgeleien von ihm, vor allem nach Zuschlagsmarken fragte er immer wieder. Dabei wollte er jedoch nur komplette Sätze, keine Einzelmarken. Und nun suchen Sie mal komplette Zuschlagssätze in der Tagespost bzw. in Kiloware!

Nachdem ich eine größere Sendung nach Österreich gesandt hatte, hörte ich nichts mehr. Postkarten gibt es wohl in Österreich nicht, mit denen man dem Partner eine kurze Mitteilung machen kann. Internet hatte der österreichische Sammler nicht.

Da der Partner ja Schulden bei mir hatte, wollte ich nicht bis in alle Ewigkeit warten, wollte aber auch nicht direkt mahnen. Also erstellte ich nach einem Vierteljahr eine aktualisierte Fehlliste für österreichische Marken und sandte sie mit einem kurzen Begleitschreiben ab. Nach weiteren sechs Wochen erhielt ich eine Tauschsendung. Kein Wort, warum es so lange gedauert hat! Meine neue Liste war nicht berücksichtigt worden. Da ich keine Lust habe, deutsche Dubletten wegzugeben und mir dafür österreichische Dubletten hinzulegen, sandte ich den größten Teil der Sendung wieder zurück. Im nächsten Brief wurde wieder herumgenörgelt, wegen meiner Rücksendung: es würde doch erheblich Zeit kosten, die Marken für die Sendung herauszusuchen, usw, usf. Da verlor ich die Lust: Ich bestellte bei der Versandstelle gestempelte Marken, schicke sie nach Österreich und beendete das Tauschverhältnis.

Ja, da glaubt man, daß Sammler doch irgendwie das gleiche Interesse haben. Und doch gibt es erhebliche Unterschiede in der Mentalität!
 
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