Thema: Philatelie in der Presse
Richard Am: 09.05.2008 23:29:20 Gelesen: 1329525# 89@  
Gezähnte Sammlerträume

Von Daniel Freudenreich

WAZ, Der Westen (07.05.08) - Konkurrenz durch Ebay und Nachwuchsmangel: Für Briefmarkenhändler wird das Geschäft immer härter. Gute Erlöse erzielen fast nur noch Spitzenmarken, wie sie ab heute auf der Messe in Essen zu sehen sind

Königin Victorias Konterfei hebt sich klar vom blauen Hintergrund der Briefmarke ab. Die Monarchin lächelt, blickt erhaben - doch ein Hingucker ist der betagte Schnipsel trotz aller Liebe zum britischen Blaublüter nicht. "Die Legende stimmt aber", sagt Arnim Hölzer, Präsident des Bundesverbands des Deutschen Briefmarkenhandels (APHV) dem blassen Motiv zum Trotz. Deshalb gilt die Blaue Mauritius als bekannteste Briefmarke der Welt.

Postal gewordene - und teils ziemlich teure - Sammlerträume können Philatelisten auf der Essener Briefmarkenmesse ab heute bewundern. Dabei dürfte es sich eher um ältere Semester handeln, denn: "Es ist schwierig, Nachwuchs zu bekommen", sagt Dieter Hartig, Präsident des Bunds Deutscher Philatelisten.

Zwischen 2,5 und 3,5 Millionen Menschen sammeln in Deutschland farbige Postwerte, Tendenz sinkend. "Die Sammlerjahrgänge sterben weg", sagt Hölzer und rechnet mit weiter sinkenden Preisen für gezähnte Massenware.

450 bis 500 Millionen Euro Umsatz, so schätzen Branchenkenner, haben die Briefmarkenhändler in Deutschland 2007 erzielt. Konkurrenz bekommen sie zusehends über das Online-Aktionshaus Ebay. Doch nicht nur der Fachhandel ist für Hölzer Leidtragender der zunehmenden "Drei, zwei, eins... meins"-Mentalität, sondern auch der Käufer. Es gebe genug Sammler, die auf Fälschungen hereinfielen, der Schaden gehe jährlich in die Millionen, sagt Hölzer.

Dabei würden nicht mehr die Spitzenstücke kopiert, sondern Briefmarken im Wert bis 100 Euro. "Solche Stücke lassen die Käufer selten durch Experten überprüfen", sagt Hölzer und macht Kostengründe verantwortlich. Denn ein Briefmarkenprüfer - in Deutschland gibt es rund 50 - verlangt bis zu vier Prozent des Preises, der im Michel-Katalog steht.

Dieses Nachschlagewerk ist die Grundlage für jeden Philatelisten. Manch Anfänger mag hier die Preise seiner Briefmarken zusammenrechnen und sich über einen vermeintlichen Schatz freuen. Weit gefehlt. Die Preise im Michel-Katalog sind lediglich Richtwerte. "Für normale Marken bekommt man 20 bis 30 Prozent des Katalogpreises", sagt Hartig: "Briefmarken sind eben keine Geldanlagen."

Arnim Hölzer sieht das differenzierter. Es bedürfe viel Fachwissens, um die richtigen Marken zu erwerben. Begehrt seien besondere Postwerte aus dem Dritten Reich und der Weimarer Zeit.

Die Spitzenexemplare finden vor allem bei Versteigerungen einen neuen Besitzer. Etwa 100 Millionen Euro Umsatz haben die rund 100 Auktionshäuser in Deutschland nach Angaben des Bundesverbands Deutscher Briefmarkenversteigerer 2007 erzielt. "Die meisten Marken erzielen zwischen 5000 und 20 000 Euro", sagt Harald Rauhut, Inhaber eines Auktionshauses in Mülheim. Teurere Marken seien schwer zu verkaufen, da der Käuferkreis sehr klein sei.

Es sei denn, es handelt sich um extrem seltene Stücke wie die Blaue Mauritius oder die deutsche Briefmarke mit Audrey Hepburn. 2005 erzielte sie bei einer Auktion 135 000 Euro. "Bei einer Briefmarke bezahlt man für ihr Aussehen und ihre Geschichte", sagt Hartig. Bei der Hepburn-Marke und der Blauen Mauritius stimmen sie (siehe Kasten).

Die Briefmarkenmesse auf dem Messegelände Essen geht vom 8.-10.Mai. Do und Fr.: 10-18 Uhr, Sa.: 10-17 Uhr.

(Quelle: http://www.derwesten.de/nachrichten/wirtschaft-und-finanzen/2008/5/7/news-44440993/detail.html)
 
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