Thema: Mitgliederzahl im BDPh Bundesverband weiter rückläufig
Richard Am: 10.05.2008 08:19:00 Gelesen: 115786# 17@  
Die Briefmarke, ein Auslaufmodell ?

Von Horst Zimmermann

Kölnische Rundschau (08.05.08) - Die Krise des Massenhobbys Briefmarkensammeln ist das große Thema auf der „Internationalen Briefmarkenausstellung“ und der „Nationalen Postwertzeichen-Ausstellung" in Essen.

Seit die Zahl der Sammler, die den vollen Preis für Marken zahlen, aber zur Freude der Post keine Beförderungsleistung in Anspruch nehmen, rückläufig ist, bockt der Goldesel der Post. Selbst für Dieter Hartig, Präsident des Bundes deutscher Philatelisten in Bonn, ist der Mitgliederschwund „Anlass zur Sorge". Von einst 70 000 Mitgliedern sind nur noch 55 000 übrig.

Die ersten Vereine haben sich aufgelöst. „Viele alte Sammler sterben oder geben, oft aus finanziellen Gründen, ihr Hobby auf“, so Hartig. „Es kommen nicht mehr genug junge Sammler nach.“ Nach Schätzungen sammeln heute nur noch 2,5 Millionen, eine halbe Million weniger als vor zehn Jahren.

Wie geriet das Massenhobby in die Krise? Freistempler und elektronische Frankaturen haben Briefmarken zurückgedrängt. „Dadurch kommen junge Leute immer seltener mit Briefmarken in Berührung, immer weniger werden animiert, sich eine schöne Marke auf die Seite zu legen“, beklagt der Sammler-Präsident. Auch das Argument, dass hübsche Wertsteigerungen zu erzielen seien, sticht nicht mehr. Wer heute eine Sammlung aus den letzten 30 Jahren verkauft, bekommt oft nicht einmal mehr den Einstandspreis zurück. Auch die Reduzierung der Druckauflagen von einst 25 bis 30 auf jetzt sieben bis neun Millionen Stück brachte keine Wertsteigerung.

Abschreckend wirken aber vor allem die rasant gestiegenen Kosten des „gezähnten Hobbys“. 1970 konnte ein Sammler noch für 17,60 Mark komplett sein, voriges Jahr musste er schon 48,40 Euro - mehr als das Fünffache - ausgeben (ohne Automatenmarken, Markenheftchen und Markenboxen). Wer die Neuheiten nicht nur postfrisch, sondern auch gestempelt sammelt, muss noch einmal denselben Betrag opfern. Denn „Sammeln aus dem Papierkorb geht praktisch nicht mehr“, so Hartig. Die wenigen Marken, die heute noch mit der Briefpost ins Haus kommen, sind meist durch verpönte Rollenstempel verunziert.

Um von weniger Sammlern mindestens denselben Erlös zu erzielen, lässt sich die Post einiges einfallen. So werden heute im Schnitt jedes Jahr fünf Marken mit identischen Motiven als selbstklebende Marken ausgegeben. „Beutelschneider“, wettern die Sammler. Dass der Bogen auch überspannt werden kann, musste die Post erkennen, als 2006 Neuerscheinungen für 67,70 Euro ausgegeben wurden und etliche absprangen. Dennoch ist die Post weiter auf zusätzliche Erlöse aus. So wird im Juni der Klatschmohn auf der erst drei Jahre gültigen 55-Cent-Marke der Blumen-Dauerserie gegen eine Gartenrose ausgetauscht. Wenig später wird die Malve auf der 25-Cent-Marke durch eine Gartennelke ersetzt. Und im Oktober erscheint eine neue Generation von Automatenmarken. Allerdings: Der preiswerte Kauf von Sammlermarken am Postschalter funktioniert nicht mehr, weil Postagenturen gar nicht mehr alle Neuheiten bestellen. Vier Wochen nach Erscheinen werden bis dahin nicht verkaufte Sondermarken wieder eingesammelt. So kam es, dass im letzten Dezember die Sondermarke „Elisabeth von Thüringen“ schon nach wenigen Tagen überall, sogar bei der Versandstelle für Sammlermarken, ausverkauft war. Die Sammler sollen zu Abonnements bei der Versandstelle animiert werden, die alle Vorbestellungen in der gewünschten Zahl liefert. Bei der Gelegenheit werden auch noch Numisblätter, Briefmarkenkalender oder Postauto-Miniaturen angeboten. Gegenüber dem Postschalter verlangt die Versandstelle für Sonderwünsche wie Eckrandstücke einen Aufpreis. Dass viele Sammler über steigende Kosten klagen, hat auch die Post mitbekommen. Sie versucht, durch kleine Zugaben die Wogen zu glätten. So bekamen gerade die Abonnenten von Ersttagsblättern auf einem Extra-Blatt gratis die fünf selbstklebenden Sondermarken von 2007 - ein Geschenk im Wert von 4,35 Euro.

(Quelle: http://www.rundschau-online.de/html/artikel/1209913595768.shtml)
 
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