Thema: Marken bestimmen: Japan Steuermarken
ragiko Am: 12.02.2013 05:14:23 Gelesen: 10139# 5@  
Steuermarken werden in Japan seit Beginn von Briefmarkenausgaben bis in die Gegenwart verwendet und führen eine Art von Schattenexistenz neben den postalischen Briefmarken. Genau wie die Briefmarken gab es auch nach dem Kanto-Erdbeben eine provisorische, geschnittene Steuermarken-Serie, in den besetzten Gebieten wurden japanische Steuermarken verausgabt, und in den Regionen werden regionale Steuermarken verwendet. Weil man solche Marken in Deutschland nicht kennt, stelle ich hier den Zweck und die Verwendung kurz vor. Einige von euch kennen sie sicher schon aus anderen Ländern, die Steuermarken (revenue stamps) verwenden.

Mit der üblichen Steuererklärung hat es nichts zu tun, man sollte vielleicht eher "Gebührenmarken" dazu sagen. Sie kommen generell bei Gebühren von Dienstleistungen der öffentlichen Hand zum Einsatz. Wenn man einen Pass beantragt, seinen Führerschein macht oder einen neuen Telefonanschluss gelegt bekommt, fallen Gebühren an, deren Entrichtung man mit Steuermarken dokumentiert. Auf dem Antragsformular wird die Steuermarke aufgeklebt (erhältlich an jedem Kiosk oder im Supermarkt), und die Behörde, die den Antrag bearbeitet, entwertet die Steuermarke. Tatsächliche Steuern werden etwa beim Abschluss von Verträgen oder Erstellung von Rechnungen fällig. Jeder Dienstleister, der eine Rechnung von mehr als umgerechnet 200 Euro ausstellt, muss darauf eine Steuermarke kleben und mit dem Firmenstempel entwerten, sonst muss er beim Finanzamt bei der Steuerprüfung des Betriebes mit einer Strafe wegen Steuerhinterziehung rechnen. Wer in einem guten Restaurant mit Geschäftsfreunden essen geht, wird auch hier auf der teuren Rechnung eine Steuermarke finden.

Früher wurden, wie in Italien (sale e tabacchi), in Japan auch Importe von Spirituosen, Seide und andere Dinge besteuert und zum Teil mit eigenen Steuermarken dokumentiert. Auch gab es anfangs für jede einzelne staatliche Behörde, also Verwaltung, Justiz, Finanz- und Steuerbehörde usw., eigene Steuermarken. Heute sind die Steuermarken der öffentlichen Hand vereinheitlicht, während Dienstleistungen der Präfekturverwaltungen nach wie vor eigene präfekturale Steuermarken zeitigen.

Es ist ein riesiges Sammelgebiet, ohne Abstriche vergleichbar mit der Philatelie, aber nur wenige Sammler befassen sich damit. Es gibt einige wenige Spezialkataloge, die aber nur selten neu aufgelegt werden und oft nur Teilgebiete umfassen. Die Herstellung lohnt nicht, weil es zu wenige Sammler gibt. Aus diesem Grund kann man auch die frühesten Steuermarken, zu denen die abgebildete 1 sen zählt, spottbillig bekommen, und ein anspruchsvoller Steuermarkensammler muss erst dann, wenn er etwa postfrische komplette Bögen und andere Raritäten sucht, tiefer in die Tasche greifen.

Ich habe einmal eine hochwertige Steuermarkensammlung Japan auf einer Briefmarkenausstellung gesehen und muss sagen, jeder Sammler, der sein Gebiet ernsthaft bearbeitet, bringt am Ende eine beachtliche, sehenswerte Sammlung zuwege, die auch dem normalen Philatelisten Anerkennung abverlangt.

Steuermarken werden von Laien oft mit postalischen alten japanischen Briefmarken verwechselt und nicht selten Fantasiepreise dafür verlangt, aber in praktisch jedem Einsteckbuch "alle Welt" stecken solche Steuermarken, bei eBay werden sie täglich offeriert, und man kann sich nur wundern, in welcher Fülle in Japan Steuermarken existieren. Letztlich sind einzelne gebrauchte Stücke, selbst sehr alte, so gut wie nichts wert. Wo kein Markt ist, gibt es auch keine Preise.
 
Quelle: www.philaseiten.de
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