Thema: Philatelie in der Presse
Richard Am: 13.05.2008 22:02:09 Gelesen: 1329300# 96@  
Nochmals Briefmarken einstampfen? - Das offizielle Liechtenstein gegen Boykott der Olympischen Spiele in China

Von Günther Meier

St. Galler Tagblatt, Vaduz (06.05.08) - Das Fürstentum Liechtenstein möchte an den Olympischen Spielen in Peking teilnehmen. Anders als vor den Olympischen Spielen in Moskau wird ein Aufruf zum Boykott wohl kein Gehör finden.

«Ich fordere das Liechtensteinische Olympische Komitee und Sportminister Klaus Tschütscher auf, dass Liechtenstein auf die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2008 in China verzichtet», forderte Helmut Hasler in einem Leserbrief in den liechtensteinischen Zeitungen. Nicht ganz so weit möchte der Verein «Tibet-Unterstützung Liechtenstein» gehen, der in einer öffentlichen Stellungnahme Regierung, Landtag und Olympisches Komitee ersuchte, bei der chinesischen Regierung Protest einzulegen wegen der Menschenrechtsverletzungen in Tibet. Die Aufforderungen dürften diesmal, im Unterschied zum Boykott der Olympischen Spiele in Moskau 1980, kein Gehör bei den offiziellen Stellen finden.
1980: Briefmarken vernichtet

Aussenministerin Rita Kieber-Beck erteilte im Parlament einem Alleingang Liechtensteins eine Absage und erinnerte die Abgeordneten an die Praxis der Regierung, sich in solchen Angelegenheiten international getragenen Initiativen anzuschliessen.

Als 1980 die Sowjetunion in Afghanistan einmarschierte, wollte Liechtenstein noch ein eigenständiges Zeichen des Protestes setzen, verzichtete auf eine Teilnahme an der Olympiade in Moskau und vernichtete die bereits gedruckten Olympia-Briefmarken. Auch zu den Olympischen Spielen in Peking sollen zwei Sonderserien an Briefmarken erscheinen. Ausserdem hat Liechtenstein schon im Jahre 2005 zusammen mit China zwei Gemeinschaftsbriefmarken mit Blumenbildern herausgegeben.

Trotz dieser Briefmarken-Freundschaft verwahrte sich Xiaosi Li, der chinesische Generalkonsul mit Sitz in der Schweiz, gegen die Einmischung Liechtensteins in die inneren Angelegenheiten Chinas. Ausgangspunkt für das Schreiben des Konsuls an alle Abgeordneten des Landtags war eine Tibet-Resolution, die das Parlament am 25. April 2007 gutgeheissen hatte. Der chinesische Generalkonsul betonte, China werde nie vergessen, dass Liechtenstein zu den ersten Ländern gehört habe, die diplomatische Beziehungen mit der Volksrepublik aufgenommen hätten. Gleichzeitig erinnerte er daran, dass sich Liechtenstein ebenfalls nicht freue, wenn ein fremder Staat Druck auf das Fürstentum ausübe. Die Chinesen hatten auch registriert, dass der Dalai Lama dem Fürstentum Liechtenstein 1991 im Zusammenhang mit der Eröffnung einer Tibet-Ausstellung im Landesmuseum einen Besuch abgestattet hatte.

Kein Aufsehen erregen

Im Moment deutet alles darauf hin, dass Liechtenstein gegenüber China kein Aufsehen erregen will, sondern sich auf das Mittragen der EU-Erklärung zur Tibet-Angelegenheit beruft. Rita Kieber-Beck verwahrte sich in einer Erklärung gegen Vorwürfe des Leisetretens, nachdem der Landtagsabgeordnete Henrik Caduff kritisiert hatte, wer jetzt schweige, mache sich zum Komplizen.

(Quelle: http://www.tagblatt.ch/index.php?artikelxml=1507026&ressort=tagblattheute/ostschweiz&jahr=2008&ressortcode=tb-os&ms=)
 
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