Thema: Berliner Bärenganzsachen von 1945 in ihren Verwendungsformen
hajo22 Am: 16.02.2013 00:09:58 Gelesen: 56551# 7@  
Mit meinem Anspruch: "in besonderen Verwendungsformen" habe ich wohl deutlich zu hoch gegriffen. Dieser Fehler kann passionierten Ganzsachensammlern leicht unterlaufen, ich bitte um Vergebung. Ich schraube also zurück und sehe zunächst auf die Normalverwendung als Orts- bzw. Fernpostkarte.

Die Bärenganzsachen sind in der philatelistischen Literatur von Anfang an stiefmütterlich behandelt worden. Man findet kaum Hinweise. So kennt man z.B. auch die Auflagezahlen nicht. Sicher wird es so sein, daß die Auflage der P1 und P2 erheblich geringer war als die der P3 und P4.

Der Vordruck der P1/P2 entsprach nicht mehr den postalischen Erfordernissen. Schon die letzten Hitlerkarten wiesen Postleitzahlkreise (PLZK) auf, hingegen die ersten Bärenganzsachen noch den senkrechten Teilstrich hatten und damit formularmäßig überholt waren. Der wenigen Literatur über die Karten ist zu entnehmen, daß sie nur zu Postbeginn im August 45 bis längstens Anfang/Mitte Sept. 45 an den Postschaltern vorrätig waren.

So sollen schon ab dem 20.8. die Karten mit PLZK an den Schaltern verkauft worden sein. Also nur eine kurze alleinige "Vertriebsdauer" der P1 u. P2, sie müssen nach zeitgenössischen Berichten schnell ausverkauft gewesen sein. Da ja zunächst dem innerstädtischen Postverkehr erste Priorität eingeräumt wurde, dürften mehr P1 als P2 hergestellt worden sein. Der große Bedarf, der schnelle Ausverkauf der P1 führte dazu, daß häufig die P2 als Ortspostkarte (überfrankiert) diente, solange die P3 noch nicht erhältlich war.

Die Reichsmark war 1945 längst ein wertloses Auslaufmodell. Der eine Reichspfennig mehr, lächerlich. Wichtig war das Formular und der (angekettete) Bleistift am Stehpult im (unbeheizten) Schalterraum. Also sollten wir die Verwendung der 6 Pfg. Karte im innerstädtischen Postverkehr nicht allzu streng werten.

Die "Königin" der 4 Karten ist für mich in der einfachen Verwendung als normale Fernpostkarte eindeutig die P2. Im Besonderen nach Ausverkauf bei den Postschaltern und in der kurzen Verwendungsperiode vom 1.1. bis 28.2.46. Ab 1.3.46 ja dann nur noch mit Zusatzfrankatur 6 Pfg. als Fernpostkarte möglich.

Die bedarfsmäßig 1946 gebrauchte P2 als Fernpostkarte vor Gebührenerhöhung ist ein philatelistisches Sahnestück.

Und so sieht ein solches Sahnestück aus (Berlin-Waidmannslust 14.1.1946):


 
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