Thema: (?) (155) Großherzogtum Baden: Belege des 19. Jahrhunderts
bayern klassisch Am: 06.03.2013 08:50:26 Gelesen: 124151# 1@  
Incoming Mail Großherzogtum Baden

Liebe Sammlerfreunde,

weil ich nicht nur von der bayerischen Philatelie und Postgeschichte fasziniert bin, sondern mir auch die Post des Großherzogtums Baden sehr am Herzen liegt, schnappe ich mir hin und wieder auch etwas von oder nach Baden, das mit Bayern nicht zu tun hatte.

Heute möchte ich einen Portobrief aus La Guaira (Venezuela) vom 20.5.1861 vorstellen, der nach Rauenberg bei Wiesloch in Baden geschickt wurde. Doch wie kam er dahin?



Die Royal Mail Steamship Company, die in der Karibik verkehrte, hatte unter Kapitän F. Woolly die Atrato ausgesandt, welche die Post dort einsammelte und am 29.5.1861 von St. Thomas aus Richtung GB fuhr.

Am 12.7.1861 kam der Brief in London an und erhielt siegelseitig den roten Stempel von dort. Die unglaubliche Schnelligkeit der damaligen Post wird einem deutlich, wenn man vom Folgetag (!) den französischen Bahnpoststempel ANG AMB CALAIS sieht, der für ANGLETERRE AMBULANT CALAIS steht und auf Sendungen aus oder über GB nach und über Frankreich abgeschlagen wurde.

GB verkaufte der französischen Postverwaltung dergleichen Briefe nicht individuell berechnet, sondern nach Gewicht, wie man an dem französischen Taxstempel GB 1 F 60 C (für GB 1 Franc 60 Centimes je 30g Briefgewicht) ersehen kann. Da der Brief einfachen Gewichts war, also unter 7,5g wog, reichte die an GB bezahlte Pauschale für mindestens 4 oder gar 5 Briefe.

Über Paris lief er nach Strasbourg, wo er am 14.6.1861 ankam und sofort der badischen Bahnpost aus Richtung Basel nach Heidelberg übergeben wurde. Diese stempelte BADEN über FRANKREICH, denn eine Leitung über GB - Belgien und Preußen wäre auch möglich gewesen, was ganz andere Gebühren nach sich gezogen hätte.

Die badische Bahnpost rechnete mit der französischen Bahnpost ab und kreditierte ihr für diesen Brief den Standardsatz von 24 Kr. (bis 7,5g in Frankreich und bis 1 Loth im Postverein bzw. in Baden galt er als einfach).

Noch am 14.6.1861 kam er in Heidelberg an und wurde spätestens am nächsten Tag dem Empfänger zugestellt.

Was ich nicht klären kann, sind die 5 Kr., die Baden ab der Grenze bei Kehl für sich ansetzte.

Briefe aus Venezuela in die altdeutschen Staaten sind handverlesen und ich bin sehr froh, diesen einen zeigen zu können.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/5256
https://www.philaseiten.de/beitrag/62309