Thema: (?) (687/689) Air Mail / Luftpost - Aufkleber, Labels, Eindrucke, Vermerke
saintex Am: 05.04.2013 17:26:47 Gelesen: 779473# 231@  
@ zockerpeppi [#229]

Hallo Lulu,

einige Anmerkungen zu Deinem griechischen Luftpostbrief aus dem Dezember 1931, adressiert an die Redaktion der französischen Wochenzeitung L’Illustration in Paris.

Der Brief wurde am 27.12.1931 in Athen als Luftpost-Einschreibe-Brief aufgegeben. Die rückseitig angebrachte Frankatur von 13 Drachmen ist zeitgemäß mit dem speziellen Athener Tagesstempel für ausgehende Lp.-Einschreibesendungen entwertet[1].

Vorderseitig ist auf dem Umschlag der amtliche Lp.-Leitstempel in französischer Sprache „PAR AVION/JUSQU’A……“ (dt.: MIT LUFTPOST/BIS…….) angebracht [2]. Allerdings fehlt an der im Stempel freigelassenen Stelle die handschriftliche Ergänzung, an welchem Zielort die Luftpostbeförderung enden soll.

Rückseitig trägt der Brief den Ankunftstempel des Pariser Nordbahnhofes Paris- Gare du Nord-Avion 2.1.32 7* (vgl.[#168]) sowie des Zentralpostamtes des IX. Arrondissements, in dem die L‘Illustration ihren Sitz hatte. Der Lp.-Ankunftstempel des Pariser Nordbahnhofes deutet darauf hin, dass die Luftpostbeförderung Deines Briefes an einem anderen Ort (innerhalb oder außerhalb Frankreichs) endete und der Brief von dort nach Paris per Bahnpost befördert wurde.

In dem von der griechischen Postverwaltung Ende Dezember 1931 herausgegebenen Luftpostführer werden für griechische Luftpost nach Frankreich drei Beförderungsmöglichkeiten genannt [3]:

Air Orient (AO)

Griechische Luftpost nach Frankreich konnte zunächst mit der französischen AO auf der Asien-Linie der AO von Saigon in Französisch Indochina über Indien, Irak, Libanon und Athen nach Marseille befördert werden. Von dort wurde die griechische Luftpost dann mit der Bahnpost nach Paris befördert.



Compagnie de Navigation Internationale Aérienne (CIDNA)

Als weitere Möglichkeit nennt der griechische Luftpostführer vom Dezember 1931 die Beförderung durch die CIDNA, die von Straßburg in Richtung des Balkans und v.v. operierte. Dabei wurde die griechische Luftpost im Dezember 1931 zunächst mit der Bahn nach Belgrad in Jugoslawien transportiert und von dort mit dem Flugzeug auf dem Streckennetz der CIDNA weiter nach Frankreich befördert.

Hier ein Flugplan der CIDNA aus dem Mai 1932, in dem weitere Details der Streckenführung der CIDNA sowie die Abflug- und Ankunftszeiten angegeben sind.



Imperial Airways (I.A.)

Schließlich bestand eine Beförderungsmöglichkeit auf der Indien- und der Afrika-Linie der I.A., die beide auf dem Weg nach London in Athen eine Zwischenlandung machten. Allerdings wurde die mit der I.A. beförderte griechische Luftpost auf dem Luftweg nur bis Brindisi in Italien befördert. Da Italien der I.A. im Dezember 1931 keine Überflugrechte eingeräumt hatte, mußten Post und Passagiere ab Brindisi mit der Bahn bis Paris befördert werden. Dein Luftpostbrief könnte daher auch diesen Weg genommen haben.



Die vorstehende Karte stammt aus dem in Fn. 2 zitierten Katalog von A. Karamitsos.

Mit 13 Drachmen ist der Lp.-Brief bei einem Gewicht zwischen 10 und 20 Gramm portogerecht frankiert. Das Porto setzt sich wie folgt zusammen [4]: Auslandsbrief bis 20 Gramm 4 Drachmen, R-Gebühr Ausland 4 Drachmen und Lp.-Zuschlag je 10 Gramm 2.50 Drachmen. Der Lp.-Zuschlag war dabei für alle drei Beförderungsmöglichkeiten gleich.

Quellen

[1]M.A.Goddard, The Airposts of Greece 1912-1991, Athen 1986 Seite 43-45 (Stempeltyp P12)
[2]A.Karamitsos, HELLAS/2012 Stamp Catalogue and Postal History, Vol. IV: Air Mail - First and special flights, Thessaloniki 2011 Seite 150 (Stempeltyp AC15a); Goddard a.a.O.Seite 49-53 (Stempeltyp C12a). Karamitsos gibt die Verwendungsdauer dieses Stempeltyps vom 29.12.1929 bis 1.3.1939 an.
[3]Teilweise abgedruckt in deutscher Übersetzung bei Petros Tiberius, Griechenland – Postgeschichte 1821-2001, Band II: Anhänge-Dokumentation-Bibliographie, Frankfurt a.M.(Selbstverlag) 2002 Seite 128-132
[4]Tiberius a.a.O. Band III Gebührentabellen Seite 117,127 und 184

Mit freundlichen Grüßen
saintex
 
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