Thema: (?) (687/689) Air Mail / Luftpost - Aufkleber, Labels, Eindrucke, Vermerke
saintex Am: 05.04.2013 23:10:17 Gelesen: 780159# 232@  
Heute mal wieder ein kleines Schmankerl für die hier im Forum so zahlreich vertretenen Freunde der Aerophilatelie aus „Down Under“.

Wichtige Kommunikationsadern, die das weltweite Britische Empire vor dem 2. Weltkrieg verbanden, waren die von der britischen Fluggesellschaft Imperial Airways (I.A.) eingerichteten Fluglinien nach Südafrika und Australien. Den Streckenverlauf dieser beiden Arterien zeigt die nachfolgende Weltkarte.



Der hier im Thread bereits mehrfach erwähnte australische Luftfahrtpionier, Sir Charles Kingsford-Smith war es, der für den Fall eines bewaffneten Konfliktes mit Japan die wichtige über Java (damals Niederländisch-Indien) und Singapur verlaufende Kommunikationsader bedroht sah und daher die Erforschung einer alternativen Flugverbindung von Australien über den Indischen Ozean ins britische Mutterland anregte. Nach den Vorstellungen von Kingsford-Smith sollte die Streckenführung der Alternativroute von Port Hedland an der Nordwest-Küste Australiens nach Mombasa in Ostafrika mit Zwischstopps auf den Cocos Inseln, Diego Garcia (Chagos-Archipel) und den Seychellen verlaufen. In Mombasa bestand dann Anschluss an die Afrika-Linie der I.A.



Die Australische Regierung verfolgte die Pläne von Kingsford-Smith für eine Alternativroute von Australien nach Großbritannien über den Indischen Ozean jedoch erst im Sommer 1939 nach dessen Tod als die Zeichen in Europa auf Krieg standen. Da die Australische Regierung über kein geeignetes Flugboot für den Erkundungsflug über den Indischen Ozean verfügte, charterte sie das Flugboot Consolidated 28 PBY Catalina mit dem Taufnahmen GUBA [1], Kennung NC777 des us-amerikanischen Multimillionärs Richard Archbold, der soeben mit der GUBA eine naturwissenschaftliche Expedition in Neu-Guinea durchgeführt hatte.

Das nachfolgende Foto zeigt die GUBA und ihren Eigner Richard Archbold.



Die GUBA startete zu ihrem Erkundungsflug über den Indischen Ozean in Port Hedland am 4.6.1939. Nach Zwischenstopps in Batavia (5.6.), den Cocos Inseln (7.6.), Diego Garcia (13.6.) und den Seychellen (16.6) kam die GUBA am 21.6.1939 in Mombasa/Kenia an[2].

Die australische Postverwaltung hatte für diesen Erkundungsflug eine offizielle Lp.-Ableitung und sogar die Ausgabe einer 5 Shilling Lp.-Sondermarke geplant[3].

Hierzu kam es jedoch nicht. Angeblich deshalb, weil die kenianische Postverwaltung einer offiziellen Luftpostbeförderung auf dem Erkundungsflug nicht zugestimmt hatte[4]. Trotzdem wurden inoffiziell Luftpostbriefe mitgeführt, die während der Zwischenstopps auf den Cocos Inseln und den Seychellen abgestempelt wurden. Hier ein solcher inoffizieller, auf dem Erkundungsflug über den Indischen Ozean transportierter Luftpostbrief[5].



Von Mombasa aus flog die GUBA über Kisumu am Victoria See, Coquilhatville (damals: Belgisch Kongo), Dakar und St. Thomas/Virgin Islands nach New York, wo sie am 4.7.1939 eintraf[6]. Auch auf dem weiteren Rückflug in die USA wurden die Zwischenstopps der GUBA teilweise philatelistisch dokumentiert.

Quellen/Anmerkungen

[1]Der Taufname GUBA bezeichnet in der Sprache der Ureinwohner Neu-Guineas einen plötzlich auftretenden Sturm.
[2]Nelson Eustis, The Australian Air Mail Catalogue, 5.Aufl. Adelaide 1990 Seite 124; W. Colley, The Airmails of East Africa, 2. Aufl. o.O. 2009 Seite 55
[3]Nelson Eustis a.a.O.
[4]W. Colley a.a.O.
[5]Nelson Eustis a. a.O. Nr. 866
[6]John Wilson, The GUBA story. A tribute to an elderly lady.,o.O 1990 Seite 2

saintex
 
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