Thema: (?) (10) Rollenmarken ablösen - Ratgeber und Fragen
Werner P. Am: 11.04.2013 14:28:03 Gelesen: 15195# 1@  
Hallo an alle,

ich habe einen ähnlichen Beitrag bereits im Michel- und stampsx-Forum gepostet, da aber nicht alle alle Foren lesen und ich dieses Forum hier als eines der sympathischsten kenne, wollte ich hier noch einmal mein Posting zu den Rollenmarken leicht modifiziert wiederholen:

Eines meiner Hauptinteressengebiete sind gebrauchte Rollenmarken mit Rückennummern. Das Ablösen von normalen Kuverts habe ich inzwischen nach ein paar Tausend Marken ziemlich perfektioniert. Ich möchte erst mal meine am besten bewährte Methode vorstellen:

Ich nehme dazu ein flaches Brett (Holz, Plastik o.ä.), lege darauf ein altes Handtuch. Das Handtuch deswegen, weil Feuchtigkeit aufgesogen werden soll, damit die Marken nicht zu sehr von vorne befeuchtet werden. Feuchtigkeit auf der Bildseite durch Briefmarkenablöser gleich welcher Art beschädigt z.B. die alte Fluoreszenz von B+S oder aber auch die SAD von SWK sowie auch die anderen Fluoreszenzen in verschiedenem Umfang.

Dann nehme ich ein kleineres Gefäss mit ca. 2-5% Spülmittel und Wasser. Beim Spülmittel ist es wichtig, daß dieses nicht färbt - Spülmittel mit Zitronensäure sind ungeeignet. Nach meiner Erfahrung sind die besten dafür geeigneten Spülmittel meist die ganz billigen farblosen oder weissen, weil sie wenig Zusatzstoffe enthalten. Ich habe relativ gute Erfahrungen mit blik von Penny, aber nicht die Ultra- und was auch immer Versionen sondern die einfache, weisse (milchige) Flüssigkeit.

Anschliessend braucht man noch Q-Tips (die kleinen Wattestäbchen zum Ohrenputzen).

Dann lege ich die erste Marke mit der Bildseite nach unten auf das Handtuch (darunter ist das Brett) und bestreiche die Kuvertseite mit der Spülflüssigkeit mit Hilfe des Q-Tips. Das mache ich so lange, bis das Kuvert feucht glänzt. Zwischen den "Aufstrichen" warte ich immer, bis die Flüssigkeit eingesogen ist. Je nach Papier reichen dann 2-5 mal bestreichen in der Regel. Wichtig ist sodann, die Marke sobald wie möglich mit einer flachen Pinzette abzunehmen (dauert je nach Papierdicke, Marke usw. zwischen 15 Sekunden und ca. 2 Minuten, meist ca. 30-40 Sekunden). Dabei kann man die Markenränder durch biegen des Briefabschnitts freilegen und dann mit der Pinzette anpacken. Wenn man zu früh abzieht, bleiben meist Papierreste auf der Markenrückseite. Die kann man noch mal mit der Spülflüssigkeit befeuchten und kurz danach mit einer sehr spitzen Pinzette (flach über die Marke halten, damit man die Marke nicht selbst beschädigt) abheben. Wenn man zu lange braucht, ist die Nr. meist beschädigt. Auch ein X-Acto-Messer (Bastlerskalpell) mit gerader Klinge kann manchmal recht nützlich sein.

Die einzelnen Dauermarkenserien sind dabei etwas unterschiedlich im Ablöseverhalten - z.B. Deutsche Bauwerke, Bed. Deutsche, Heuss gehen meist recht schnell ab, Burgen und Schlösser, Sehenswürdigkeiten brauchen länger (liegt wohl an der verwendeten Gummierung). Generell kann man annähernd sagen - je älter die Dauerserie, desto schneller lösen sich die Marken. Ebenso - je dicker das Kuvertpapier, desto länger dauert es.

Wichtig in dieser Beziehung ist auch, daß man die Marke von vorne möglichst wenig feucht werden lässt. Deswegen muß man das Handtuch immer wieder etwas verschieben oder ein frisches nehmen. Tut man das nicht, geht durch die Spülmittellösung die Fluoreszenz unnötig kaputt.

Auch von dickem Karton oder Postkarten (diese bestehen fast immer aus mehreren Lagen Papier) kann man leicht die Marken entfernen, wenn man vorher eine Ecke "zerfieselt" und dann eine möglichst dicke Kartonschicht abreisst, die Postkarte sozusagen "spaltet".

Mit dieser Methode habe ich inzwischen bei normalem Papier weit über 95% Erfolg.

Nun zu den von mir noch nicht gelösten Problemen:

1. Das am häufigsten auftretende Problem sind gefärbte Kartons und Umschläge. Mir ist noch nichts eingefallen, um eine unschöne Verfärbung der Marke beim Ablösen und gleichzeitiger Rettung der Rückennr. zu verhindern. Ich habe es mit Dampf probiert (funktioniert nicht, weil die Rückennr. kaputt geht). Auch mit Wasser ohne Spülmittel funktioniert es normalerweise nicht, weil der meist dickere Umschlag nicht von hinten genügend durchfeuchtet. Eine leichte Besserung kann man durch Zufügen von Probunt (ein Mittel für die Wäsche, das Ausfärben verhindert) erreichen. Hat jemand eine gute Lösung für dieses Problem?

2. Marken auf Plastik oder ähnlichem. Diese sind zwar selten, aber mit der o.g. Methode überhaupt nicht abzulösen. Man kann sie zwar normal einweichen - also in Wasser legen - aber die Rückennummer geht dabei in den meisten Fällen zu grossen Teilen kaputt.

3. Firmen verwenden manchmal senkrecht streifenförmig Kleber auf der Markenrückseite (ist häufig z.B. bei den 25 und 35 Pfg. Burgen und Schlösser-Werten), die dann nicht mehr ganz so einfach abgehen. Mit etwas Glück kann man die Nr. zwar komplett erhalten, meine Erfolgsrate liegt aber da leider nur bei ca. 50%. Das liegt daran, dass der kleberstreifenfreie Teil sich relativ schnell löst, die anderen Teile aber langsamer. Liegt nun die Rückennr. teilweise im Klebestreifen und teilweise nicht, wird der Teil ohne Klebestreifen gerne zerstört.

4. Marken, die zusätzlich mit Uhu usw. aufgeklebt wurden. Da lässt sich wohl gar nichts machen.

Wenn jemand Lösungen für die o.g. Probleme hat würde es mich freuen, davon zu hören.

Ein weiteres Problem habe ich inzwischen gelöst: normalerweise kann man Rollenmarken nach dem Ablösen nicht in's Trockenbuch (Trockenpresse) legen - egal ob das nun eines mit oder ohne Plastikfolie ist. Sie kleben fast unweigerlich an und ein erneutes Anlösen zerstört auch fast immer die Rückennr. Früher habe ich die Marken einfach nur auf das Trockenbuch aufgelegt und an der Luft trocknen lassen - was natürlich bei vielen Marken zu argem "Aufwellen" führt. Dieses Problem habe ich vor Kurzem dadurch gelöst, daß ich sehr dünne Teflonfolie dafür gekauft habe. Auf diese lege ich die Rollenmarken mit der Gummiseite - noch nass. Noch besser ist das Desert Magic Drying Book, weil man da keine Folie zurechtschneiden und kaufen muss - siehe anderer Thread hier. Auf die auf der Teflonfolie bzw. der Folie des Drying Books liegende Marke lege ich ein flaches Bauklötzchen oder ähnliches, damit sich die Marken nicht wellen, während ich die Seite fülle. Wenn die Seite dann gefüllt ist, nehme ich die Bauklötzchen weg und schliesse das Trockenbuch/die Trockenpresse (beheizbare Trockenpresse vermeide ich!). Anschliessend beschweren und man bekommt wunderbar flache, glatt-gepresste Rollenmarken, die auch sehr leicht von der Teflonfolie oder aus dem Drying Book abgehen.

Anmerkung: die diversen kommerziellen Briefmarkenablöser habe ich inzwischen auch alle durchprobiert und kann dazu meine Erfahrungen posten. Generell sind diese jedoch bei vielen abzulösenden Marken recht teuer in der Anwendung und auch meist nicht besser.

1. Uhu-Prinz-Ablöser: Dieser hat den Vorteil, dass er am schnellsten ablöst. Dies bringt leichte Vorteile bei bunten Kuvertpapieren, ein Verfärben der Marken lässt sich trotzdem nicht immer und auch nicht restlos verhindern. Er ist allerdings bei mir das Mittel der Wahl bei knalligbunten Kuverts.

2. Stamplift fluid aus England: preislich der günstigste Ablöser bei entsprechender Bestellmenge/Versandkosten. Nicht schlecht, ist nach meiner Erfahrung recht schonend (nur im Vergleich zu anderen) mit der Fluoreszenz.

3. Lindner Briefmarkenlöser: der günstigste deutsche Löser (im Vergleich zur Menge), vielleicht eine Idee schneller als die Spüli-Methode.

Mein Mittel der Wahl ist jedoch fast immer die Spüli-Lösung, da sie m.E. preis-/leistungsmässig unschlagbar ist.

Viele Grüße,

Werner
 
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