Thema: Belege aus der eigenen Familiengeschichte
volkimal Am: 04.05.2013 09:29:31 Gelesen: 308362# 19@  
Hallo zusammen,

ich komme nun zum "schwarzen Schaf" unter den Sammlern in meiner Familie. Im "Großen Lexikon der Philatelie" von Ullrich Häger fand ich durch Zufall unter dem Stichwort "Deutsch-Neuguinea" folgenden Text:

Vorsicht ist geboten vor Briefen mit der Anschrift Hentschel in Muskau/Oberlausitz; dieser Markenhändler fabrizierte Briefe mit längst ungültig gewordenen Reichs-postmarken der Ausgaben 1875 und 1880, die vom Postamt Stephansort noch 1902 abgestempelt und weitergeleitet wurden.

Ich wurde natürlich hellhörig, denn wie ich im Beitrag [#14] schrieb, stammten einige meiner Vorfahren aus Bad Muskau. Im Lexikon war leider der Vorname von Herrn Hentschel nicht angegeben. Ich wandte mich also an den Bundesprüfer Herrn Bothe und erfuhr von ihm, dass es sich um Theodor Hentschel handelte. Erst war also der Bruder von Ur-ur-Großvater. Herr Bothe schickte mir auch noch diese Abbildung und schrieb dazu:



Anbei eine Fotokopie eines Hentschel-Briefes. Hier hat Hentschel Marken der Marschall-Inseln auf Deutsch-Neuguinea außerhalb der Postgültigkeit noch im April 1902 abgestempelt bekommen, sie waren aber nur bis zum September 1901 gültig. Dieser Brief ist ordnungsgemäß zugestellt worden aber natürlich als "Mache" wertlos. Wie es Hentschel geschafft hat seine Manipulationen durchzubekommen ist mir rätselhaft. Vielleicht hat eine Kiste Zigarren oder gute Beziehungen nachgeholfen. Ich weiß es nicht.

Hentschel in Muskau hat in großen Mengen "Machwerke" anfertigen lassen. Insbesondere hat er in unzähligen Mengen Briefe mit 2-Pfg.-Marken sich zuadressieren lassen. Er hat sich damals ein großes Geschäft davon versprochen, doch - wie so oft in der Spekulation - ging dieses Geschäft nicht auf und die vielen 2-Pfg.-Stücke werden als "gemacht" immer "schief" angesehen.


Obwohl ich immer darauf achte, habe ich bisher keinen Brief mit ungültigen Marken zu einem annehmbaren Preis gefunden. Hentschel-Briefe finde ich aber immer wieder, da ich bei Kolonialbelegen immer auf die Anschrift achte. Hierzu zwei Beispiele:



Die linke Karte war mein erster Hentschel-Beleg. Ich fand die Karte bei einem Tauschtag in Münster. Rechts eine der vielen typischen 2-Pfg.-Frankaturen, in diesem Fall von der deutschen Post in China.

Ein "Abfallprodukt" bei der Suche nach Hentschel-Belegen war die Karte an Margarethe Quinckardt, die ich im letzten Beitrag vorgestellt habe.

Soviel für heute
Volkmar
 
Quelle: www.philaseiten.de
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