Thema: Die Handwerbestempel Österreichs
Franz G. Am: 12.05.2013 17:05:20 Gelesen: 10539# 1@  
Die Handwerbestempel Österreichs

In Österreich wurden Poststempel zum ersten Mal im Jahre 1920 für Werbezwecke verwendet, und zwar für die amerikanische Kinderhilfsaktion mit der Bitte "Helft Österreichs Kindern" in Deutscher und Englischer Sprache.



Die ersten Werbestempel waren allesamt Maschinenstempel.

Erst ab Mitte der 1920er Jahre wurden Poststempel zur Werbung für örtliche Zwecke, wie Bäder, Kurorte, Sommerfrische usw. eingesetzt. Dies waren in der überwiegenden Zahl Handstempel.

Dies waren anfangs Tagesstempel denen die Werbung in einem zusätzlichen Außenring angefügt waren. Der erste dieser Stempel kam 1924 in Werfen (Salzburg) in Verwendung.



Bald darauf kamen aber erste Stempel auf, bei denen die Werbung außerhalb der Tagesstempel in einer sogenannten Werbefahne angebracht waren. Dabei war der Werbetext meistens von einer Umrandung und selten ohne Umrandung umgeben. Diese besondere Form von Handstempel werden auch Duplexstempel genannt (Dies sind aus zwei Teilen bestehende Handstempel bei denen beide Teile fix miteinander verbunden sind).



Des weiteren gab es auch noch drei Bahnhofsbriefkastenstempel die zusätzlich einen Werbetext enthielten, und zwar aus Krieglach, Semmering und Werfen.



Die Zeit rund um den Anschluss von Österreich an das Deutsche Reich brachte eine neue Art von Werbestempel hervor, die aus der Not heraus geboren nur Werbetext enthielten. Diese Stempel waren zumeist Gummistempel und es gab sie in unterschiedlicher Ausführung mit dem Wortlauten "Mit Schuschnigg für ein Freies Österreich? Ja!" und "Jeder Österreicher stimmt mit Ja!".



Auch nach dem Anschluss waren solche Stempel mit dem Wortlaut "Am 10. April dem Führer dein Ja" bei Postämtern ohne Stempelmaschinen in Verwendung.



Darüber hinaus wurden nun auch erstmalig Handrollstempel mit Werbetext verwendet. Die Verwendung dieser Handrollstempel ist mir bisher nur von drei Orten (Dornbirn, Eisenstadt und Innsbruck) bekannt.



Bisher war nur Werbung in Form von Texten verwendet worden, sieht man von den Handrollstempeln (die ja ein Hakenkreuz enthielten) und dem Werbestempel von Hirschwang, dessen Umrandung den Gebirgstock der Rax nachahmte.



Ab 1939 verschwanden die typisch österreichischen Stempel und wurden nach und nach durch Rundstempel mit Bild und Text ersetzt.



Nach Ende des 2. Weltkrieges erlebten die Duplexstempel eine Renaissance. Auch hier wurden nun Bild- und Textelemente verwendet.



Ab Ende der 1950er Jahre kamen auch wieder Handrollstempel zum Einsatz. Auch hier wurden Bild- und Textelemente verwendet.



Und schließlich verschwanden alle Handwerbestempel mit Ausnahme der Handrollstempel mit Einführung der Postleitzahlen (1966) in Österreich.



Ab Mitte der 1990er Jahre waren aber kaum noch Handrollstempel mit Werbung im Einsatz. Mit der Privatisierung und der großen Schließungswelle der Postämter und der Forcierung der Postpartner dürften die Handwerbestempel in Österreich wohl endgültig Geschichte sein.
 
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