Thema: Der Nachbarortsverkehr der Deutschen Reichspost vom 1.4.1900-5.5.1920
bekaerr Am: 20.06.2013 20:03:30 Gelesen: 81276# 34@  
Ein sehr reizvolles Teilgebiet des Nachbarortsverkehrs ist ein solcher per Bahnpost. Was sich auf den ersten Blick unsinnig anhört (mit Bahnpost verbindet man vor allem Fernziele), fand sogar in einer amtlichen Verfügung Niederschlag:



Man kennt diese Regelung aus der Zeit vor dem einheitlichen Porto für Fernbriefe.

Solche Nachbarortsbelege sind wirklich schwierig zu finden, ich habe bis jetzt erst etwa eine Handvoll finden können. Richtig spannend finde ich, die Hintergründe eines solchen Beleges mit der Kombination Nachbarortsverkehr und Bahnpost nachzuzeichnen.



Postkarte von Netzschkau nach Mylau per Bahnpost vom 11.11.1902 mit vorschriftsmäßiger Angabe des Aufgabeortes neben dem Kursstempel. Ohne diese Angabe hätte kein Mensch gewußt, ob es sich nicht um eine unterfrankierte Postkarte handelt und demnach Nachgebühr fällig gewesen wäre.

Die Bahnlinie „Reichenbach – Eger“ wurde am 1.11.1865 eröffnet und führte von Beginn an das „Fahrende Postamt Nr. 5“ mit. Die Postkarte wurde in Netzschkau in den Bahnsteigbriefkasten oder direkt in den am Bahnpostwagen befindlichen Briefkasten des aus Eger kommenden Zuges eingeworfen. Da es zwischen Netzschkau und Mylau aufgrund des großen Höhenunterschieds von ca. 100 m auf etwa 1,5 km Luftlinie keine direkte Bahnverbindung gab, ging die Reise erst nach Reichenbach (5,3 km) und von dort über die am 30.4.1895 eröffnete Nebenbahn weiter nach Mylau (7,8 km). Insgesamt legte die Postkarte eine Bahnstrecke von 13,1 km zurück. Der Bahnhof in Mylau wurde in den 1970er Jahren stillgelegt. (Quellen: wikipedia, Reichskursbuch 1905)

Beste Grüße,
Bernd
 
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