Thema: Deutsches Reich: Fälschungen zum Schaden der Sammler
filunski Am: 22.06.2013 13:55:44 Gelesen: 22783# 1@  
Fälschungen zum Schaden der Sammler - oder auch "zum Profit der Fälscher/Händler"

Folgende anscheinend aus den 1920er Jahren stammende Postkarte mit Scherenschnittmotiv sieht doch ganz nett aus:



Zugegeben schon ein bisschen sehr gut erhalten und auch gar nicht mit dem für diese Zeit üblichen Farbstich ins Gelbliche bis Ocker.

Doch schauen wir uns mal die Anschriftenseite an.



Nett gemacht, oder? Bei genauerem Hinsehen "rollen sich einem da förmlich die Fußnägel auf"! Das Ganze ist so falsch, falscher geht's schon gar nicht mehr.
Als Blickfang, und um den unbedarften Sammler zu locken prangt da die Mi.Nr. 245 (Bergarbeiter 50 Mark), gestempelt im dreistelligen Bereich. Wer nun unbedarft zugreift und einen hohen Betrag dafür ausgeben möchte ist selber schuld! :-(

Der Tagesstempel BERLIN W / * 8 h ist ein bekannter Falschstempel aus der Infla Zeit (siehe auch INFLA Bücherei Band 13 "Falschstempel der Inflation").



Daneben noch ein Klischee, woher auch immer angebracht. Die Adresse als Stempel (um die Hunderte von falschen Karten nicht alle in einer verräterischen modernen Handschrift beschriften zu müssen). Der Text "Gruß Paul" (auch schön kurz, spart Schreibarbeit) mit Kugelschreiber (!), 1923! Dann die Höhe der Frankatur, 70 Mark, ganz schön viel für eine Postkarte. Aber halt, da war doch die Inflation, ach so, da war ja alles teurer.

Stimmt schon, sogar viel, viel teurer! Am 25.9.1923 (Datum des falschen Poststempels) hätte diese Postkarte im Fernverkehr (Berlin-Gelsenkirchen) nämlich 100.000 Mark gekostet!

Aber all dies muss man erst mal wissen. Ich möchte nicht wissen wie viele dieser Karten für horrende Preise (wobei ich dafür eigentlich jeden Betrag über 10 Cent als horrend erachte) verkauft wurden. Unten links noch die "verlockende Wertangabe" in Bleistift von 550 (ob DM oder Euro weiß ich nicht, ist beides utopisch!).

Dies als dreistes Beispiel einer plumpen Fälschung, und durchaus auch als Lehrstück für unbedarfte Sammler oder Anfänger.

Beste Grüße,
Peter
 
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