Thema: Heimatsammlung Oderbruch - Ansichtskarten, Stempel und Belege
Cantus Am: 23.06.2013 12:53:06 Gelesen: 71915# 25@  
Ich zeige heute eine Auswahl von Belegen, die in der Zeit von etwa 1870 bis 1900 einen Poststempel von Wrietzen / Wriezen erhielten. Es ist mir bisher leider nicht gelungen, ein exaktes Datum in Erfahrung zu bringen, zu dem die jeweilige Stempelform wechselte, aber die folgenden Beispiele lassen zumindest Näherungswerte zu.

Einige der gezeigten Belege dieser und auch noch späterer Jahre weisen allerlei Verfärbungen oder sonstige Beschädigungen auf, ich schätze mich aber glücklich, sie überhaupt in meine Sammlung eingefügt haben zu können. Alle Belege, die (bis etwa 1930) nach Wuschewier gelaufen sind, stammen aus einem echten Dachbodenfund.

Als wir 1994/95 hierher ins Dorf zogen, wohnte schräg gegenüber ein altes Ehepaar, das allgemein im Dorf verschrien war und gemieden wurde. Wir jedoch, nicht mit irgendwelchen Vorurteilen behaftet, fanden recht schnell Kontakt und erhielten schließlich sogar einen Schlüssel zum Grundstück. Nach dem Tod der beiden wollte ich den Schlüssel bei einer der Töchter zurückgeben und erhielt dafür die Erlaubnis, mich im Haus noch nach Brauchbarem umzuschauen. Da war fast nichts, und als wir eigentlich schon gehen wollten, fiel mir auf dem Dachboden ein Fensterladen mitten in einer Wand auf. Es stellte sich dann heraus, dass sich dahinter ein Geheimzimmer befand, das zeitlebens niemand außer dem Hausherrn betreten durfte. Der Raum war völlig fensterlos und überall lagen Mörtelreste, Ratten- und Mäusekot und anderer Dreck und der Raum war zudem übervoll mit meist alten Spinnweben versehen.

Ich als alter "Schatzsucher" habe mich davon aber nicht abschrecken lassen und durfte dann - nach erster Sichtung - insgesamt zwei hoch beladene Schubkarren mit Diversem aus Papier zu mir nach Hause befördern. Es folgten mehrere Wochen, in denen jedes einzelne Blatt gesichtet und, soweit möglich, gesäubert wurde; neben alten Zeitungen, hundert Jahre alten Rechnungen und Anderem mehr ergab sich schließlich eine - wenn auch lückenhafte - postalische Dokumentation ab 1826 bis etwa 1930. Das war eine vermutlich einmalige Chance und ich bin froh, sie genutzt zu haben, denn anschließend wanderte alles, was sich noch im Haus befand, auch z.B. das Inventar einer etwa 100 Jahre alten Schmiedewerkstatt, in den Müll.

Nun aber zu meiner Belegeauswahl.

Der erste Brief, der einen Doppelkreisstempel von Wrietzen trägt, wurde am 22.9.1870 nach Beierfeld bei Schwarzenberg befördert. Zur Frankatur wurde eine Marke zu "Ein Groschen" vom Norddeutschen Postbezirk verwendet (Mi. 16)



Am 26.9.1872 wurde ein Ganzsachenumschlag des Deutschen Reiches von Wrietzen nach Goslar geschickt (Mi. U 3). Der rückseitige Adressaufkleber weist als Absender den "Raths-Maurer & Zimmermeister Neubary" aus.



Natürlich wurden auch Ganzsachen-Postkarten verschickt (Mi. P 1); diese hier lief am 8.11.1873 von Wrietzen nach Nordhausen.



Der folgende Brief lief als portopflichtige Dienstsache des Königlich Preußischen Kreis-Gerichts in Wrietzen am 9.2.1874 nach Wuschewier. Zur Frankatur diente eine Marke des Deutschen Reiches zu "Ein Groschen" (Mi. 19).





Im Jahr 1875 wurde ein neuer Einkreisstempel in Gebrauch genommen; gleichzeitig wurde ab diesem Zeitpunkt die Schreibweise von Wrietzen in - das bis heute geltende - Wriezen geändert. Die folgende Karte, nochmals eine P 1 vom Deutschen Reich, lief am 17.4.1875 von Wriezen nach Oberndorf an der Oste in der Provinz Hannover.



Gustav Barnitzke schickte am 27.11.1880 eine Ganzsachenpostkarte P 10 von Wriezen nach Berlin.



Am 31.8.1888 wurde dieser Ganzsachenumschlag des Deutschen Reiches (Mi. U 12 A) von Wriezen nach Berlin befördert.



Hier noch eine Ganzsachenpostkarte, Mi. P 30 I, gelaufen am 30.12.1891 von Wriezen nach Berlin.



Schließlich noch ein Brief des Amtsgerichts in Wriezen an den Eigenthümer Ernst Kunkel in Wuschewier. Der Brief wurde am 12.2.1896 in Wriezen abgestempelt und erhielt am 13.2.1896 in Sietzing seinen Eingangsstempel, bevor er in Wuschewier zugestellt werden konnte.





Mein erster Beleg aus der Zeit nach 1900 trägt eine wiederum geänderte Stempelform, doch davon ein anderes Mal mehr.

Viele Grüße
Ingo
 
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