Thema: Belege aus der eigenen Familiengeschichte
volkimal Am: 02.07.2013 18:40:51 Gelesen: 307748# 29@  
Hallo zusammen,

für uns sind die Wohnverhältnisse in der damaligen Zeit nicht mehr vorstellbar. Urgroßmutter schreibt in ihren Lebenserinnerungen über den sehr schlechten Zustand des alten Pfarrhauses:

Das alte liebe Haus war geräumig, aber sehr, sehr feucht und baufällig. Deshalb war schon vor 15 Jahren ein Neubau beschlossen worden, doch nicht ausgeführt, und das war der Grund, weshalb die Pastoren so bald fortgingen. Teilweise waren die Wände noch Fachwerk mit Holzstaken, die mit Stroh und Lehm umwickelt waren. Sobald dieser herausfiel, gab’s Löcher in der Stube. In der Mädchenstube konnte man gleich mit der Hand ins Freie gelangen. In der Studierstube wollte ein Bild nicht hängen, der Nagel saß nicht. Schließlich nahm ich einen 15 Zoll langen, der wackelte auch, und als ich ihn herauszog, pustete mich der Wind an.

Schließlich wurde 1901 mit dem Bau des neuen Pfarrhauses begonnen. Daher hatte Urgroßvater immer wieder mit der Baubehörde zu tun.



Bei dieser Postkarte geht es allerdings nicht um den Bau des Pfarrhauses, sondern um die Untersuchung der Kirche in Gruhno, einer Filiale von Friedersdorf.

Auf der Postkarte an Urgroßvater von der königlich preußischen Kreis-Bau-Inspektion aus dem Jahre 1903 ist eine 5 Pfg. Zählmarke für Preußen. Wie der Rechteckstempel links mit dem Text "Frei laut Avers Nr. 21" besagt, hat Preußen das Porto pauschal mit der Post abgerechnet. Die Briefmarke stellt also kein Porto dar, sondern diente im Jahre 1903 zur Kontrolle, ob Preußen auch den richtigen Betrag an die Post gezahlt hat.



Auf dieser Ansichtskarte ist das neue Pfarrhaus in Friedersdorf zu sehen. Urgroßmutter schreibt:

1901 wurde mit dem Bau begonnen. Es war ein schöner Herbst und es kam noch trocken unter Dach. … Es wurde ein vollendet schönes Haus, in das wir am Kirmes-Sonntag 1902 zum ersten Mal die Bekannten einladen konnten.

Urgroßmutter schickte die Karte an ihren Neffen den Unteroffizier Hermann Markgraf nach Verchen. Er war später als Leutnant der Reserve bei der Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika.

Auf unserer Fahrradtour 2010 konnten wir natürlich auch das Pfarrhaus mit den schönen Jugendstil-Türen besichtigen.

Viele Grüße
Volkmar
 
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