Thema: Saalauktionen: Ergebnisse viel zu niedrig - wer ist schuld daran ?
Cantus Am: 03.07.2013 02:53:51 Gelesen: 59392# 34@  
@ zackeingo [#33]

Hallo,

das weiß ich auch, dass solche großen Sammlungen nur schwer an den Mann zu bringen sind, deshalb hatte ich mich ja auch an das beste mir bekannte mitteleuropäische Auktionshaus mit einem umfangreichen Kundenstamm im osteuropäischen Ausland gewandt. Letztlich war ich mit dem Verkauf zufrieden, denn das Sammeln hatte mir zwanzig Jahre lang Freude bereitet und nun stehen andere Sammelthemen im Vordergrund. Im Übrigen ist so eine Sammlung keinesfalls mit Markenheftchen Bund zu vergleichen, oder gibt es etwa 600 verschiedene Markenheftchen Bund?

Die Aussage, dass Samnmler auf Gedeih und Verderb Auktionatoren ausgeliefert sind, ist rundum falsch und zeugt von wenig Kenntnis des Auktionsmarktes. Jeder, der diesen Weg des Verkaufes wählen will, kann sich zunächst unter den rund 30 größeren mitteleuropäischen Auktionshäusern das seiner Wahl aussuchen und dann schriftlich verbindlich festlegen, was wie verkauft bzw. angeboten werden soll. Wenn dann eine Einigung mit dem Auktionator nicht möglich ist, na dann versucht man es eben beim nächsten Auktionshaus, es gibt schließlich genug davon. Das Einzige, was man immer haben muss, ist Geduld und möglichst Ware, die sich von der Masse abhebt. Das, was alle loswerden wollen, ohne dass es dafür ausreichend Käufer gibt, bleibt in aller Regel übrig und kann auch im Rücklosverkauf nur selten an den Mann gebracht werden.

Wenn man deshalb den Verkauf über Auktionen scheut, bleibt nur noch der Verkauf im Verein, übers Internet oder per Zeitungsanzeige. In allen drei Fällen dürfte es wohl schwer sein, höhere Gewinne zu erzielen. Und nicht jeder möchte über Ebay & Co. verkaufen, denn ab dem 21. Verkauf jährlich ist man nach geltendem Recht Gewerbetreibender und damit gewerbesteuerpflichtig. Wer das missachtet, macht sich strafbar. Natürlich haben die Finanzbehörden nicht genug Personal, um alle diese Fälle aufzuspüren, aber wen es trifft, das kann ganz schön unangenehm werden. Also lass bitte diese Werbung für einen Verkauf über Ebay & Co. sein. Wer das unbedingt so machen möchte, sollte sich des Risikos bewusst und bereit sein, die möglichen strafrechtlichen Folgen zu tragen.

Jeder Auktionator lebt davon, dass er Ware verkauft, denn er wird prozentual am Verkauf beteiligt. Daraus folgt, dass er Einlieferungen so anbietet, wie er aufgrund seiner Erfahrung glaubt, dass eine große Chance zum Verkauf besteht. Es würde für ihn überhaupt keinen Sinn machen, Auktionslose zu teuer anzubieten, wenn dadurch voraussichtlich ein Verkauf unmöglich wird. Außerdem hat er zunächst (zumeist angemieteten) Lagerraum für die Einlieferungen bereitzustellen, hat Personal zur Durchsicht und Schätzung der Einlieferungen zu bezahlen, hat hohe Kosten für die Herstellung und den Versand von gedruckten Auktionskatalogen zu tragen, muss die Saalmiete für die Auktion bezahlen und anderes mehr. Das sind alles Kosten, die der Einlieferer auf den Auktionator abwälzt, der das alles aus seinem prozentualen Verkaufserlös bezahlt.

Oder glaubt der von dir zitierte ach so arme Verkäufer wirklich, er könnte für seine Sammlungen einen höheren Ertrag erzielen, wenn er selber vorab alle diese verkaufsvorbereitenden Kosten aus eigener Tasche tragen würde, indem er z.B. in allen größeren deutschen Tageszeitungen entsprechende Anzeigen regelmäßig schalten würde, um möglicherweise Kaufinteressenten zu finden, die bereit wären, eine größere Summe für Bund / Berlin / DDR aufzuwenden ?

Viele Grüße
Ingo
 
Quelle: www.philaseiten.de
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