Thema: Mitgliederzahl im BDPh Bundesverband weiter rückläufig
Richard Am: 12.06.2008 12:55:57 Gelesen: 115553# 26@  
Wolfgang Maassen, Chefredakteuer der Philatelie, hat am 06.05.08 im BDPh Forum die neue 'Philatelie' angekündigt, die erstmalig in der übernächsten Woche erscheinen wird. Hier sein Text als Ergänzung meines Beitrags [#24].

Im Sinne der Sammler möchte ich ihm viel Erfolg wünschen !

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Liebe Freunde der "philatelie",

da mich jemand aus dem Forum informierte, dass derzeit die künftige und ab Juli ja neu gestaltete "philatelie" hier besonderes Thema ist, will ich kurz einige Informationen nachschieben, obwohl eigentlich vieles schon gesagt ist.

Zuvor: Im Januar 2008 haben BDPh, Stiftung und Phila Promotion als Vertriebsverlag diverse Änderungen beschlossen, die ab Juli 2008 und dann zum Januar 2009 umgesetzt werden.

Dies wurde schon vor einigen Monaten in der "philatelie" grob umrissen, so dass ich dies nur zu wiederholen brauche:

1. Verbessertes Papier

Das bisherige Papier ist ein stark farbhaltiges Umweltpapier, das Bilder nicht in einer heute beanspruchten Qualität wiedergeben kann. Die Farbe säuft ab und jedes Bild muss vorher per se erst einmal auf die Farbwerte des Papiers eingestellt werden, um überhaupt halbwegs "vernünftig" zu sein. Künftig gibt es ein deutliches weißeres Bilderdruckpapier.

Dass eine solche Umstellung nicht nur bei den Druckkosten angesichts einer Auflage von 51.000 und mehr Exemplaren deutlich zu Buche schlägt, liegt auf der Hand, denn auch das schwerere Gewicht erhöht die Versandkosten bei der Post nachhaltig.

2. Layout

Ich denke, nach 15 Jahren darf man das Layout auch einmal generell umstellen und nicht nur mit kleineren Nuancen. Zumal sich während dieser Zeit das Durchschnittsalter der Leser um weitere - geschätzte - sieben Jahre erhöht hat und heute bei fast 62 Jahren liegt.

Probleme bestanden

a) bei Satzschriften, die kleiner als 10 Punkt waren (also z.B. beim Terminkalender, bei den Buch- und ArGe-Rezensionen, bei Neuheiten-Vorstellungen, Impressum etc.

b) bei Seiten auf farbigem Hintergrund, wo doch Ältere Schwierigkeiten hatten, die Times-Schrift in kleiner Ausführung leicht lesen zu können.

Deshalb wurde entschieden, grundsätzlich die 9-Punkt-Schrift auch bei den o.g. Rubriken nicht mehr zu unterschreiten, generell 10 Punkt-Schrift aber weiter zu wählen. Zudem eine Schrift, die vielleicht noch besser lesbar und klarer ausfällt.

Wir hoffen, dass das was wir in den nächsten Tagen intern vorlegen, den Erwartungen entspricht. Das letzte Wort hat dann sowieso der Leser, wobei ich mir bewusst bin, dass man nicht jedermanns Geschmack und Möglichkeiten treffen kann.

Den zweispaltigen Satz haben wir ja für Fachbeiträge schon seit längerer Zeit eingesetzt. Dieser bedeutet kaum eine Umstellung. Bei den o.g. Rubriken wird künftig aber wahrscheinlich ein vierspaltiger Flattersatz angewandt werden. Die Muster sehen eigentlich gut aus.

Der zweispaltige Satz ermöglicht eine generell größere Bildwiedergabe. Dies ist ein Trend der Zeit, dass zunehmend weniger Leute lesen können und wollen, zunehmend mehr denken, dass ein Bilderbuch das Richtige wäre. Eben dies wird die "philatelie" auch künftig nicht - wir üben den Spaghat!

Wenn Sie genau hinschauen, haben wir das mit dem zweispaltigen Satz und den größeren Bildern auch schon seit Monaten erprobt. Es gab bisher keine einzige Kritik zu hören oder zu lesen.

3. Inhalte

Eines liegt auf der Hand: Wenn Bilder Schriften größer werden sollen, ein großzügigeres, aber gefälligeres Layout ansprechen soll, eine neu gewählte Schrift (Korinna) deutlich breiter läuft als eine schmale Times - dann benötigt all dies mehr Platz.

Wir haben dies am Beispiel einer Ausgabe exakt durchgerechnet und exerziert. Je nach Umfang von Terminkalender, Buch- und Argerezensionen etc. war dies 16-20 Seiten mehr Umfang.

Mir wie manch anderem ist sicherlich völlig klar, dass man entweder erweitert (erneute Kosten) oder reduziert (Problem: was?).

Entgegen "saeckingen" kann ich aus gut begründeter Erfahrungen sagen, was ein Druckbogen mehr (16 Seiten) pro Ausgabe kosten (preiswerter Rollenoffsetdruck). Pro Jahr gelangt man dann erneut in einen sechsstelligen Zusatzkostenbereich.

Die Grundkosten sind übrigens die geringeren Kosten, die höchsten sind der Versand (das war früher einmal umgekehrt), die zweithöchsten der Druck. Redaktionshonorar und Satzherstellung sind die niedrigeren Kosten.

Da die Wahl des besseren Papiers Priorität hatte, stand die Erweiterung um 16 Seiten nicht zur Wahl. Deshalb Mitgliederbeiträge zu erhöhen, ist angesichts der generellen Bereitschaft von Verbandsmitgliedern, überhaupt einen angemessenen oder gar kostendeckenden Beitrag zu zahlen, wenig erfolgversprechend. Selbst eine Erhöhung um 50c oder 1 Euro PRO JAHR lösen ja in aller Regel schon Orkane aus!

So haben wir uns Gedanken gemacht, wo man einsparen kann. Da gibt es einige Vorschläge, die einzelnen sicherlich sinnvoller erscheinen, anderen weniger. Allein die Diskussion hier im Forum verdeutlicht mir das, was ich vorher natürlich auch schon wusste: Man kann und wird es keinem Recht machen können. Jeder urteilt von seiner eigenen Bedürfnislage her, sieht weniger Gesamtinteressen oder bestehende Gruppeninteressen.

Dies ist kein Vorwurf oder gar eine Kritik, sondern selbstverständliches Leserverhalten, wie wir es bei jeder Zeitschrift finden. Für einen Verein oder Aussteller ist der Terminkalender sehr sehr wichtig, für andere - z.B. Autoren und ArGen - die Kurz- oder Langrezensionen, verdiente Aktive freuen sich über eine Würdigung ihrer Tätigkeiten und haben - auch meines Erachtens - solche Ausdrücke wie "Glückwunschorgie" und "umfangreiche Lobhudelei" nicht verdient.

Dies soll aber auch nicht Niveau und Tenor meiner Einlassung sein. Wo werden wir also kürzen:

a) Bei den Deutschland-Neuheiten, die nur noch in Kurzform aufgeführt werden (Hintergrund war die Erkenntnis, dass die Beschreibung der Marken jedem interessierten Deutschlandsammler sowieso mit "Postfrisch" zugeht. Man muss also nichts duplizieren!). Umgekehrt gibt es aber wiederum künftig Kurzmeldungen der Neuheiten der "multilateralen" Länder, aber mehr als eine Seite wird nicht überschritten.

Tauschtage werden grundsätzlich nur noch einen Monat vor der Veranstaltung in der "philatelie" gemeldet, Ausstellungen nur für ein Jahr im voraus.

Keine Veranstaltung wird mehrfach aufgeführt (bisher war es so, dass z.B. eine Rang 3-Ausstellung mit OK, !-Rahmen-Exponat, Tauschtag etc. dann mehrfach unter jeder Rubrik erscheint). Wer an speziellen Selektionen interessiert ist, kann die auch künftig im Internet einsehen.

b) die Numismatikseiten werden von zwei auf eine gekürzt.

c) Die Rubriken im Terminkalender werden gestrafft/teils zusammengezogen; unnötige Zusatzangaben auf die Angabe einer Telefonnummer reduziert.

d) Es werden keine kostenpflichtigen Kleinanzeigen mehr angenommen.

e) Die preislich begünstigte Internet-Werbeseite mit 1/8 Formatanzeigen wird dem Ende entgegen geführt, da das Internet heute keiner gesonderten Förderung mehr bedarf.

f) Die ArGe-Rezensionen werden auf eine Seite gekürzt.

g) Die Buch-Rezensionen werden auf eine Seite gekürzt (manches Mal gab es da bis zu vier!)

h) NEU: Künftig wird von Zeit zu Zeit eine Rubrikseite "Jugend" erscheinen. Auch einige andere neu einzuführende Dinge sind derzeit noch in Planung, die ich hier aber noch nicht verraten will. (Ein bisschen Geheimniskrämerei muss schon sein)

Das ist keine Quadratur des Kreises, sondern der Versuch, die "philatelie" größere Leserkreise ansprechender zu gestalten.

Ich persönlich war und bin mir sicher, dass es zu Punkt f und g die größten Reklamationen geben wird, zumal von all denen, die ein originäres Eigeninteresse haben, ihre Leistung und ihre Werke dort ausführlicher präsentiert zu sehen.

Dies kann ich sehr gut verstehen, möchte aber darum bitten, etwas abzuwarten. Aus mehreren Gründen. Wir müssen erst einmal einige Monate Erfahrung sammeln und können diese dann auswerten. Zum zweiten wird in den kommenden Monaten an einem neuen Internet-Projekt gearbeitet, dass viele Ungleichgewichtigkeiten beheben kann.

Die Wette von Saeckingen, dass 50% der Mitglieder keinen Zugang zum Internet haben, würde ich so nicht unterschreiben wollen, denn schon bei der letzten "philatelie-Umfrage" 2004 hatten wir diese Zahl annähernd erreicht. Die Zahl der Internet-User steigt kontinuierlich, aber klar ist sicherlich auch, dass rund 30% - so schätze ich - der derzeitigen BDPh-Mitglieder dies auch künftig nicht nutzen werden.

Frage ist nur: Nutzen diese denn die gedruckte "philatelie"? Sind die auch in der Diskussion angesprochenen Vereinsmitglieder wirklich die aktiven "philatelie"-Leser?

Hier hilft es, wenn man Leserprofile erstellt. Das haben wir vielfach getan und wissen deshalb auch, wie unser wirklicher Leser aussieht. Und von diesen nutzen schon heute mehr als deutlich über 50 Prozent das Internet. In dieser Gruppe - nämlich der aktiven arbeitenden Philatelisten - sind die stärksten Zuwachszahlen. In ArGen, bei Autoren, bei Forschern und Studiosi, bei breit interessierten Sammlern usw.

Deshalb ist es weniger von Belang, ob wir mit dem Internet alle Bezieher erreichen, sondern nur, ob wir die Richtigen erreichen. Dafür spricht vieles.

Warten Sie also bitte mit Vorverurteilungen ab, bis Sie die fertigen Produkte sehen. Auch wir müssen hier Erfahrung gewinnen, zumal wir auf eine völlig für uns neue Satzsoftware umstellen müssen. Dass all dies neben der täglichen Arbeit nicht leicht zu handeln ist, liegt auf der Hand.

4. Anzeigen

Auch hier will ich mich nicht an der Diskussion beteiligen, ob Anzeigen leicht und an jeder Ecke zu bekommen sind. Wer das Geschäft als Insider kennt, weiß um die Realitäten. Wenn manche Zeitschriften mit ihren angeblich 70.000 hochgerechneten Lesern werben, in Wirklichkeit aber nur 15.000 oder 20.000 verkaufte Auflage haben, ist das zwar nicht mein Problem, aber erleichtert die Sachlage nicht.

Die "philatelie" wird an jeden Haushalt verschickt. Das kostet. Deshalb sind - wegen Porto und Auflage - Anzeigen nicht billig. Eine Seite mit 1500 bis 2000 Euro zu verkaufen, bedarf eines ständigen Bemühens, denn die anderen machen es ja angeblich alle viel billiger. Was natürlich in Relation zur Auflage nicht wirklich stimmt, aber Inserenten, die knappe Budgets verwalten müssen, sinnig erscheint.

Als Redakteur möchte ich aber auch keine 40 Seiten Anzeigen im Heft haben. Deshalb haben wir auch entschieden, künftige BDPh-Kompasse zusätzlich zum Heft zu produzieren, damit für die werthaltige Redaktion und die Artikel kein "unnötiger" Platz verloren geht.

Soweit erst einmal meine allgemeinen Erklärungen. Abschließend erlaube ich mir, auf einzelne Einlassungen noch kurz zu antworten:

@bayern klassisch: "Bleisulfidfreunde" - Natürlich hat die Berichterstattung gezeigt, wo die "Anzeigenfreunde" sind bzw. dass sie weggeblieben sind. Damit kann die "philatelie" zugunsten ihrer Unabhängigkeit leben. Dann brauche ich mich wenigstens nicht so zu verrenken.

@schrumpfender Markt: Nein, glaube ich so auch nicht, er verändert sich nur. Gerade deshalb gilt es mehr denn je, sich den Veränderungen anzupassen, was durchaus möglich ist.

@digitale Versionen: Wären bei dem Umfang der derzeitigen Ausgaben noch datentechnisch zu groß. Wohl aber werden wir in Bälde einzelne Artikel zum Download gegen Bezahlung bereitstellen.

@Privatpost-Neuerscheinungen/Fehldruck: Es ist uns da noch nie gelungen, eine Privatpost zu einer Werbung bewegen zu können. Die wollen alles, aber stets umsonst. Da war und sind sie bei uns auf dem falschen Dampfer.

@mur: Zu Editorial und Ehrungen habe ich schon etwas gesagt. Nehmen Sie es mit Humor: "Ehre, wem Ehre gebührt" - Etwas Dankbarkeit und Anerkennung sollte schon in einem ehrenamtlich wirkenden Verband sein. Ohne all dies hätten wir kein historisches Bewusstsein, welche Leistungen unsere Vorfahren erbracht haben.

@22028: Es ist schon richtig, es ist unsere Aufgabe, Anzeigenkunden zu werben und dies tun wir doch auch. Die "philatelie" hatte 2007 das beste Ergebnis aller Zeiten, nur damit war und wird es auch möglich, das 12malige Erscheinen zu erhalten.

Vielleicht nur am Rande und ohne jede Polemik: Eine durchschnittliche Zeitung dieser Größe kostet heute am Kiosk 4 Euro. Korrekt? Jedes Vereinsmitglied zahlt an den BDPh pro Jahr 8 Euro oder 8,50 Euro, womit auch Kosten der Geschäftsstelle etc. abgedeckt werden. Das heißt, er zahlt vielleicht für eine Ausgabe der "philatelie" (rein rechnerisch). Er bekommt aber 12.

Nun könnte man sagen: Einem geschenkten Gaul schaut man nichts ins Maul! Aber in Verbänden ist die Erwartungshaltung eher umgekehrt: Wer zahlt schafft an, heißt es dann. Nur: in Wirklichkeit zahlen diese Herrschaften ja garnicht, wie ich zuvor aufgezeigt habe.

Da der Vergleich mit der Royal Philatelic Society fiel: Dort zahle ich - wenn ich mich für dieses Jahr recht erinnere - 90 englische Pfund! Auch so etwas um die 140 Euro. Ich bin damit sehr zufrieden, weil ich die einmalige Zeitschrift "The London Philatelist" sehr sehr schätze.

Geld ist eben bei weitem nicht alles, auch nicht das Fakt, dass man für etwas bezahlt wird. Meines Erachtens gehören auch eine hohe Motivation, eine innere Freude am Tun, eine hohe Identifikation und eine gewisse Begeisterung dazu.

@Nigel: Natürlich kennen wir viele internationalen Zeitschriften, aber auchdie vorhandene "Begeisterung" über deutsche Anzeigenpreise der "philatelie". Da die "philatelie" aber nicht am Kiosk verkauft wird, ist den Mehrzahl der Interessenten die Zeitschrift erst gar nicht bekannt, wohingegen andere jahrzehntelang eingeführte Namen hat, die vertraut sind.

@Fehldruck: Gute Idee, aber kaum erfolgversprechend, wenn eine Deutsche Post noch nicht einmal dazu bereit ist, mit der die "philatelie" verschickt wird.

@hesselbach: PIN hat bei uns aus o.g. Gründen nie ein großes Forum gehabt. Sie glauben allerdings nicht, wie manifest einzelne Leser geworden sind, weil wir nicht ständig in jeder Ausgabe über Privatpost berichtet haben. Aber wie schon gesagt: an Anzeigen hatten all die kein Interesse, die haben ja noch nicht einmal Originalmarken zugeschickt.

Abschließend und nochmals: Meines Erachtens ging die Diskussion zuletzt etwas in die falsche Richtung, denn es kann meines Erachtens keine Rede davon sein, dass wir zuwenig Anzeigen haben. Das Verhältnis 1:4 bis 1:3 finde ich als Redakteur schon ausreichend genug. Umgekehrt nun grundsätzlich im Schnitt 5-6 Anzeigenseiten mehr verkaufen zu können, gibt der für die "philatelie" in Frage kommende Markt nicht her. Deshalb auch keine 16-Seiten-Erweiterung.

Nochmals meine Bitte: Warten Sie die ersten Ausgaben ab und schicken Sie uns dann bitte Ihre Meinungen (oder diskutieren hier darüber). Das wäre für uns hilfreicher als einzelne Mini-Umfragen mit fehlender Repräsentativität und gar Streit. All dies führt nicht wirklich weiter.

Ich bin sicher, wir werden Ihnen auch in Zukunft ein lesenswertes Produkt vorlegen, eines, das sich vielleicht noch mehr als bisher sehen lassen kann.

Für so manch anerkennendes Wort, das in einzelnen Beiträgen ebenfalls zum Ausdruck kam, danke ich herzlich.
 
Quelle: www.philaseiten.de
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