Thema: Saalauktionen: Ergebnisse viel zu niedrig - wer ist schuld daran ?
drmoeller_neuss Am: 04.07.2013 12:52:45 Gelesen: 58582# 52@  
@ zackeingo

Bei einmaligem Sammlungsverkauf benötigen Sie überhaupt keinen Gewerbeschein. Nur bei ständigem An- und Verkauf.

Das ist ein gefährliches Gerücht. Der Einfachheit zitiere ich von Wikipedia (nach M. Krämer, 2009): Ein Gewerbe ist jede erlaubte, selbständige, nach außen erkennbare Tätigkeit, die planmäßig, für eine gewisse Dauer und zum Zwecke der Gewinnerzielung ausgeübt wird und kein freier Beruf ist. Die Herkunft der Ware spielt keine Rolle. Wird eine private Sammlung über einen längeren Zeitraum aufgelöst, so kann das als Gewerbe interpretiert werden, während ein Verkauf auf einen Schlag nicht als gewerblich eingestuft wird. Mir wäre eine klare gesetzliche Abgrenzung auch lieber, als diese schwammige Formulierung, aber das ist nun mal in Deutschland geltendes Recht.

Gerade die Auflösung der eigenen Sammlung birgt steuerrechtliche Risiken: Als Kleingewerbetreibender ist man nur zu einer Einnahme-Ausgabe-Überschuss-Rechnung verpflichtet. Ein einfaches Kassenbuch genügt. Aber hier liegt genau der Hase im Pfeffer: Macht man einen Riesenüberschuss, weil bei einer Sammlungsauflösung nun mal nichts mehr angekauft wird, langt das Finanzamt ordentlich zu. Hier muss man wohl oder übel bilanzieren, und den Lagerbestand akribisch erfassen. Wie ich bereits in meinen vorherigen Beiträgen geschrieben habe, empfehle ich eigene Aufzeichnungen zu führen, damit jeglicher Versuch des Fiskus, sich an einer Schätzung zu bereichern, ins Leere läuft. Wer regelmässig an- und verkauft, muss wenig befürchten. Die wenigsten Sammler machen hier einen Gewinn. Ausserdem kann das Finanzamt nicht zwischen der eigenen Sammlung und dem zum Verkauf vorgehaltenen Lagerbuch unterscheiden. Liebe Sammler, bleibt bitte steuerehrlich, und erzählt nicht dem Finanzamt, bei Eurer eigenen Sammlung handelt es sich um unverkäufliche Ladenhüter, die leider zu Eurem Verlust beigetragen haben. :-)

Zum Thema Massenware und Ramsch: Das sind total unterschiedliche Begriffe. Massenware bedeutet, dass die Ware häufig angeboten wird. Ein postfrischer "geschlegelter" Posthornsatz ist Massenware. Wird er mir angeboten, und ich werde mit dem Verkäufer bezüglich Preis oder Qualität nicht handelseinig, lasse ich den Verkäufer ziehen, da nächste Woche von einem anderen Sammler wieder ein Posthornsatz angeboten wird. Auch ein loser Bayern-Einser ist Massenware. Ramsch hat dagegen nach Wikipedia eine negative Bedeutung: „bunt zusammengewürfelte Ausschussware, Schleuderware, wertloses Zeug“. Wenn Groschenbücher bereits mehrere Runden gedreht haben, kann man von Ramsch reden, ebenso bei altdeutschen Knochen. Massenware hat eine geringe Handelsspanne, lässt sich aber zum Marktwert problemlos absetzen. Ramsch ist dagegen Glücksache, zwischen Entsorgung in "blauer Tonne" und einem ordentlichen zweistelligem Eurobetrag ist alles drin.

Oder ein Beispiel aus dem Alltag: Geräucherter Lachs ist eine Delikatesse, aber Massenware. Ich kann davon fast eine beliebige Menge bei Aldi kaufen. Wenn der keinen mehr hat, gehe ich nebenan zu Edeka. Ramsch dagegen sind Fischstäbchen. Hier werden Fischreste durch eine dicke Panada zusammengehalten, so dass der Erhitzungsvorgang bis zum Teller ohne Zerfall in die Einzelteile überstanden wird.

Und wenn doch der Auktionsposten so begehrt gewesen sein sollte: Warum konnte nichts davon im Verein mit immerhin 60 Mitgliedern (herzlichen Glückwunsch, hier wird der ein oder andere Leser angesichts der Stärke seines Ortsvereines neidisch) abgesetzt werden? Der Verkauf im eigenen Verein ist immer noch am einfachsten. Man kennt sich, und keiner verpfeift einen beim Finanzamt. Die Handelsspanne teilen sich Verkäufer und Käufer brüderlich. Wenn Interesse besteht, kann man mit dem bekannten Käufer auch Ratenzahlung vereinbaren. Es scheitert nicht einmal daran, dass vielleicht im letzten Drittel des Monates keine Barmittel zur Verfügung stehen. Und Hagen hat den grossen Vorteil, im Ruhrgebiet zu liegen. Grosstauschtage finden fast am jedem Wochenende statt. Ein Händlertisch ist erschwinglich, und von der Provision eines Auktionshauses kann man schon einige Tauschtage finanzieren. Bleibt nur die Frage des Aufwandes: Wer möchte dafür jedes Wochenende opfern? Dann doch lieber über Rauhut verkaufen und Rauhut den Gewinn gönnen, während man selbst das Wochenende mit seinen Liebsten verbringt?
 
Quelle: www.philaseiten.de
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