Thema: (?) (348/355) Nachgebühr verschiedener Länder
volkimal Am: 17.07.2013 16:25:08 Gelesen: 307556# 201@  
1990 waren bei uns in der Bundesrepublik die folgenden Ausgaben gültig:

1) Deutschen Bundespost
2) Deutschen Bundespost Berlin
3) Deutsche Post

Briefmarken mit der Inschrift DDR waren bei uns nicht gültig. Die einzige Ausnahme war die „Alphabetisierungs-Marke“. Hier die entsprechende Verfügung:



In der DDR waren dagegen alle vier Ausgaben gültig. Es gibt zahlreiche Belege mit Marken der Deutschen Bundespost, die in der Zeit nach dem 1.7.1990 in der ehemaligen DDR verwendet wurden. Genauso häufig findet man Marken der Deutschen Post, die in der Bundesrepublik verwendet wurden. Ein Beispiel aus der DDR mit allen vier Markenarten:



Die Marken der DDR waren dagegen in der Bundesrepublik nicht gültig. Da ich keinen solchen Beleg hatte, habe ich selbst versucht, einen solchen Beleg selbst „herzustellen“. Ich war deshalb natürlich bereit, die Nachgebühr zu bezahlen, aber das war gar nicht so einfach:



Am 10.9.1990 habe ich diese zwei Briefe mit DDR-Marken an mich selbst adressiert und in Herten bzw. Datteln in den Briefkasten gesteckt. Beide Briefe wurden vorschriftswidrig ohne Nachgebühr befördert.



Am 20.9.1990 gab ich einer Bekannten, die beim Postamt Bottrop 3 arbeitete die abgebildeten Briefe mit. Sie markierte die DDR-Marken entsprechend und stempelte nur die Marken der Bundespost. Am nächsten Tag lagen beide Briefe bei mir im Briefkasten – die Nachgebühr war durchgestrichen.

Ich „beklagte“ daraufhin bei unserem Postbeamten, dass ich keine Nachgebühr zahlen dürfe. Er war ganz erstaunt darüber, dass die Marken der DDR bei uns nicht gültig wären. Ich klärte ihn also auf und bat, dass die Nachgebühr das nächstemal nicht durchgestrichen würde.



Bei den beiden folgenden Briefen verwendete ich neben DDR-Marken auch Marken der Deutschen Post und die Marke zum Internationalen Jahr der Alphabetisierung – die einzige Marke mit der Bezeichnung DDR die auch bei uns gültig war. Meine Bekannte markierte die DDR-Marken mit einem blauen Rand und stempelte die anderen Marken ordnungsgemäß ab. Als ich die Briefe erhielt war ich sehr erstaunt. Ein übereifriger Postbeamte hatte die Alphabetisierungsmarke mit der Inschrift DDR entdeckt und das Nachporto fälschlicherweise erhöht (meine Schwiegereltern hatten es schon bezahlt).



Der Brief an meinen Vater ist unter den sieben Briefen der einzige Beleg, bei dem die Nachgebühr ordnungsgemäß war.

Mein Fazit: Wenn schon die Postbeamten trotz des Amtsblattes nicht wussten, welche Marken bei uns gültig waren, woher soll es dann die normale Bevölkerung gewusst haben? Ich denke, dass viele Briefe einfach durch Unwissenheit entstanden sind. Deshalb würde ich hier nicht von „Betrug“ sprechen!

Viele Grüße
Volkmar

[Redaktionell aus dem Thema "Betrug zum Schaden der Post" kopiert, da es auch sehr gut in dieses Thema paßt]
 
Quelle: www.philaseiten.de
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