Thema: (?) (267) Moderne Postgeschichte: Internationales Remailing
DL8AAM Am: 08.08.2013 14:41:15 Gelesen: 529051# 111@  
@ Wupper42 [#110]

Hi,

gleich zu Beginn: Interessant auf jeden Fall! Besten Dank für das Zeigen!

Ja, der Beleg passt so ziemlich sicher in den Großbereich des Remailings, es ist zwar kein klassisches Remailing aus der 'guten alten Zeit', diese treten in letzter Zeit aber sowieso immer weiter in den Hintergrund. In Deinem Fall (in Ermangelung des Absenders) würde ich sagen, dass es sich um eine Art von "Direct Mail" handelt, d.h. eine (im weitesten Sinne) deutsches (?) Versandhaus (oder auch nur der Katalogerstellter/-versender) möchte seine Kunden in der Schweiz mit dem Katalog erreichen (oder neu generieren). Dafür bietet die schweizer Post (u.a. zusammen mit der franzöischen La Poste unter dem Joint Venture-Unternehmen Asendia [1]) spezielle Dienstleistungen an. Vereinfacht gesagt, der deutsche Absender übergibt die "Palette" der Schweizer Post - in Deinem Fall an deren Niederlassung in Köln [CGN = Cologne] - und die schweizer Post verschickt diese Sendungen dann in der Schweiz mit schweizer Franktur an die schweizer Endempfänger.

PPIs mit der Ortsangabe Zürich-Müllingen sind zusammen mit dem Kürzel SPI immer ein sicheres Indiz für ein internationales Remailing:



http://www.philastempel.de/stempel/zeigen/21412 (Schweizer Post, NL Stockholm - Schweden)



http://www.philastempel.de/stempel/zeigen/39119 (Schweizer Post, NL Mailand - Italien)



http://www.philastempel.de/stempel/zeigen/18499 (Schweizer Post, NL Eindhoven - Niederlande)



http://www.philastempel.de/stempel/zeigen/22456 (Schweizer Post, NL Wien - Österreich)



http://www.philaseiten.de/beitrag/20639 (Schweizer Post, NL London Heathrow - England)

In Deinem Beispiel wird der Versender für den schweizer Markt (aus Marketinggründen) sinnvollerweise auch schweizer Preise und Kontaktdaten angeben und schon denkt der schweizer Kunde, er habe eine Firma aus der Schweiz vor sich. Im Zweifelsfall erfolgt sogar die Warenlieferung auf diesen Weg "SPI CGN > Schweiz" mit schweizer Paket-Franktur. Oft gehen auch dem Katalog beigefügte Antwortkarten an eine schweizer Sammeladresse der SPI, die diese dann über die Auslandsniederlassungen an den eigentlichen Absender in Deutschland weiterleitet.

Das hat also gute Marketinggründe, aber auch die Portoeinsparungen sind sicherlich ein entscheidender Punkt, muss doch das Versandhaus kein DL>CH-Auslandsporto, sondern nur CH-Inlandsporto zahlen. Wieder vereinfacht gesagt, "Direct Mail" ist (hier) eine Art von ABB-Remailing, d.h. ein Absender im Land A will Post an Empänger im Land B versenden uned schaltet dafür direkt die Post das Empfängerlandes B ein. Idealerweise verfügt die Post des Landes B im Land A eine entsprechende Niederlassung (hier die kölner NL der schweizer Post). Unübersichtlich wird das ganze noch durch diverse Kooperationen und/oder Joint Ventures der verschiedenen nationalen Postdienstleister unter- bzw. miteinander. Oft sind diese Posten auch noch an großen Lettershops sowie Marketingfirmen etc. beteiligt (oder sind deren Eigentümer), sodass sie auch "alles aus einer Hand" anbieten können. Von der Konzeption und Druck der Werbung, über die Kundenstammpflege (inkl. Bereitstellung von Adressen möglicher neuer Kunden), dem Retourenmanagement bis zum Versand der Waren sowie "Rechnungswesen & Zahlungsverkehr". Die genauen Kundenzugehörigkeiten und "-Ketten" sind hier oft nur noch schwer zu differenzieren. Komplizieter wird es zumal auch dadurch, dass eher große international verschachtelte Unternehmungen diese Art des Versandes wählen, so dass man auch hier selten sicher sein kann "woher" die Sendung wirklich kommt. Unter Umständen kann es passieren das deutsche Tankkartenabrechnungen in den Niederlanden erzeugt und von dort per Remailing wieder nach Deutschland verschickt werden. So entgeht man auch dem UPU-Verbot des ABA-Remailings - ein Schelm der Böses denkt, hi. Wir als Philatelisten können uns meist (erst einmal) nur auf die Beschreibung und Dokumentation der postalischen Wege beschränken. Wir Zackenzähler sind ja keine Wirtschaftshistoriker. ;-)

Nochmals BESTEN DANK für das Zeigen eines schweizer ABB-Remailing Belegs!

Da wir hier leider eher nur auf deutsche Mitglieder zentriert sind, sehen wir hier im Forum und in unseren Briefkästen meist nur "Direct Mail" ABB-Remailings nach Deutschland bzw. ABC-Remailings (siehe die hier gerade gezeigten Beispiele - d.h. Kunde in Land A übergibt seine Auslandspost an die Post des Landes B, die diese dann in das Land C verschickt), die im engeren Sinne ja kein "Direct Mail" sind.

Ein Mehr dieser Belege wäre schön. ;-) Oder auch mal "Direct Mail" nach Österreich, Frankreich, Polen, Italien, Dänemark etc. wäre mal was Schönes, ein Traum wären Directs nach Russland, Mongolei, China oder Vietnam etc. - nur gibt es dort wohl kaum Philatelisten, die sich damit schon ernsthaft beschäftigen, hi.

Viele Grüße und bitte weiter
Thomas

[1]: http://www.asendia.de/de
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/1334
https://www.philaseiten.de/beitrag/70117