Thema: Uraltbelege aus aller Welt
Carolina Pegleg Am: 17.06.2008 16:53:31 Gelesen: 121198# 35@  
@ Concordia CA [#33]
@ AfriKiwi [#34]

Na, da gebt ihr mir aber Futter. Ein wirklich sehr schoener interessanter Brief. Einiges kann ich klaeren, einige Raetsel verbleiben aber.

Zunaechst ist natuerlich der Flaggenstempel aus Independence, Missouri schoen anzuschauen. Diese Stempelart war zu der Zeit weit verbreitet. Kein besonderer Wert, aber einfach schoen.

Der Brief ist an einem Mitarbeiter des YMCA grerichtet. Die amerikanischen zivilen Mitarbeiter des YMCA und anderer in der Truppenbetreuung helfenden Organisationen waren zur Benutzung der Feldpost berechtigt. Die Einrichtungen der Truppenbetreuung waren der Armee angegliedert und Post lief ueber die US Feldpost und nicht ueber die normale Post in Frankreich. Das Problem: Ich schreibe dies aus der Erinnerung. Zum Beleg bräuchte ich einen an einen YMCA Angehörigen gerichteten Brief mit Feldpostaddresse. Ich meine, ich haette sowas, kann ich aber im Moment nicht finden.

Dieser Brief ist an die franzoesische Hausadresse des YMCA in Paris gerichtet. Die franzoesische Post war fuer die postalische Versorgung der US Armee inklusive angegliederter Einrichtungen des Roten Kreuzes, zivile Dienste etc. nicht zustaendig. Ich vermute daher, dass der Brief trotz offener Adresse, Angabe "Paris" anstatt Angabe des Feldpostamtes (Paris = 702), als Feldpostbrief lief. Dafuer spricht auch das Porto. Feldpost Heimat - Front war in den USA stets portopflichtig. Sie wurde allerdings als Inlandspost behandelt. Inlandsporto war 3c. Als Auslandsbrief, so wie der Brief daherkommt, waere das Porto aber 5c gewesen.

Beim Eingang in Paris war der Empfaenger offenbar in ein anderes Soldatenheim des YMCA versetzt worden. Der Brief wurde weitergeleitet YMCA, APO 721. APO 721 ist Dijon. Beim genaueren Nachdenken: Im Prinzip belegt die Weiterleitungsadresse, dass die Einrichtungen des YMCA ueber die Feldpost bedient wurden, wozu ich wie oben angesprochen einen Beleg gesucht habe. Hat sich damit eigentlich erledigt.

Hier noch eine Beleg. Die Absenderadresse ist identisch zur Empfaengeraddresse im Brief von Concordia: 12 Rue D'Auguisseau. Der Brief lief in Paris beim APO 702 falsch durch die Stempelmaschine (9. November 1918) und die Marken wurden daher in Bordeaux beim APO 705 am 22.11.1918 entwertet. Dazwischen lag das Ende des Krieges am 11.11.1918. Ich glaube, dass der Brief in Bordeaux auch die Zensur durchlief (Base Censor 7). Dieser Brief ist deshalb interessant, weil die YMCA Mitarbeiter die Feldpost nicht kostenlos nutzen durften. Der Brief aus Frankreich in die USA ist daher mit dem Inlandsporto von 3c freigemacht. 98+% aller US-Feldpostbriefe sind unfrankiert von Soldaten.





Nachtrag:

Fehlende Zensur. Von afrikiwi gut bemerkt. Feldpost Heimat-Front galt als Inlandspost und wurde daher nicht zensiert. Dies unterstützt auch die These, dass der Brief kein normaler Auslandsbrief ist, sondern ein Feldpostbrief Heimat-Front ist, bzw. so behandelt wurde.
 
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