Thema: Royal Mail soll privatisiert werden
bayern klassisch Am: 16.09.2013 13:27:24 Gelesen: 5105# 8@  
@ drmoeller_neuss [#7]

Danke für die Aufzählung von Vorteilen, die ich nicht gewärtigt habe. Bei uns kommt seit Jahr und Tag am Montag gar keine Post mehr und wie ich hörte, überlegt man in Managementkreisen der Post, den Montag überall zustellungsfrei zu machen/belassen.

Die Vergabe von Poststellen an Private ist an sich nichts schlechtes und ein Zug der Zeit. Unsere wurde zweimal mit Schußwaffengewalt überfallen und der Besitzerin des Schreibwarenladens für die Zukunft keine Versicherung seitens der Post für gestohlene Gegenstände, Geld oder Wertpapiere mehr zugesagt. Fürsorglich ist anders.

Ob irgendjemand sauber oder schlecht stempelt, hat m. E. nichts mit seinem Stand zu tun - das macht er, oder er macht es nicht.

Der Wertbrief, eine hervorragende Versendungsart, ist entfallen - statt dessen darf ich jetzt 10 bzw. 12 Euro für einen Expressbrief ausgeben. Marken darauf übrigens Fehlanzeige - früher waren Wertbriefe (ich bekam davon Dutzende von den Auktionsfirmen pro Jahr) immer ein modernes Highlight.

Bei einem Einschreiben sehe ich 10% der Versicherungsgebühr als Porto an für einen Nachweis, irgend etwas von irgend jemandem an irgend einen anderen verschickt zu haben, als besseren Witz an. Im übrigen werden diese Einschreiben, früher sicher, heute am liebsten gestohlen, wenn ich mir interne Statistiken ansehe. Dies deckt sich auch mit den Zahlen, die ich selbst oder befreundete Sammler kenne. Aber wer Briefträgern nur noch den Mindestsatz anbietet, muss sich nicht wundern, wenn diese sich neue Finanzquellen erschließen.

Alle Briefträger stöhnen über die Werbung, die sie zentnerweise austragen müssen, damit die privatisierte Deutsche Post AG finanziell über die Runden kommt. Dabei wird sie vielleicht auch Gewinne machen - ich habe die G+V der Post nicht eingesehen und verweise auf die umfängliche Literatur, die beschreibt, wie man eine AG reich oder arm rechnen kann.

Auch mit semantischem Feinschliff wird es dir nicht gelingen, die Fakten beim Übergang der Post = Eigentum des Bundes = Eigentum des Volkes in eine AG zu negieren. Die maßgeblich an diesem Transfer Beteiligten konnten gut abkassieren, die Politikerkaste hat ihrer treuen Klientel schöne Aufträge zugeschanzt (man muss sich ja als Partei dankbar zeigen, wenn man so viele Geschenke gemacht bekommt) und durch diese Kosten den Wert des Unternehmens bzw. den an der Börse erzielbaren Preis gemindert, wodurch der Emissionär = Staat = wir Bürger weniger bekam.

Den von dir angedeuteten Bedeutungswandel des Wortes "privare" sehe ich nicht - wenn man sich die Privatisierungen der 80er und 90er Jahre des letzten Jahrhunderts ansieht, muss man schon stark ideologisch verblendet sein, um nicht zu erkennen, welches Volksvermögen (vor allem in der ehemaligen DDR) in unermesslichem Umfang den Bürgern geraubt = privatisiert wurde. Da Geld nicht verschwindet, ist es heute natürlich immer noch da - nur nicht bei denen, denen es einst gehörte und heute noch gehören sollte.

Beste Grüsse von bayern klassisch
 
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