Thema: (?) (687/689) Air Mail / Luftpost - Aufkleber, Labels, Eindrucke, Vermerke
saintex Am: 28.10.2013 22:56:17 Gelesen: 758958# 332@  
@ Holzinger [#331]

Ich verstehe nicht, was daran mysteriös sein soll. Wie das abgelaufen ist, liegt doch glasklar auf der Hand:

Es ging Herrn Kosel darum, eine österreichische Zuleitung zu einem Postsegelflug in der damaligen DDR und damit einen aus damaliger Sicht „wertvollen“ Flugpostbeleg zu kreieren. Also frankierte er die Briefe mit österreichischen Briefmarken und sandte diese, entweder als Sammelsendung unter Umschlag oder einzeln ganz normal mit der Post oder – noch wahrscheinlicher- per Boten an seinen Verbindungsmann in der DDR, mit dem er vorher eine entsprechende Vereinbarung getroffen hatte, insbesondere auch hinsichtlich der Honorierung. Vermutlich war dies eine Person aus dem Umfeld der Ausstellungsleitung der IV. Südthüringer Briefmarkenausstellung und des Organisators des Postsegelfluges 1957.

Diese Person hob die von Herrn Kosel vorbereiteten Flugpostbriefe auf, bis der Postsegelflug witterungsbedingt Anfang September 1957 durchgeführt werde konnte und gab die Briefe –im günstigsten Fall- dem Segelflugzeug mit oder sorgte –im ungünstigsten Fall- wie im Jahr 1956 zumindest dafür, dass die Briefe „symbolisch“ den Tages- und Beförderungsstempel erhielten, auch wenn sie mit dem Segelflugzeug nicht befördert wurden. Aufgrund der Aussenlandung des Segelflugzeuges konnten die Briefe noch durch einen grünen Flugunterbrechungsstempel aufgemotzt werden, was ihren Verkauf positiv beeinflusste. Aber dafür konnte Herr Kosel vermutlich nix.

Anschließend sorgte Kosel’s Verbindungsmann dafür, dass die Briefe mit der normalen Post an seinem Auftraggeber nach Wien zurückliefen.

Die Lösung ist ganz einfach, wenn man sich von dem Glauben frei macht, dass der Postweg des Flugpostbriefes allein postalischen Regularien folgte. Es ging hier in erster Linie darum, ein philatelistisches Produkt zu schaffen, das mit entsprechendem Profit an zahlungswillige Luftpostsammler abgesetzt werden konnte. 1957 war das noch möglich. Heute werden derartige zweifelhafte aerophilatelistischen Belege im Internet für einstellige Eurobeträge verramscht.

saintex
 
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