Thema: Gibraltar bis 1900
Hornblower Am: 26.11.2013 11:16:45 Gelesen: 7759# 13@  
Hallo Pepe,

die angesprochene Wasserzeichenproblematik rührt ähnlich wie die genannte Diskussion über die Papierstrukturen in meinen Augen an grundsätzlichen Problemen, bei dem ich den gemachten Aussagen nur zustimmen kann.

Briefmarkensammeln ist nun einmal ein sehr visuell ausgerichtetes Hobby. Jeder Laie kann im Grunde genommen eine rote von einer grünen oder eine gezähnte von einer ungezähnten/geschnittenen Marke unterscheiden.

Wasserzeichenunterschiede, verschiedene Papierstrukturen oder gar Laufrichtungen sieht kein normaler Mensch ohne Hilfsmittel, zumal sie in der klassischen Zeit oft auch gar nicht beabsichtigt waren. Gleiches gilt für kleinste Zähnungsabweichungen von einem viertel oder halben Zahn auf einer Seite. Der Spezialist muss sie kennen, keine Frage, für den „normalen“ Sammler sind sie in meinen Augen überflüssig. Hier reicht es für mich völlig aus, je eine charakteristische „Type“ in der Sammlung zu haben.

Gerade bei den britischen Victoria-Ausgaben gibt es immer wieder Marken, die völlig gleich aussehen und sich nur im Wasserzeichen – und damit oft im Preis – unterscheiden, z. B. Malta oder den karibischen Besitzungen. Hier bescheide ich mich mit einem Exemplar, egal, welche Katalognummer es aufgrund eines anderen Wasserzeichens, das man ohnehin nicht sieht, trägt. Das man die diversen Wasserzeichen nicht zuletzt wegen einer Fälschungsgefahr kennen muss, steht natürlich außer Frage. Aber man muss sie nicht alle haben, nur weil sie im Katalog stehen! Gleiches gilt für die manchmal meiner Ansicht nach an Spitzfindigkeit nicht zu überbietenden kleinsten Farbabweichungen, bei denen ich in den überwiegenden Fällen davon überzeugt bin, dass sie allein dem Zahn der Zeit geschuldet sind.

Niemand – von Plattierungsspezialisten oder Extremsammlern abgesehen – käme auf die Idee, die unterschiedlichen Plattennummern bei diversen Victoria-Ausgaben alle zusammenzutragen. Von einzelnen Werten gibt es bekanntlich über 200 Platten, die sich nur durch die entsprechende Nummer im guillochierten Rand unterscheiden. Man stelle sich nun eine Sammlung mit über 200 genau gleich aussehenden Marken vor, die sich nun dadurch sogar noch steigern lässt, dass man versucht, von all diesen Platten auch noch alle unterschiedlichen Buchstabenkombinationen zusammenzusuchen. Für die philatelistische Forschung sicher unabdingbar, keine Frage, für eine Briefmarkenausstellung in meinen Augen die schiere Ödnis, vor der sicher niemand stehen bleiben oder gar zum Sammeln angeregt wird.

Nicht falsch verstehen – ich bin mir des Werts gerade von Plattierungen für die philatelistische Forschung durchaus bewusst und bewundere die Kenntnis und vor allem die Geduld derer, die sich solcher Arbeiten oft jahrelang unterziehen. Für alle Laien aber, die wir doch für unser Hobby begeistern wollen, sind dies belanglose Kleinigkeiten, die eher abschrecken oder sogar Unverständnis und Kopfschütteln auslösen.

Sorry, wenn meine Meinung, die niemand zu teilen braucht, etwas länger wurde und auch nicht unmittelbar mehr mit Gibraltar zu tun hat, aber ich musste es einfach einmal loswerden.

Gruß
Hornblower
 
Quelle: www.philaseiten.de
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