Thema: Bewertung von Ersttagsbriefen im Michel Katalog
Richard Am: 28.11.2013 09:40:56 Gelesen: 17318# 5@  
Oskar Klan, Michel Chefredakteur, hat sich viel Zeit für die Beantwortung von Henrys genommen. Hier ist sie:

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Hallo Richard,

Zunächst die Original-Zitate aus dem MICHEL Deutschland-Spezial-Katalog.

Briefpreise:

Die Briefpreise (original steht hier Briefsymbol-Preise) gelten nur für echt postalisch beförderte, nach den jeweiligen Portosätzen richtig frankierte bzw. mit Nachporto belegte unterfrankierte Sendungen.

und

FDC:

Die FDC-Bewertungengelten für Belege mit Abstempelung vom 1. Gültigkeitstag, ohne Rücksicht auf die Portogerechtheit der Frankatur.

Portogerechte, echt gelaufene Belege vom 1. Gültigkeitstagverdienen oft erhebliche Aufschläge!

Für die Briefbewertung ist die Art der Entwertung zunächst nicht von Belang, vorausgesetzt, der Tages-, Sonder-, Hand- oder Maschinenstempel war zu dem angegebenen Datum auch im Einsatz und Portorichtigkeit ist gegeben. Bei FDC spielt wiederum die Portorichtigkeit keine Rolle, sondern nur das Stempeldatum.

Im MICHEL Deutschland-Spezial-Katalog sind Bewertungen für die billigste Form des echt beförderten Briefs und den billigsten FDC angegeben. Bei beförderten Briefen wird das meistens die Mischfrankatur sein, bei Briefmarken für eine häufige Versendungsart, zum Beispiel den Inlandsbrief der 1. Gewichtsstufe, kommt auch die Einzelfrankatur in Frage. Bei FDC ist die billigste Form im allgemeinen die einzelne Marke oder der komplette Satz auf einem Umschlag/Karte.

Wenn wir nun den echt gelaufenen FDC betrachten, so muß dieser sowohl die Krieterien des echt gelaufenen Briefs als auch die des FDC erfüllen, also Portorichtigkeit und Entwertung vom ersten Tag der Gültigkeit. Ist dies gegeben, so gibt es im MICHEL Deutschland-Spezial-Katalog Bewertungen für FDC und, wenn es sich um Briefmarken mit einem nicht mehr gängigen Nennwert handelt, auch eine Briefbewertung.

Sehen wir uns einige Marken vom 13. Januar 1994 an.

MiNr. 1709, Nennwert 80 Pfennig, auf Brief 1,— €, als FDC 1,60 €. Die echt gelaufene Postkarte mit dieser Marke ist ein FDC, weshalb der Katalogwert 1,60 € beträgt. Klebt die Marke zusammen mit 1398 A auf einem Brief, ist es immer noch ein FDC, die Briefbewertung für die 20-Pfennig-Marke liegt mit 50 Cent unterhalb der Bewertungen für die Belege mit MiNr. 1709 und verfällt daher. Man kann nun den Gestempelt-Wert von 40 Cent für die MiNr. 1398 A gemäß den Regeln für Mischfrankaturen hinzu rechnen, das ergäbe dann 2,20 €. Ich halte das bei diesen kleinen Beträgen aber nicht für sinnvoll.

Ein anderes Bild ergibt sich, wenn als Zusatzfrankatur die Marke MiNr. 1398 C oder 1398 D aus dem Markenheftchen verwendet wurde. Zwar liegt nach wie vor ein FDC der MiNr. 1709 vor uns, aber die Briefbewertung für die Heftchenmarke beträgt schon 3 €. Das ist jetzt Ausgangspunkt unserer Berechnungen. Dazu kann man jetzt die 70 Cent für die Marke rechnen, erhält also den Katalogwert von 3,70 €. Das macht etwas mehr Sinn als im ersten Beispiel, meiner Meinung sollte man das aber erst machen, wenn eine Wertgrenze von 5 € überschritten wird, siehe Einführung in den Katalog unter "Preisnotierungen".

Also geht man allgemein wie folgt vor:

Man ermittelt die höchste Bewertung für den Beleg unter Berücksichtigung aller relevanten Merkmale. Die FDC-Bewertung der MiNr. 1398 im obigen Beispiel ist nicht relevant, da nicht zutreffend. Hierzu rechnet man, unter Berücksichtigung des oben gesagten, die Bewertungen für die weiteren gestempelten Marken hinzu und erhält den gewünschten Wert.

Wenn bei einem Satz nur ein FDC-Wert für den Satz angegeben ist, verteilt sich der Wert des Satzes entsprechend der Gestempelt-Bewertungen auf Einzel-FDC. Beispiel MiNr. 1707–1708. FDC-Wert 5,50 €, Gestempelt-Werte 1,20 € und 2 €. Einzel-FDC also 2 € für FDC mit MiNr. 1707 und 3,50 € für FDC mit MiNr. 1708. Werte etwas gerundet.

Zu all dem Gesagten ist noch festzustellen, dass der optische Eindruck eines Beleges einen großen, aber nicht bezifferbaren Einfluss auf den Wert des Beleges haben kann, sowohl nach oben wie nach unten.

Oskar Klan
MICHEL-Redaktion, Chefredakteur

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Henry, ist Deine Frage damit beantwortet ?

Schöne Grüsse, Richard
 
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