Thema: Luxemburg: Nicht im Handbuch oder Katalog
DL8AAM Am: 02.12.2013 19:03:11 Gelesen: 30086# 40@  
@ ReinierCornelis [many]

Rein,

dass Du das Faß mit den Papierlaufrichtungen aufgemacht hat finde ich wirklich gut! Ob das tiefer betrachtet werde sollte? Ja! Auf jedem Fall! Ob sich daraus möglicherweise später einmal eine Katalogaufnahme ergibt, wird sich nach weiterer genauerer Forschung zeigen. Wenn schon Farbnuancen, Mattigkeitsabstufungen und Mischungen beim Gummi z.T. katalogtechnisch unterschieden werden, why not? Oder wenn in der Druckerei bei einer Auflage ein Eimerchen roter Farbe beim Anmischen mehr in den Trog geplumpst ist, dann gabs häufig ja auch eine neue MICHEL-(Unter)Nummer. Also nur zu, aber sachlich. Wie hier geschrieben wurde "das sammelt ja keiner, also gehört das nicht in den Katalog, ist grundfalsch"! Eher anders herum wird ein Schuh daraus, es gilt bei vielen (den meisten ?) von uns immer noch "es wird das gesammelt, was im Katalog steht".

Das alles sind alles vollwertige philatelistische Themen, die es Wert sind betrachtet zu werden. Ähnlich wie "Kugelschreiberentwertungen der DBP unter besonderer Berücksichtung dienstlich gelieferter Kugelschreiber" ;-) Selbst die Idee aus der verunglückten Glosse mit der DNA-Papieranalyse, kann philatelisch Sinn machen! Was da herauskommt wird man sehen, dass kann man bei Grundlagenforschung im Vornherein sowieso nie wissen. Wenn es denn bald für CSI-Fans DNA-Sequenzier im Hobbymarkt für kleines Geld gibt, why not? Im Briefzentrum eingerissene Knochen mit abgefetzten Zacken bekommen viele uns genug mit der täglichen Post frei Haus geliefert. Bevor man die entsorgt, könnte man die auch "zermantschen" und analysieren. Warum sollte die Philatelie nicht auch einmal in der Moderne ankommen? Das wäre alle male öffentlichkeitswirksamer, als wenn wieder ein "Opa" in seiner verstaubten, dunklen Bibliothek, rauchend, mit der Riesenlupe vor dem Auge mit seiner Briefmarkensammlung von der Presse interviewt (und schlimmer noch, mit Foto im lokalen Sumpfblatt vorgeführt) wird... Nein, das ist keine Glosse, leider oft genug selbst gesehen...

Aber der philatelistischen Forschung vorzuwerfen, dass man aus Dummheit sich bisher nicht darum gekümmert hat, ist falsch. Wer macht denn die Forschung? Wir, bzw. leider nur ein sehr kleiner Anteil unter uns Philatelisten. Und wer veröffentlicht? Nun wird dieser kleiner Anteil noch kleiner, verschwindent klein. Das ganze Halbe ist aber alles immer noch nur ein Hobby, es gibt keinen Zwang zur Forschung. Das gilt auch für ARGE-Mitglieder, da deckt auch jeder nur ein ihn interessierendes Subthema ab. Ich kann keinem, wem denn?, vorwerfen, er habe dieses Thema noch nicht angefasst. Ich frage mich auch ernsthaft, weshalb sich noch keiner richtig näher mit den Datenmatrixcodes bei INFOPOST-Sendungen mit Zusatzleistung beschäftigt hat. Auch da warte ich händeringend auf die Herausgabe des ersten 1000seitigen Handbuches (das natürlich jemand ganz anders für mich zu schreiben hat) ...

Obwohl, eigentlich finde ich es ernsthaft auch schon fast kriminell egoistisch (ernsthaft), wenn ein philatelistisches Leben lang - im stillen Kämmerchen - vor "sich hin denkende" Hobbyisten, partu ihr Wissen mit ins Grab nehmen wollen. Selbst in größeren ARGEs ist der Anteil der aktiv beitragenden und schreibenden Mitglieder gering. Forschung meine ich in diesem Zusammenhang auch nicht nur "auf höchsten wissenschaftlichen Niveau", sondern das fängt schon bei einer fundierten Zusammenstellung einer Rechechetätigkeit an. Es muss nicht einmal etwas Neues sein, schon eine systematische "Zusammenfügung" vieler verschiedenster Quellen kann vielen anderen Hobbykollegen bereits sehr hilfreich sein. Ein Nobelpreis fällt sicherlich sowieso nie ab. Deshalb sollte jeder Sammler Querstrich Philatelist, der sich 30-40 Jahre mit seinem Thema/seinen Themen beschäftigt hat, auf jeden Fall etwas sinnvolles beitragen können. Diesen Schuh muss ich mir aber auch anziehen, seit Jahren verfolge ich zwei "Veröffentlichungen", aber je mehr Dinge abgefrühstückt sind, desto mehr neue (Wissens-) Lücken tun sich auf, die geschlossen werden wollen, bevor die Sendetaste gedrückt wird. Ein typisches Dilemma auch der wirklichen wissenschaftlichen Forschung, je mehr neues Wissen man sich erschließt, desto größer wird das eigene Wissen über die größer gewordenen Wissenslücken. Dazu kommt noch die diffuse Angst, von den Kollegen in der Luft zerrissen zu werden. Aber nur so kommen wir alle weiter, auch in den Bereichen der nichtklassischen, modernen Philatelie.

Also Rein, dass ist doch genau Deine Chance! Anstatt auf die lieben Mitphilatelisten mit dem Finger zu zeigen. Bearbeite diesen Bereich und erstelle eine abrundete, sachliche Veröffentlichung zu diesem Thema. Deine Fachkenntnisse sind ja scheinbar wirklich richtig gut. Ich meine das nicht polemisch! Du bist der philatelistische Entdecker dieses Topics und kannst auch der Erstbeschreiber werden. Für jeden echten Biologen ist das ein absoluter Lebenstraum, z. B. eine neue Hasenart zu entdecken und dann auch noch als Erster zu beschreiben ( hoppelhäschen thomasensis). Gut ein kommerzieller Erfolg wird das, wie auch 99% aller dieser philatelistischen Hobbyfachpublikationen, sicherlich nicht. Davon kann man nicht einmal mit der Frau eine einwöchige 99 €-Busrundreise durch Kappadokien [1] buchen (haben wir kürzlich gemacht, inklusive Flug & Hotel, und ja, ist empfehlenswert...). Aber wenn man die Druck- und Ladenhüterkosten gegen den Preis des Speicherplatzes im Internet abwägt, bleibt vielleicht sogar der Reisepreis für zumindest eine Person als Reingewinn über? Deshalb und auch um eine größere Gruppe von Philatelisten anzusprechen, wäre eine reichbebilderte, offene Veröffentlichung im Internet als PDF-Dokument anzuraten. Ich würde mir diese sicherlich downloaden, ausdrucken, im lokalen Copyshop wieder für 2-3 Euro - ähnlich wie Diplomarbeiten - als Softpaper binden lassen und in meine Philabibliothek aufnehmen.

Nur ganz am Rande, diese Form der freien Veröffentlichung wäre vielen Autoren und ARGEn inzwischen zu empfehlen (!!), anstatt teure Kleinstauflagen auf Vereinsebene - vor der allgemeinen philatelistischen Öffentlichkeit verborgen - herauszugeben. Auch so könnte man sehr gut für das eigene Thema werben. Aber zum Glück gibt es inzwischen ja auch einige Vereinigungen, leider immer noch zu wenige, die ihre Rundbriefe (etc.) frei für jeden verfügbar ins Netz stellen. Es kommen vielleicht 20-30 Euro weniger im Jahr in die Vereinskasse, aber dafür bestimmt 2-3 neue, frisch angefütterte Mitglieder - weil denen durch Zufall beim googeln womöglich ein vollkommen neues Thema unter die Augen gekommen ist. Nein, der Satz, was kostenlos ist, ist auch nichts wert, stimmt auf keinen Fall und ist für uns auch absolut nicht zielführend, sondern bringt uns nur dem Aussterben immer näher.

Viel Spass beim Forschen, Schreiben und Veröffentlichen ("Webspace kostet heute kaum noch was")

Gruß, Thomas

[1]: http://de.wikipedia.org/wiki/Kappadokien
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/6092
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