Thema: Philatelie in der Presse
Richard Am: 04.07.2008 23:43:12 Gelesen: 1329013# 106@  
Neue Briefmarken würdigen Corinth und Kafka

Thüringische Landeszeitung / bmst (04.07.08) - Lovis Corinth, geboren im ostpreußischen Tapiau, studierte Malerei zunächst in Königsberg, später an der Münchener Kunstakademie. Dort kam er mit dem Naturalismus in Kontakt, der die erste Epoche seines Schaffens prägte. Es entstanden Bilder in schweren, dunklen Farben. 1884 erzielte er mit dem Gemälde "Das Komplott" einen Achtungserfolg; auf einer Ausstellung in London wurde ihm eine Bronzemedaille verliehen.

Bis zum Durchbruch sollten aber noch einige Jahre vergehen, in denen Corinth zahlreiche Hoffnungen begraben musste. Auch ein erster Berlin-Aufenthalt 1887 brachte ihn kaum weiter. Mit einer Gemäldereihe von Schlachthofszenen setzte er sich dann 1892 gegenüber der Kritik durch. Gemeinsam mit anderen jungen Künstlern - unter ihnen Max Liebermann - gründete er die impressionistisch orientierte "Münchner Secession". 1895 konnte Corinth erstmals ein Gemälde verkaufen. Danach stellten sich aber wieder Misserfolge ein.

Zu Beginn des neuen Jahrhunderts zog Corinth nach Berlin und schloss sich der dortigen "Secession" an. Auf der zweiten Secessions-Ausstellung im Juli 1900 waren drei Bilder zu sehen, die auf ein positives Echo stießen. Auf Vermittlung Paul Cassirers erhielt Corinth verschiedene Porträtaufträge. Neben Liebermann gehörte er bald zu den gefragtesten Mitgliedern der Berliner "Secession". Zudem gründete er eine Malerschule, die recht einträglich war. Nach einem Schlaganfall im Dezember 1911 war Corinth halbseitig gelähmt. Seine Schaffenskraft aber blieb ihm erhalten. Schritt für Schritt öffnete er sich dem Expressionismus. Wie schon beim Übergang vom Naturalismus zum Impressionismus vermied er aber den klaren Bruch. In seinem Sommersitz am Walchensee entstanden in den 20er-Jahren lichtdurchtränkte, farbstarke Landschaftsbilder und Blumenstillleben.

Auf der Sondermarke zu 1,45 Euro sind zwei Bilder aus der zweiten Epoche seines Schaffens zu sehen: "Selbstbildnis mit Modell" von 1902 und "Morgensonne" von 1910. Ersteres hängt in der Kunsthalle Zürich, Letzteres im Hessischen Landesmuseum, Darmstadt. Gestaltet wurde die 55 mm x 32,8 mm große Marke, die Offsetdruck hergestellt wird, von Irmgard Hesse.

Die ersten literarischen Versuche Franz Kafkas entstanden in seinen Jugendtagen und sind verschollen. Vermutlich hat er die Schriften selbst vernichtet. Nach dem Abitur beugte er sich nach einigem Zögern dem Wunsch des Vaters und studierte Jura. Nach seiner Promotion arbeitete er kurze Zeit bei einer privaten Versicherung, ehe er 1908 in die halbstaatliche "Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt für das Königreich Böhmen" eintrat. Finanziell nunmehr gesichert, widmete er sich intensiver der Literatur. Nach einigen kleineren Werken gelang ihm mit der 1913 publizierten Erzählung "Das Urteil" der Durchbruch.

Die Geschichte, die er in einer einzigen Nacht geschrieben hatte, entstand in einem lakonischen, subtil bedrohlich wirkenden Stil, den man später "kafkaesk" nennen sollte. Dieser Ausdrucksform blieb Kafka auch in weiteren Erzählungen sowie im Roman "Der Prozess" und dem Romanfragment "Das Schloss" treu. Leser fand er zu Lebzeiten allerdings nur wenige. Wahrscheinlich verstärkte das geringe Echo seine großen Selbstzweifel.

Auch die publizierten Werke erschienen ihm unausgereift. In seinem Letzten Willen verfügte Kafka, bereits 1917 an offener Tuberkulose erkrankt, die Vernichtung aller Schriften nach seinem Tod. Zum Glück für die Nachwelt missachtete Max Brod, seit Studientagen ein enger Freund Kafkas, die Anordnung. Viele Werke, unter ihnen "Der Prozess", wurden erst nach Kafkas Tod publiziert.

Die von den Düsseldorfer Grafikstudenten Jens Müller und Karen Weiland entworfenen 46 mm x 27,32 mm großen 55-Cent-Marke, zeigt eine Zeichnung, die Kafka darstellt.

(Quelle: http://www.tlz.de/tlz/tlz.kultur.volltext.php?kennung=on8tlzTRETreNational39632&zulieferer=tlz&kategorie=TRE&rubrik=Treffpunkt®ion=National&auftritt=TLZ&dbserver=1)
 


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