Thema: Philotax / Schwaneberger: Der Streit um die Michel Nummern
Cantus Am: 07.12.2013 00:51:25 Gelesen: 41566# 32@  
@ KaraBenNemsi [#31]

Hallo,

du sprichst die Ganzsachen der UdSSR und ihrer Nachfolgestaaten an. Die Nummerierung dieser Ganzsachen, insbesondere der Umschläge und Postkarten der UdSSR aus der Zeit bis 1991 ist, da gebe ich dir recht, gänzlich anders als z.B. in sowjetischen, später russischen oder z.B. auch dem niederländischen Katalog "Rossija filatelie", wo die Nummerierung in zeitlicher Abfolge der jeweiligen Druckgenehmigungsdaten vorgenommen worden war.

Die immense Arbeit, die mit der Erfassung der Umschläge und Postkarten für den Michelkatalog erforderlich war, wurde jedoch nicht von Mitarbeitern des Schwaneberger Verlages, sondern von Mitgliedern einer Vereinigung für sowjetische bzw. russische Philatelie, der ich auch eine gewisse Zeitlang angehörte, vorgenommen. Einige der besonders fach- und sprachkundigen Mitglieder dieser Vereinigung, wohnhaft vorrangig in Berlin und in Sachsen, erfassten unter Zuarbeit vieler anderer Sammler die ungestempelten und gelaufenen Ganzsachen, getrennt nach Ganzsachenarten, und übermittelten dann diese Daten in der jetzt im Katalog anzutreffenden Gliederungsform an den Schwaneberger Verlag. Der Verlag untersetzte dann das zwar mit einem "eigenen" Nummernsystem, aber ohne die intensive und tiefgehende Beschäftigung der vielen freien Sammler hätte der Michelkatalog für die Ganzsachen der Sowjetunion, so wie er heute im Handel erhältlich ist, nie entstehen können.

Ich gebe dir recht darin, dass die Umsetzung der gelieferten Daten in ein Katalognummernsystem für die sowjetischen / russischen Ganzsachen und auch die Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion eine verlagsinterne intensive Nachbearbeitung erforderlich gemacht hat und dass das dadurch geschöpfte neuartige Nummerierungssystem für genau die genannten Ganzsachenbereiche eine schützenswerte Leistung des Schwaneberger Verlages darstellt. Diese Feststellung gilt aber nur für diese und mögliche andere Sonderbereiche, die mir im Moment nicht gegenwärtig sind.

Im Übrigen hast du mich zwar zitiert, bist aber gar nicht auf meine Argumente eingegangen (die reine Durchnummerierung von Marken oder Ganzsachen in der Reihenfolge ihres zeitlichen Erscheinens), sondern hast ganz andere Argumente herangezogen. Schau dir doch mal die Erfassung und Beschreibung von Ganzsachen anderer Länder an, z.B. Rumänien, Frankreich, Österreich, Schweden usw., diese alle und viele mehr werden in der zeitlichen Reihenfolge ihres Erscheinens katalogmäßig durchnummeriert und nicht nach besonderen Merkmalen wie bei der UdSSR.

Ein wenig bin auch ich mit dem Michel-Ganzsachenkatalog von Osteuropa vertraut. Nicht, dass ich aktuell irgendwelche Ganzsachensammlungen zusammentrage, die darin beschrieben sind, aber Anfang diesen Jahres habe ich mich über ein Auktionshaus von meiner Sammlung der gestempelten/gelaufenen Ganzsachenumschläge der Sowjetunion aus den Jahren 1954-1991 getrennt. Die Sammlung umfasste rund 14.000 verschiedene Umschläge, was eine langjährige und intensive Beschäftigung mit dieser Materie erforderlich gemacht hatte, und da hatte mir neben anderen Katalogen auch der Michelkatalog zum Teil wertvolle Hinweise geliefert, deshalb will ich dem Verlag für diesen ganz besonderen Sammelbereich auch nicht sein Recht auf Schutz des von ihm geschöpften Erfassungssystems der Ganzsachen absprechen.

Auch wenn die ehemalige Sowjetunion und ihre diversen Nachfolgestaaten flächenmäßig ein riesiges Gebiet darstellen, so ist doch das Sammelgebiet "Ganzsachen" für diesen Bereich, weltweit und in Relation zu der Vielzahl aller Staaten und Länder der ganzen Welt und der Ausgabe aller dort jemals erschienenen Ganzsachen sehr klein, einmal ganz davon abgesehen, dass das Sammeln von Ganzsachen im Verhältnis zum Sammeln von Briefmarken oder frankierten Postbelegen kaum ins Gewicht fällt. Ich akzeptiere daher das Schutzbedürfnis des Schwaneberger Verlages für diesen relativ kleinen Teilbereich aller möglichen philatelisten Sammelbereiche, bleibe aber dennoch grundsätzlich bei meinen oben gemachten Ausführungen.

Viele Grüße
Ingo
 
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