Thema: Philotax / Schwaneberger: Der Streit um die Michel Nummern
Carolina Pegleg Am: 10.12.2013 21:24:35 Gelesen: 40026# 65@  
@ drmöller_neuss [#63]

Hallo Uli,

die Michelkataloge sind teuer, das ist klar. Der Preisanstieg in den letzten Jahren hat sicher viele Gründe, ist aber auch mit der besseren Qualität zu erklären (jetzt Farbe). Was die hohen Neupreise betrifft, so folgt damit Michel einem wirtschaftlichen Standardmodell differenzierter Preise. Auch in den USA beschwert sich jeder über die Preise eines neuen Scott-Kataloges. Kaum ein Sammler kauft diese in der neuesten Auflage. Der Schlüssel zum Verständnis ist, dass der "Normalpreis" für Sammler heute der Vorauflagenpreis ist.

Was dahinter steckt ist, dass jedem Kunden, eine Leistung typischerweise einen anderen Preis wert ist. Ich würde für ein Buch z. B. $100 bezahlen, jemand anderes wäre es nur $80 wert, dem dritten nur $30. Der Verkäufer macht vielleicht Gewinn bei allen Verkäufen über $25. Interessanterweise nun macht der Verkäufer mehr Gewinn damit nur ein Buch zu $100 zu verkaufen ($75 Gewinn), als drei Bücher zu $30 ($15 Gewinn). Ergo: Es macht betriebswirtschaftlich mehr Sinn wenige teuere Kataloge, als viele billige zu verkaufen. Das ist eine legitime Preisstrategie.

Ich habe beruflich viel mit deutschen Betriebswirten zu tun, und die sind eigentlich nicht deppert. Also kann man davon ausgehen, dass die Preise von Michel schon ihre Logik haben und so bemessen sind um die Arbeitsplätze zu erhalten. (Vorschlag an die Forums-Sozialisten: Nicht nur danach rufen, Michel möge seine Katalognummern kostenfrei der Konkurrenz zur Verfügung stellen, sondern die Sammler auch basisdemokratisch über einen akzeptablen Verkaufspreis abstimmen lassen. :) ).

Aber es kommt noch schlimmer. Richtig kapitalistisch verhält sich, wer das Buch für $100 an den verkauft, der bereit ist, dafür $100 zu bezahlen, es dem nächsten für $80 zu überlassen, und dem dritten für $30, weil da ja auch noch was bei herum kommt (so satte $135 Gewinn). Diese Preisdifferenzierung, dasselbe Buch zu drei verschiedenen Preisen verkaufen, ist eine Kunst. Zugegeben, in Deutschland mit der Buchpreisbindung kein einfaches Unterfangen, aber das ist, wo die Preishierarchie mit Vorauflagen mutmaßlich ihren Grund hat (jedenfalls für die Scott Kataloge). In der ersten Runde bezahlen den vollen Preis diejenigen, die unbedingt den neuesten Katalog haben wollen oder müssen. Das schließt alle die ein, für die die Kataloge eine Betriebsausgabe sind, Bibliotheken, und auch einige Sammler. Danach geht der Preis für die unverkauften Vorauflagen jedes Jahr runter. Und als ein Teil einer Preisstrategie -- davon kann man ausgehen -- verdient der Schwaneberger an den Vorauflagen auch noch.

Da ich denen nicht in die Bücher gucken kann, alles nur Vermutung, aber so macht es Scott.

Arno
 
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