Thema: Bleisulfidschäden: Die Folienproblematik in der Philatelie
Richard Am: 07.07.2008 09:39:27 Gelesen: 207323# 38@  
Peter Feuser schrieb gestern im BDPh Forum:

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Die neue PHILATELIE ist für mich noch etwas gewöhnungsbedürftig. Die alte empfand ich insgesamt als die beste aller Zeitschriften, nicht zuletzt wegen der fundierten Fachartikel von woma. Ich bin allerdings ein konservativ denkender Mensch.

Zur Folienangelegenheit möchte ich nochmals deutlich werden: Der BDPh-Vorstand hat hier kläglich versagt und sollte wegen der Tragweite der Affäre zurücktreten. Details hierzu konnte jeder Forennutzer im nicht mehr einsehbaren Arminus-Thread nachlesen.

Ich habe fast drei Jahre lang, sozusagen hinter den Kulissen, versucht, eine alle Seiten befriedigende und möglichst marktschonende Regelung zu finden (BDPh-Präsident Hartig hat sich geweigert, mit mir zu reden). Erst als dies nicht gelungen ist, wollte ich über meinen Auktionskatalog an die Öffentlichkeit treten. Die daraufhin von 2 Albenherstellern erfolgte einstweilige Verfügung endete mit einem Vergleich. Ich durfte mich in Form eines Verdachtes äußern. Dies hätte zum damaligen Zeitpunkt natürlich auch der BDPh zum Anlass nehmen können, die Mitglieder und die Öffentlichkeit unter Berücksichtigung der juristischen Belange offiziell in Form eines Verdachtes zu informieren. Ich teile die Ansicht einiger Mitglieder, dass der BDPh-Vorstand wegen seiner Untätigkeit eine gewisse Mitschuld an seit 2003 entstandenen Bleisulfidschäden trägt, vor allem, weil er meiner dringenden Bitte, die Vorschriften über den Einsatz von Blattschutzhüllen bei Ausstellungen zu verändern, nicht gefolgt ist.

Nach diesem Verfahren haben nicht die beiden Albenhersteller, sondern habe ich die negative Feststellungsklage veranlasst (der alte Vergleich blieb davon unberührt), d.h., nicht ich war verklagt. Es sollte versucht werden, mittels Gutachten die Problematik gerichtlich klären zu lassen. Der BDPh-Vorstand hat eine Unterstützung dieser Feststellungsklage im Gegensatz zu BDB und BPP demonstrativ verweigert. Bis auf woma hat kein einziger führender BDPh-Funktionär bis heute überhaupt nur ein Wort zur Sache mit mir gesprochen!

Gesprochen hat der BDPh-Vorstand mit dem APHV und den Albenherstellern und im Jahre 2003 mit diesen offenbar eine Übereinkunft über das weitere Vorgehen getroffen. Nach Lage der Dinge kann diese Vereinbarung nur so ausgesehen haben, die Diskussion über die Folienproblematik öffentlich nicht weiterzuverfolgen, sonst hätte es sicher nach der Veröffentlichung in der PHILATELIE im gleichen Jahre seitens des BDPh in den Folgejahren weitere Informationen und Warnungen an seine Mitglieder gegeben. Die Artikel in der PHILATELIE erschienen nach außen als die Meinung eines Redakteurs. Wenn sie die Meinung des BDPh-Vorstandes darstellen sollten, hätte man das deutlich machen sollen. Ich selbst habe zu keinem Zeitpunkt darum gebeten, die Berichterstattung in der Fachpresse während der langjährigen Fortdauer der Negativen Feststellungsklage einzustellen oder einzuschränken. @ woma: Hier muss ein Missverständnis vorliegen.

Die Einstweilige Verfügung der beiden Albenhersteller von diesem Jahr betraf nicht die Problematik selber, sondern juristisch fragwürdige Äußerungen von mir im BDPh-Forum. Die umfassende Diskussion im Forum hat aber schließlich dazu geführt, dass jetzt deutliche öffentliche Resolutionen mit Empfehlungen und Warnungen von BPP, BDB und sogar APHV vorliegen. Es ist grotesk und ein Armutszeugnis für den Verband als Sammlerschutzorganisation, wenn es ausgerechnet der BDPh-Vorstand bis jetzt nicht geschafft hat, eine eigene offizielle Stellungnahme zur Gesamtproblematik abzugeben. Die Stellungnahme des Vorstands zu den Ausstellungsblatthüllen ist eine Lachnummer ohne Aussagekraft.

Die äußerst umfangreiche Berichterstattung in der PHILATELIE zum Thema Aufbewahrungsmittel für Briefmarken ist begrüßenswert, die Vermischung des Bleisulfidskandals mit anderen Problemkreisen verwässert die Angelegenheit aber stark und führt zur Verwirrung Betroffener, wie zahlreiche mir zugegangene Anfragen, Leserbriefe in ArGe-Rundbriefen (vgl. letzte Preußenstudien usw.) zeigen. Bedeutende Sammler, die bereits erhebliche Bleisulfidschäden registrieren mussten, belassen ihre Albenblätter nach wie vor in den PVC-Blattschutzhüllen (jetzt oben geöffnet, da kann dann nichts mehr passieren!!) und berufen sich auf fragwürdigste "Garantien" bestimmter Alben- und Folienhersteller betreffend Weichmacherfreiheit usw. und betonen, dass ihre geschädigten Marken nach einer Behandlung mit Wasserstoffperoxyd wieder "wie frisch aus der Druckerei" aussehen.

Das alles ist zum Haare ausraufen! Durch Bleisulfidschäden (deren genaue Ursache wissenschaftlich noch ungeklärt ist) wurden in den letzten 30 Jahren bedeutende Teile unseres philatelistischen Kulturgutes geschädigt bzw. ruiniert. Die chemische Behandlung bleisulfidgeschädigter Marken mit ätzenden Bleichmitteln kommt einer Reparatur gleich, die in den allerseltensten Fällen den ursprünglichen Farbzustand einer Marke wiederherstellt. Anstatt nunmehr alles daran zu setzen, zukünftige Schäden zu vermeiden, verharrt der BDPh-Vorstand nach wie vor in Lethargie und versucht nach wie vor offenbar krampfhaft, eine direkte Konfrontation mit bestimmten Albenherstellern zu vermeiden. Genau eine solche Konfrontation, notfalls auch eine juristische, wäre aber die verdammte Pflicht und Schuldigkeit des Verbandes.
 
Quelle: www.philaseiten.de
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