Thema: Bund DS Sehenswürdigkeiten: Hintergründe zur unverausgabten 430er
Lars Boettger Am: 05.02.2014 21:32:29 Gelesen: 17795# 10@  
Anbei der Artikel aus 2011 für die "philatelie":

Eine neue Geschichte à la „Audrey Hepburn“? – Der Fall „Das Gänseliesel“ aus der Dauerserie „Sehenswürdigkeiten“ von 2005

Diese Geschichte begann als einfache Anfrage eines Sammlers im Internetforum des BdPh und entwickelte sich, mittlerweile ist ein weiteres großes Briefmarkenforum involviert, bis zur Niederschrift dieser Zeilen recht mysteriös und skurril.

Im Internetforum des BdPh erkundigte sich das Mitglied kohlesurfer am 18.04.2011 nach einer angeblich geplanten, allerdings nie verausgabten Briefmarke zu 4,10 Euro der Dauerserie „Sehenswürdigkeiten“ (1); Anlass war die Erzählung eines Briefmarkenverkäufers auf einem Flohmarkt. Einige Tage später wurde klar, dass tatsächlich eine neue Briefmarke geplant war und kurz vor der Ausgabe zurückgezogen wurde. Das Mitglied Dudley Dursley steuerte einen Link zum Archiv des Göttinger Wochenblattes „Extra Tip“ (2) bei, wonach am 22.10.2005 im Artikel „Gänseliesel in der Warteschleife“ über die geplante und vor Ausgabebeginn zurückgezogene Briefmarke berichtet wurde. Demnach war ein Ergänzungswert zur Dauerserie „Sehenswürdigkeiten“ im für die Dauerserie üblichen Hochformat geplant, welche als Motiv die Göttinger Brunnenfigur „Das Gänseliesel“ zeigen sollte. Eine online in dem Göttinger Artikel veröffentlichte Abbildung der geplanten Briefmarke zeigt „Das Gänseliesel“ in der Seitenansicht. Anstelle einer Nominale wurde die Wertstufe mit 0,00 € angegeben. Aufgrund der zum Jahresanfang 2005 neu aufgelegten Dauerserie „Blumen“ kam der Ergänzungswert aus der Reihe „Sehenswürdigkeiten“ nicht mehr zum Zuge. Soweit die Auswertung dieses Artikels…

Ein weiterer Artikel, dieses Mal in der „Deutsche Briefmarken-Zeitung“ (DBZ) veröffentlicht, beschrieb einen Vorgang am Stand der Deutschen Post AG auf einer Briefmarkenmesse, wonach ein Sammler mit zwei Zehnerbogen in der Hand, sich am Stand der DPAG nach den betreffenden Marken erkundigte. Der Sammler konnte diese Marken nicht im Katalog finden. Dem DBZ-Artikel nach wurden die Marken seitens der Deutschen Post AG eingezogen. Nach ca. vier Wochen konnte der Ursprung des Artikels, dank des freundlichen Hinweises der DBZ-Redaktion, im DBZ-Heft 23 des Jahrgangs 2007 (Ausgabe vom 09.11.2007) auf Seite 8 lokalisiert werden.

In der Zwischenzeit tauchten im Forum des BdPh und einem weiteren großen Briefmarkenforum am 02.05.2011 (4) bzw. am 26.05.2011 (5) zwei Sammleranfragen zu eben dieser Briefmarke auf. Die Anfrage vom 02.05.2011 bezog sich auf ein ungestempeltes Exemplar (vom Eigentümer in Köln erworben), die vom 26.05.2011 auf eine gestempelte Marke. In beiden Fällen wurden leider recht unscharfe Fotos gezeigt. Das Bild der ungestempelten Marke verschwand auf Wunsch des Fragestellers zeitnah wieder aus dem Briefmarkenforum, während das Foto der gestempelten Briefmarke aktuell weiterhin im Internet (BdPh-Forum) einsehbar ist. In beiden Fällen zeigt(e) die Briefmarke aus der Serie „Sehenswürdigkeiten“ eine Nominale von 4,30 Euro – eben jener Nominale, die als eine der ersten Briefmarken der Dauerserie „Blumen“ im Januar 2005 verausgabt wurde. Anlass hierzu war die Erhöhung des Portos für ein Päckchens von 4,10 auf 4,30 Euro zum 01.01.2005.

Die gebrauchte Briefmarke trägt einen sauberen Teilstempelabschlag vom 23.01.2005 mit der teilweise erkennbaren Postleitzahl 4*807. Leider befinden sich weder Ortsangabe noch Unterscheidungsbuchstabe auf der losen Briefmarke. Die Überprüfung der Postleitzahlstempelfragmente ergab, dass die Ziffern „4*807“ sowohl auf 44807 Bochum (Stadtteile Riemke und Grumme) als auch auf 47807 Krefeld (Stadtteil Fischeln) passen würden.

Für den Stadtteil Riemke in 44807 Bochum existiert nach Rücksprache mit einem Bochumer Heimatsammler seit 2004 eine Filiale der Deutschen Post AG in der Herner Str. 370. Aktuell listet die Internetseite der DPAG in der Kölner Str. 558 in 47807 Krefeld-Fischeln eine Filiale auf. Es konnte bisher nicht geklärt werden, wie lange diese Filiale bereits besteht und ob Anfang 2005 ggf. weitere bzw. andere Filialen der Deutschen Post AG in 47807 Krefeld existiert haben und damit als möglicher Verkaufsort dieser Gänseliesel in Frage kämen.

Nach Einschätzung des BdPh-Forummitgliedes Bill stammt das gestempelte Stück scheinbar aus einer Rolle und trägt einen „Sicherheitsaufdruck mit weißer Zähnung“ (Äußerung vom 27.05.2011 in (4), Beitrag 6).

Sowohl im Forum des BdPh als auch in dem anderen großen Briefmarkenforum wurde angeregt durch die Mitglieder diskutiert, ob die gezeigten beiden Exemplare nun echt seien. Es wurde wiederholt nicht ausgeschlossen, dass bei dem ungestempelten und gestempelten Exemplar Fotomontagen vorlägen und man die Mitglieder des jeweiligen Forums zum Narren halten wollte.

Zusammenfassend lässt sich aufgrund der bisherigen Ereignisse vortrefflich vermuten, dass die Deutsche Post AG für den Januar 2005 die Ausgabe eines Ergänzungswertes der Dauerserie „Sehenswürdigkeiten“ in Form von Rollen und Zehnerbogen plante. Als Motiv war „Das Gänseliesel“ aus Göttingen angedacht und sollte als Portostufe für Päckchen zu 4,30 Euro nach zum Jahresanfang erfolgter Portoerhöhung verwendet werden. Bedingt durch die Einführung der aktuellen Dauerserie „Blumen“ kam der Ergänzungswert aus der Dauerserie „Sehenswürdigkeiten“ nicht mehr zur allgemeinen Ausgabe, stattdessen erschien diese neue Päckchenportostufe als eine der ersten beiden Werte der Dauerserie „Blumen“. Die gedruckten Briefmarkenbestände dieses Sehenswürdigkeitenwertes wurden anscheinend weites gehend vernichtet. Dem DBZ-Artikel nach wurden (einzelne?) Exemplare in der DPAG-Filiale Berlin 12 verkauft. Ein Foto eines scheinbar verwendeten Stückes tauchte im BdPh-Forum am 26.05.2011 mit einem Stempel von Anfang 2005 aus Bochum oder Krefeld auf. Dabei ist anzunehmen, dass im Stempelort Bochum oder Krefeld (aus Unkenntnis des Verkaufspersonals?) weitere Exemplare (je nach Rollengröße) unerkannt in der Postfiliale zum Verkauf und Verwendung gelangten.

Wenn mutmaßlich Briefmarken aus der Serie „Sehenswürdigkeiten“ existieren, sind auch Briefmarken aus dieser Serie zu 0,95 Euro bekannt? Neben dem Wert zu 4,30 Euro wurde Anfang Januar 2005 auch die Nominale zu 0,95 Euro als die ersten zwei Werte der seinerzeit neuen Dauerserie „Blumen“ verausgabt.

Abschließend sei gefragt: Wer kennt weitere ungestempelte bzw. gestempelte Exemplare der Briefmarke „Das Gänseliesel“ aus Göttingen? Der findige Sammler bzw. die Sammlerin möge sich bitte an die Redaktion der Zeitschrift „Philatelie“ wenden. Ein Exemplar der „Audrey Hepburn“-Zuschlagsmarke von 2001 befand sich auch längere Zeit ohne die Möglichkeit der Zuordnung zu einer Katalognummer als unbekannte deutsche Briefmarke in einer Briefmarkensammlung. Nach Meldung durch die philatelistische Fachpresse tauchten bis heute einige weitere Exemplare auf.

Quellen:
(1) http://bdph.de/forum/showthread.php?11168-Sehensw%FCrdigkeiten-beschlagnahmter-Einzelwert
(2) http://www.extratip-goettingen.de/archiv/gaenseliesel-in-der-waerteschleife.html
(3) DBZ-Ausgabe Nr. 23/2007, Seite 8 vom 09.11.2007
(4) http://www.philaforum.com/forum/thread.php?threadid=22753
(5) http://bdph.de/forum/showthread.php?11259-Was-ist-das-f%FCr-eine-Michelnummer
(6) http://www.philaforum.com/forum/thread.php?threadid=22779


 
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