Thema: Postämter und Postamts-Geschichten
drmoeller_neuss Am: 07.02.2014 14:39:09 Gelesen: 23837# 7@  
Ich möchte dieses Thema mit meinen eigenen Bildern wieder beleben.

Zunächst geht es nach Indien nach Bengaluru (Bangalore). Die Hauptstadt des Bundesstaates Karnataka ist eines der indischen Zentren der Informationstechnologie und hat fast 10 Millionen Einwohner.

In Indien sind die Postämter noch dicht gesät, jeder Stadtteil hat seine Hauptpost und mehrere kleine Postämter. Die Hauptpostämter sind modern, während manch kleines "Ein-Mann"-Postamt dringend renoviert werden müsste. "Ein-Mann"-Postamt bedeutet in Indien, dass mindestens zwei bis drei Angestellte Dienst tun oder besser gesagt, anwesend sind. Postfilialen in Supermärkten und Geschäften kennt man nicht Indien, aber die indische Post denkt darüber nach, um Mieten zu sparen. Bengaluru hat etwa 200 Postämter.



Die Hauptpost in Bangalore liegt in der Nähe vom Cubbon Park und ist erst einmal wenig spektakulär, sieht man von den aufwendigen Gartenanlagen ab. Die Hälfte der Eingangtreppe ist mit Blumentöpfen zugestellt, man könnte meinen, man kommt in eine Gärtnerei, wäre da nicht die Lichtreklame mit den Postdienstleistungen.



Die indische Post ist mit der Zeit gegangen, das Hauptpostamt wurde vor wenigen Jahren modernisiert und man kommt mit weniger Schaltern als früher aus. Für eilige Sendungen bietet man "EMS" an. Ausserdem werden auch Renten ausbezahlt. An den Schaltern gibt es nur die benötigten Werte, aber auch Sondermarken in wenigen Sorten. Ein computergesteuertes Aufrufsystem verhindert lange Wartezeiten, und falls man nicht gleich dran kommt, gibt es für die Wartenden Sitzplätze. Das würde ich mir auch für die Hauptpost in Deutschland wünschen.



Wenn man auf der Hauptpost in Bengaluru hartnäckig fragt, erfährt man auch, dass es ein Philatelieschalter gibt. Der Trick, an den Philatelieschalter zu kommen, besteht darin, den Hintereingang der Hauptpost zu benutzen. Dieser Gebäudebereich scheint eine permanente Baustelle zu sein. Im Treppenhaus liegen alte Postsäcke meterhoch, keine Ahnung, ob die nicht zugestellt wurden, oder ob es sich um gewöhnlichen Müll handelte. Brandschutz und Brandlasten sind in Indien ohnehin keine Thema. Auf dem Weg zum Philatelieschalter im ersten Stock kommt man an einem "Philatelic Museum" vorbei, keine Ahnung, was sich dahinter verbirgt. Es war immer geschlossen, wenn ich da war. "Museum" hat in Indien eine andere Bedeutung als im Deutschen. Auch Antiquitätenhändler nennen ihr Ladenlokal häufig "Museum".



Das oberste Gebot in Indien ist, Geduld und Zeit mitbringen. Die Postangestellte bat um 20 Minuten Zeit, um in Ruhe Mittagessen zu können, dann war ich an der Reihe. Hier herrschte kein besonderer Andrang, und so wurden mir die Marken verkauft. Ein Päckchen war noch im Orginal verschweisst, wie von der Druckerei geliefert, und die Angestellte war "not amused", es extra für mich aufmachen zu müssen. Aber irgendwo ist auch in Indien der Kunde König.
Die Marken werden sauber abgetrennt, leider sind die Block häufig verknickt. Die Angestellte listet für ihre Abrechnung noch alle verkauften Marken einzeln mit Motiv auf einem Zettel auf, ein Vorgang, der weitere 10 Minuten in Anspruch nimmt.

Die indische Sondermarken sind grafisch sehr gut gestaltet und in der Regel auch "handwerklich" sauber. Im Gegensatz dazu lässt das Druckverfahren und die Zähnung der Dauermarken zu wünschen übrig. Einige Dauermarken wurden mir ohne Gummi verkauft, auf der indischen Post konnte mir keiner sagen, ob das Absicht oder nur ein Qualitätsmangel ist. Ich würde freundlich auf die Leimtöpfchen verwiesen, die überall im Kundenbereich zum Aufkleben der Marken stehen. Selbstklebende Marken sowie Automatenmarken gibt es nicht in Indien. Allerdings gibt es Schalter Label ähnlich wie in Deutschland.

Noch zum Schluss zur Ausgabepolitik: Auch Indien ist auf den Zug der Zeit aufgesprungen, und überschwemmt den Markt mit Neuerscheinungen. Dank der niedrigen Portosätze (Inlandsbrief 5 Rs., ca 8 Eurocent) sind selbst die Kleinbögen noch erschwinglich.
 
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