Thema: Einfluss eines BPP Prüfers auf die Michel Redaktion ?
Carsten Burkhardt Am: 12.02.2014 12:53:00 Gelesen: 14000# 23@  
@ Richard [#21]

Zum Beitrag vom 22.04.2014 erhielten wir eine Mail des BPP Prüfers Siegfried Paul mit der Erlaubnis diese im Forum zu veröffentlichen:

Bei dem Beitrag von Dr. Burkhardt aus Cottbus geht es um den bei den Plattenfehlern katalogisierten Plattenzustand „Abgenutzte Druckplatte“.

Als ich 1995 Prüfer im BPP wurde war die „Abgenutzte Druckplatte“ bei einigen Wertstufen schon katalogisiert. Von Herrn Weigelt habe ich gelernt und übernommen, dass ab dem Abnutzungszustand Marken geprüft werden, wenn bei der Druckplatte (beziehungsweise bestimmte Reihen in der Druckplatte) die Abnutzung so weit vorangeschritten ist, dass sich die Buchstaben „berühren“ bei DEUTSCHE POST. Damit konnte ich leben und habe seitdem solche Marke danach geprüft. Zur Streichung habe ich meinen Standpunkt dahingehend geäußert, dass ein klares Abgrenzungskriterium vorliegt und ich für Nichtstreichung plädiere. Die Erscheinung ist zudem korrekt beschrieben im Michel.

Ansonsten denke ich, dass die Michelredaktion in Eigenverantwortung entschieden hat, die Erscheinung (bisher?) nicht zu streichen. Und nicht: „weil Herr Paul eine Streichung nicht will“.

Mit freundlichen Grüßen

Siegfried Paul BPP


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Es gibt Personen, bei denen überlegt man es sich dreimal, bevor man antwortet. Gerade in Bezug auf Äußerungen zur Michel-Katalogisierung habe ich sehr negative Erfahrungen mit Paul gesammelt. Man vergleiche http://www.köpfe1.de/bilder_2012/1212.html, ein Satz wurde angefochten aus einer Einladung an die 20 Mitglieder der Fachgruppe Köpfe/Pieck. Zum Beweis wurde auch ein Schreiben mit der Unterschrift von Frau Baumann [1] vorgebracht. So schnell bekommt man Post von Firma Schellenberg, wenn man hier etwas behauptet, was auch nur irgendwie anfechtbar ist.

Auch auf die Gefahr hin, dass ich nächste Woche eine anders lautende Stellungnahme der Michelredaktion bekomme: Frau Baumann hat mir gegenüber am Telefon gesagt, die Streichung erfolgt nicht, „weil BPP-Prüfer Paul eine Streichung nicht will“. Und sie plädiere für ein Verfahren, bei dem es Mehrheitsentscheidungen geben können muss. Was mir wie aus der Seele spricht.

Um den Sachverhalt zu verstehen, muss man wissen, dass Paul im Jahre 1999 von der MV der ArGe DDR-Spezial zur Verbindungsperson zwischen ArGe und Michel bestimmt wurde, bis die Funktion um Jahr 2010 an Wolfgang Lemcke ging, weil diese verantwortliche Position einem gewählten Vorstandsmitglied übertragen werde sollte.

Viel wichtiger als der Satz ist eigentlich die Frage: Wer verantwortet Katalogisierungen? Aus oben zitiertem Brief geht hervor: 1. Nicht der Schreiber, sondern 2. ein längst verstorbener Alt-Prüfer und 3. in Eigenverantwortung die Michel-Redaktion.

Ja keine Verantwortung übernehmen! Eigentlich ist es doch eine Ehre, zur inhaltlichen Korrektheit eines Standard-Kataloges beitragen zu dürfen. Der Michel ist doch eigentlich die Bibel der deutschsprachigen Philatelie. Aus welchen Gründen der Schreiber nicht zu seiner Verantwortung steht, ist seine Sache.

Nimmt man die rein philatelistische Seite des Ganzen:

Bei einer Dauerserie, die in der Anfangsphase mit dermaßen improvisierten Bedingungen hergestellt wurde, dass die Druckplatten weit über das heute übliche Maß beansprucht wurden und gedruckt wurde, bis die Platten fast auseinander fielen, sind Abnutzungserscheinungen häufig. Es besteht breiter Konsens, dass derartige Abnutzungen nicht katalogisiert werden. Ich verweise hier auf die Tätigkeit von Herrn Zerbel (ehem. Bundesdruckerei): Es wird geprüft, ob sich die Veränderung schon am Anfang des Druckes auf dem Bogen befand. Wenn nicht, ist es kein PF.

Bei MiNr 212 bis 227 lässt sich bei jeder Wertstufe beobachten, dass am Anfang des Druckes 1948-1949 die Platten so lange benutzt wurden, dass einzelne Buchstaben verschmelzen. Man könnte also bei jeder Wertstufe "PF" katalogisieren, die davon herrühren.

Oder man könnte diesen ganzen wertlosen Mist mit Michel-Preisen um die 10 Euro endlich mal streichen. Aber da müsste ja mal jemand Verantwortung für die Katalogisierung übernehmen und eingestehen, dass es ein Fehler war. Seit 4 Jahren beantragt die Fachgruppe Köpfe/Pieck immer wieder die Streichung, auch alle Prüfer sind dafür (egal ob BPP oder VP), bis auf einen. Den Schreiber.

Aber jeder häufige und wertlose Plattenfehler bringt immer noch Prüfgebühren. Vielleicht kann man ja auch ein Attest dafür ausstellen, um den Wert zu steigern.

Ich habe aber so das Bauchgefühl, dass der PF im nächsten Jahr ganz von selbst verschwindet und sich hinterher jemand rühmen wird, dass Plattenfehler ab jetzt nach viel strengeren Kriterien katalogisiert werden und der BPP damit ein Zeichen setzen wird. Ratet mal, wer?

In diesem Sinne

Dr. Carsten Burkhardt

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Redaktionelle Anmerkung:

[1] Frau Baumann = Sachbearbeiterin des Michel Spezial Katalogs
 
Quelle: www.philaseiten.de
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