Thema: (?) (49) Schweiz Nachportomarken und Nachportotarife seit 1878
Cantus Am: 25.03.2014 02:00:53 Gelesen: 40994# 24@  
@ JohannesM [#23]

Hallo Eckhard,

die Preise für Nachportobelege der Schweiz richten sich zunächst nach den jeweiligen Ausgaben der Portomarken, dann nach besonderen Spezialitäten dieser Marken, z.B. abweichende Zähnungsvariante oder kopfstehendes Mittelstück, und schließlich noch danach, wie weit der Verkäufer solcher Belege mit der Materie vertraut ist und die jeweils aktuellen Marktpreise dafür kennt. Nach meiner Erfahrung bewegen sich die Preise für Belege mit Portomarken der Schweiz zwischen etwa sieben Euro bis hin zu vielen hundert Euro. Ich will das einmal anhand von drei Beispielen erläutern.

Der erste Beleg datiert vom 17.1.1903. Hier wurde ein Brief mit unzureichender Frankatur von Wien nach Einsiedeln geschickt. Das in der Schweiz erforderliche Nachporto von 10 Centimes wurde durch eine Mi. 18 der Ausgabe ab 1883 abgedeckt. Das ist eine sehr häufige Nachporto-Stufe und auch die Verwendung dieser Nachportomarke ist recht häufig anzutreffen; entsprechend niedrig ist der Preis, wenn man dabei nicht Besonderheiten der Portomarke berücksichtigt, was für uns Sammler glücklicherweise meistens nicht der Fall ist (denn dazu braucht man Spezialliteratur).



Schon sehr viel seltener findet man Belege mit Portomarken aus Mi. 1 - 9 der Ausgabe ab 1878. Das folgende Beispiel ist eine portopflichtige Dienstsache vom Gemeindeamt in Aussersihl, die am 17.6.1882 von Aussersihl nach Zürich gelaufen ist. Hier wurde für die Frankatur eine Mi. 5 verwendet. Solche Belege sind üblicherweise preislich schon erheblich höher angesiedelt.



Ganz besonders selten findet man Belege wie die folgende Karte, bei der zunächst 5 Centimes der Ausgabe ab 1878 verklebt worden waren, die Nachkontrolle aber deren bereits eingetretene Ungültigkeit feststellte, die bereits verklebten Nachportomarken zu 2 und 3 Centimes (Mi. 2 und Mi. 3) mit dem Stempel "ungültig" außer Kraft setzte und die zu diesem Zeitpunkt erforderliche Nachgebühr mit einer Mi. 18 (10 Centimes in grün/rot) erhob.

Die Karte wurde am 23.6.1897 in Berlin abgesandt, am 25.6.1897 wurden die später ungültig gemachten Nachportomarken aufgeklebt und abgestempelt, noch am selben Tag wurden sie dann ungültig gestempelt und die grüne Nachportomarke aufgebracht und abgestempelt, bevor die Karte die Rückreise nach Berlin (wegen unzureichender Frankatur mit der Folge der Annahmeverweigerung) antrat.





Solche Belege werden üblicherweise über Auktionen oder bessere Briefmarkenhäuser gehandelt, der Preis kann dabei durchaus 200 bis 500 Euro erreichen, je nach Erhaltung des Gesamtbeleges und Seltenheit der jeweiligen Variante der einzelnen Marken.

Wenn du dich intensiver mit dem Thema beschäftigen möchtest, dann empfehle ich dir, dir unbedingt einen Spezialkatalog der Schweiz von Michel zuzulegen (kann durchaus gebraucht sein), denn nur anhand solcher Spezialliteratur können die Feinheiten der Schweizer Portomarken zuverlässig unterschieden werden. Ich habe heute darauf verzichtet, so weit in die Materie einzusteigen, kann dir aber versichern, dass so ein Sammelgebiet außerordentlich interessant und spannend ist.

Viele Grüße
Ingo
 
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