Thema: Vor 100 Jahren: Der 1. Weltkrieg aus philatelistischer Sicht
hajo22 Am: 05.04.2014 11:30:11 Gelesen: 107943# 31@  
Obwohl auf verlorenem Posten stehend, ignorierte der Gouverneur das japanische Ultimatum und ließ nach Berlin den bekannten Satz funken: "Einstehe für Pflichterfüllung bis auf`s Äußerste".

Daraufhin erklärte Japan dem Deutschen Reich den Krieg und griff die Bucht von Kiautschou an. Auf See wurde die Einfahrt blockiert und Tsingtau unter Beschuß genommen. Japanische und britische Truppen landeten und eroberten das Pachtgebiet nach und nach. Lediglich die Tsingtauer Küstenbatterien konnten sich noch halten und kämpften bis die letzte Granate am 7.11.1914 verschossen war. Anschließend kapitulierte der Gouverneur. Das ist eine Kurzfassung der Ereignissse. Wer sich mehr dafür interessiert, kann sich bei Wikipedia schlau machen.

Während der Kriegszeit in Kiautschou wurde Post nach Deutschland über China und neutrale Dampfer befördert. Leider kann ich keinen Beleg zeigen. Dafür hier ein Brief, der Tsingtau nicht mehr erreichte:



Die am 30.7.1914 vom Briefmarkenhaus Friedemann in Leipzig an einen kaiserlichen Ober-Werftbuchführer bei der Tsingtauer Werft adressierte Drucksache zu 3 Pfg. (innerdeutscher = Kolonial-Tarif) wurde nicht weiterbefördert "Wegen Kriegzustandes zurück". Der Krieg mit Russland war inzwischen ausgebrochen und die Transsibirische Eisenbahn konnte nicht mehr benutzt werden.

Die kriegsgefangenen Deutschen (ca. 4-5.000 Mann) wurden nach Japan verbracht und dort auf verschiedene Lager verteilt. Nach Ende des Krieges begann die Rückführung nach Deutschland (1919-1922). Die Kiegsgefangenenpost der "Tsingtauer" ist ein eigenes Sammelgebiet, das von Spezialisten gepflegt wird.
Hier ein Beispiel an dem ich einige Merkmale erläutere:



Der japanische Stempel rechts oben wird wie folgt gelesen:

15 = Wochentag; 10 = Monat; 8 = das 8. Jahr nach Thronbesteigung des Tennos Yoshihito im Jahre 1911: 1911+8Jahre=1919, also wurde die Karte gestempelt am 15.10.1919. Der kleine rote quadratische Stempel ist der sogenannte "Han" (Zensurstempel) des Zensors Miura. Der große rote Kreisstempel ist der Lagerstempel Nagoja.

In einem der nächsten Beiträge zeige ich noch weitere Kriegsgefangenenkarten aus japanischen Lagern.

Viele Grüße.
Jochen
 
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