Thema: Philatelistisches Wissen muss erhalten bleiben
drmoeller_neuss Am: 14.04.2014 17:00:59 Gelesen: 13507# 19@  
@ Lars Boettger [#10]

Bei diesem Thema kann ich mitreden, da mein Vater vor einigen Jahren vor der gleichen Frage stand, wie sein Lebenswerk (eine Grammatik einer "exotischen" Sprache) verlegt und der Nachwelt erhalten werden kann.

Dass das ganze im besten Fall finanziell gesehen eine Nullnummer wird, war mir klar. Aber was machst Du, wenn von Deinen gedruckten 200 Stück nur vielleicht 100 verkauft werden? Wer kommt für den Verlust auf?

Und selbst wenn der Autor und die Korrekturleser nichts daran verdienen (das ist die Regel und nicht die Ausnahme), fallen erst einmal Kosten für die ISBN und für die Belegexemplare an. Dazu gehören nicht nur die Pflichtexemplare an die Deutsche Nationalbibliothek in Leipzig, sondern auch weitere Exemplare, die man Landesbibliotheken, Vereinen und nicht zuletzt Zeitschriften wie die "Philatelie", "dbz" und wie sie alle heissen, zukommen lässt, damit überhaupt jemand das Werk zur Kenntnis nimmt. Oder wer ist der Meinung, dass sich Lars noch eine grossangelegte Werbekampange aus eigener Tasche finanzieren kann?

Letztlich war in "meinem Fall" der Kompromiss, das Werk als pdf-Datei auf den Server einer Universitätsbibliothek hochzuladen, nachdem die verantwortlichen Wissenschaftler die Veröffentlichung für gut befunden haben. Ich sehe den grossen Vorteil und die Hoffnung darin, dass Werke auf wissenschaftlichen Literaturservern der Nachwelt lange erhalten bleiben. Ausserdem sind alle dort gespeicherten Werke über eine Suchmaschine zugänglich. Vielleicht wäre das auch für Lars eine Alternative, da die Postgeschichte von Luxemburg eben auch ein Teil der Geschichte von Luxemburg ist, und von allgemeinem Interesse sein könnte.

Die Dateien lassen sich von dem Uniserver als pdf kostenlos herunterladen, und jeder kann die sich nach Herzenslust ausdrucken und binden. (das machen einige Behindertenwerkstätten günstig und gut). Der Autor bekommt nichts dafür, muss aber auch nicht draufzahlen, ausser vielleicht ein bis zwei Ausdrucken, die bei der verantwortlichen Bibliothek zusammen mit der Datei in "Papier" eingereicht werden müssen.

Ich benutze regelmässig Wikis. Die Information ist zuverlässig, dafür sorgt schon die Schwarmintelligenz. Aber die Tiefe der Information ist nun mal in dem Masse begrenzt, in dem die Wiki-Autoren kostenlos ihre Freizeit zur Verfügung stellen können und wollen. Nur ein Beispiel: Zu juristischen Themen bietet Wiki ein guten (und fast fehlerfreien) Überblick, der dem Niveau von Rechtsvorlesungen an Hochschulen entspricht. Wenn es um Details geht, kommt man aber nach wie vor nicht ohne gedruckte Kommentare aus.

Für Jürgen: das Wiki wird niemals einen Spezialkatalog ersetzen können.

Und auch Schwärme, und nicht nur Lemmige, können irren: Lest dazu die Story von "Stalins Badezimmer":

http://www.berliner-zeitung.de/archiv/wikipedia-selbstversuch-wie-ich-stalins-badezimmer-erschuf,10810590,10778230.html
 
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