Thema: (?) (440) Deutsches Reich Germania Farbbestimmung
Stefan Am: 08.08.2008 10:27:20 Gelesen: 449145# 4@  
@ Mirco78 [#103]

5Mk, hierbei handelt es sich um die Mi-Nr. 97A (I oder II), da waagerecht 26 statt 25 Zähnungslöcher vorhanden sind, sofern ich mich nicht verzählt habe. 25 Zähnungslöcher sprechen für die B-Ausgabe, die nur im Kriegsdruck existiert.
Für den Friedensdruck der 5Mk-Ausgabe existieren 2 katalogisierte Varianten, die nur unter Quarz-Licht zu unterscheiden sind. Da nützt ein Scan nichts. Für den Kriegsdruck wird im Michel-Spezial nur eine Variante erfasst.

10Pf, hierbei handelt es sich bei der Marke mit dem Stempeldatum "[191]3" sicherlich um die Friedensdruckausgabe Mi-Nr. 86I. Eine genauere Zuordnung würde ich anhand eines Scans nicht durchführen wollen.

10Pf, hierbei handelt es bei den Marken mit Stempeldatum 1917 und 1918 der Zeichnung nach um die Type 2 ("Fuß der rechten "1" von "10"Pf berührt den Rahmen nicht). Nach Ausschlussverfahren durch das Stempeldatum blieben über: Nr. 86I a-d sowie Nr. 86II a; c-e.

Für jeden Germania-interessierten Sammler empfehle ich das sehr lesenswerte Buch vom BPP-Prüfer Hrn. Jäschke-Lantelme "100 Jahre Germania", aus dem ich nachfolgend die Hauptverwendungszeiten angebe:

Nr. 97AI
a: 1908-11
b: keine Angabe

Nr. 97AII -> Hauptverwendungszeit 1920

Da von den Markwertstufen, insbesondere der 3Mk und 5Mk auch während der Kriegszeit 1914-18 weiterhin recht hohe Bestände der Friedensdrucke an den Postschaltern vorhanden waren (bedingt durch die hohe Nominale der beiden Marken), kamen Kriegsdrucke auch erst nach und nach an die Schalter. Die Frühdaten der 3Mk Kriegsdruck fangen erst Ende 1918 an.

Nr. 86I
a: 1905-11
b: 1911-14
c: 1912
d: 1914

Nr. 86II
a+c: keine Angabe
d: 1918
e: 1915/16
f: 1920
g: Ende 1918

Stempeldaten vor und nach der Hauptverwendungszeit kommen vor!

Bei der Mi-Nr. 86II g handelt es sich um nicht überdruckte Bestände aus einem Druckauftrag für die Mi-Nr. 9b der Deutschen Militärverwaltung in Rumänien, die im Deutschen Reich aufgebraucht worden sind.

Der Autor gibt im Buch einige Hinweise, wie man die Farbvarianten auseinander halten kann. Wer sich als 'Laie' erstmals mit Germania befasst hat, weiß, dass dies nicht immer einfach ist. Recht viele Sammler haben bereits Schwierigkeiten, den Kriegs- und Friedensdruck auseinander zu halten.

>>Wurden die besseren Farben nur in kleinen Auflagen gedruckt? Oder warum sind die so teuer?<<

Besonders zur Zeit des 1. Weltkrieges wurde das Material zur Briefmarkenherstellung genommen, welchem die Reichsdruckerei habhaft werden konnte. Ein schönes Beispiel stellt die Gummierung der Germania-Marken dar. Diese als Gummi arabicum bezeichnete Gummierung wurde zu Friedenszeiten aus dem Ausland importiert und zu Kriegszeiten, verbunden mit Handelseinschränkungen und Lieferengpässen, musste die Reichsdruckerei improvisieren und einen eigenen Gummi auf Dextrinbasis herstellen. Auch bei Kriegsdrucken tauchen Marken auf, die einen friedensähnlichen Gummi aufweisen. Dies liegt daran, dass während des 1. Weltkrieges von deutscher Seiten in besetzten Gebieten z.B. 1918 auch mehrere Tonnen des Gummi arabicum beschlagnahmt und der Reichsdruckerei zur Verfügung gestellt werden konnten (vor allem für die Produktion der 30; 50 und 80Pf-Marken verwendet).

Im Herbst 1915 wurde ebenfalls eine größere Menge an Gummi arabicum beschlagnahmt. Es wurden vor allem Rollenmarken gummiert.

Die Beschlagnahme von 1918 kam gerade recht, da Probleme bei der Herstellung von Dextrin auftraten. Ein Grundstoff dafür ist die Kartoffel, der zu dieser Zeit als Nahrungsmittel dringenst benötigt wurde.

Die verwendeten Farben zur Briefmarkenherstellung mussten auch stets neu angerührt werden. Zu Friedenszeiten war es weniger ein Problem, die notwendigen Bestandteile in ausreichender Menge (aus dem Ausland) zu beschaffen und die Farbzusammensetzung anhand von einem Grundmuster anzurühren. Zu Kriegszeiten änderte sich dies und man musste wieder improvisieren.

Hinzu kommt, dass diverse Kriegsausgaben auch im Walzendruck hergestellt worden sind, für die maschinenbedingt andere Farbzusammensetzungen verwendet werden mussten.

Die Germaniamarken wurden immer nach Bedarf (d.h. Meldung über notwendigen Nachschub an Marken durch die einzelnen OPDen an das RPM) gedruckt. Dies lässt sich vor allem im Michel-Spezial an den HAN erkennen. Eine Änderung der Bedarfswünsche vermag zusätzlich an der 1916 erfolgten "Portoerhöhung" liegen.

Der Handelspreis für entsprechende Farbvarianten richtet sich nach dem, was Sammler dafür bereit sind, auszugeben. Das Sammeln von Germanias dürfte ein recht beliebtes Gebiet sein. Wenn die Nachfrage größer ist als das Angebot, dann steigt der Preis.

Gruß
Pete
 
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