Thema: (?) (16) DDR Propagandafälschungen der KgU
cartaphilos Am: 05.12.2011 23:04:03 Gelesen: 221867# 1@  
Nun denn,

einen netter Rohrpostbeleg, wie ich ihn noch niemals gesehen habe:



Ein Teil des Portos ist mit den Propagandafälschungen der sogenannten Kampfgruppe gegen die Unmenschlichkeit 'entrichtet' worden.

Der Brief weist einige bemerkenswerte Details auf, die der Erwähnung und des Nachdenkens wert sind. Er ist an eine Hausnummer adressiert, bei der der Zusteller nur noch feststellen konnte, daß es dieses Haus nicht - mehr - gibt. Rückseitig weist er alle typischen Merkmale einer Rohrpost- und Eilbotenbeförderung in den beiden Teilen Berlins auf. Hier finden wir den Stechuhrstempel von Berlin N4 im Ostteil der Stadt und die Stechuhrstempel des für die Eilzustellung oder die Weiterleitung im Westteil der Stadt zuständigen Fernamtes 1. Wie der Brief von diesem vergeblichen Zustellgang weiter tranportiert wurde, ist vollkommen unbekannt. Es gibt keinen "Zurück"-Vermerk, was ja bedeutet hätte, daß diese Sendung mit den Propaganda-Marken ein weiteres Mal durch das Ostberliner Postsystem hätte geschleust werden müssen.

Wohl aber ist bekannt, daß es in Westberlin zahlreiche Deckadressen gab, die von Korrespondenten in der DDR und in Ostberlin genutzt wurden, um Kontakt zu im Westen angesiedelten politischen Organisationen aufzunehmen, die üblicherweise allesamt politische, ökonomische und ideologische Subversionstätigkeit gegen das politische System der DDR ausführten. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie der RIAS-Berlin für Kontaktversuche aus Ostberlin und der DDR am Ende der Sendungen immer wechselnde Deckadressen angab, unter denen man Mitteilungen über die Verhältnisse in der 'Ostzone' abliefern konnte - durchaus auch verbunden mit Radio-Grüßen an die lieben Verwandten.

Postsendungen an diese Adressen wurden vom Zusteller des zuständigen Bezirks direkt 'in das Amtszimmer' des Vorstehers weitergegeben: Es war sogenannte Vorsteherpost, die von diesem dann an Geheimdienste, Kontaktleute des RIAS etc. etc. weitergereicht wurde. Wie konnte der Zusteller davon Kenntnis haben? Ganz einfach: in den Fächern seines Zustelltischs befand sich in den Fach der entsprechenden Hausnummer eine entsprechende, meist rosarote Karte, auf der genaue Anweisungen gegeben waren, was mit Post an bestimmte Adresse zu geschehen hatte.

Handelt es sich nun bei diesem Otto Schuricke um eine derartige Deckadresse? Denn eines ist unklar: Wie gelangte dieser Brief letztlich in Sammlerhand, obgleich er doch offensichtlich sowohl unzustellbar war als auch keinen "Zurück"-Vermerk aufweist?
 
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