Thema: Philatelistische Literatur: Zu teuer, zu billig ?
muemmel Am: 06.05.2014 20:32:24 Gelesen: 23274# 7@  
Guten Abend,

wenn es gestattet ist, möchte ich zu diesem Thema mal meinen Senf abgeben und ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern.

Im Oktober 2011 erschien aus meiner Feder im Rahmen der INFLA-Bücherei der mit 2,7 kg schwergewichtige und knapp 500 Seiten umfassende Band 67 zur Rosettenausgabe (Dt. Reich MiNrn. 313-330).

Die Arbeitszeit ist in Stunden nicht erfassbar, aber es waren knapp sieben Jahre, bis alles in trockenen Tüchern war. Während dieser Zeit habe ich einige Sammler besucht und deren Sammlungen gesichtet. Das summierte sich mit Fahrt- und Übernachtungskosten locker auf einen dreistelligen Betrag. Auch die Scans der Museumsstiftung für Post und Telekommunikation wollten bezahlt werden. Die Belege habe ich zwar nicht alle aufbewahrt, aber insgesamt dürften zwischen 500 und 600 Euro dafür angefallen sein. Soviel an dieser Stelle zu den vorbereitenden Kosten.

Nachdem alles druckreif war, ging es nun darum, die Auflagenhöhe abzuschätzen und danach die Kosten zu ermitteln. Es stand zwar fest, dass die Gotwin-Zenker-Stiftung (GZS) zur Förderung philatelistischer Literatur einen Zuschuss gewähren würde, aber die Größenordnung wurde zunächst nicht beziffert. Schließlich war der Konsens, dass 250 Exemplare in Druck gehen sollten und auch gedruckt worden sind. Zieht man davon die Pflichtexemplare an diverse Bibliotheken und die Belegexemplare des Verfassers ab, standen letztendlich 210 bis 220 Bücher für den Verkauf zur Verfügung. Letztendlich kostete das Gesamtwerk 57,—€ für Mitglieder von INFLA-Berlin und 67,—€ für Nichtmitglieder. Ohne die Bezuschussung der GZS wären Preise von 90.– bzw 100,—€ fällig geworden.

An dieser Stelle komme ich nicht umhin, die "Wohltaten" der GZS lobend zu erwähnen. Ohne diese Stiftung wäre mit Sicherheit das eine oder andere philatelistische Buch nie erschienen. So z.B. nicht das Buch von Dieter Sejak zu den Kreis-Obersegmentstempeln (KOS), das Buch von Jürgen Winkelmann zum Übergang der Bayrischen Post auf die Deutsche Reichspost, um nur zwei Werke zu erwähnen.

Da es im Vorfeld zwischen dem damaligen Vorstand von INFLA-Berlin und mir bzgl. der Ausgabe (Loseblattform, Vierfachlochung, 150g-Papier, Format DIN A4 im Vierringordner) Differenzen gab, hatte ich auch eine Alternative im Eigenverlag in Erwägung gezogen. Dazu hätte es nun meinerseits noch der Genehmigung des Schwaneberger Verlags bedurft, seine Michelnummern zu verwenden (Kosten unbekannt, da keine Notwendigkeit mehr bestand). In dem Fall hätte ich dann das Buch für etwa 130,–€ verkaufen müssen. Allerdings wäre bei diesem Preis eine Auflage von 250 Exemplaren illusorisch gewesen.

Bleibt schlussendlich die Frage: "Welchen Nutzen habe ich davon?".

Materiell: Keinen. Der Verkaufserlös geht an die Infla-Verlags-GmbH, die mit jedem verkauften Buch einen Gewinn macht, der somit wiederum der Vereinsarbeit für INFLA-Berlin zugute kommt.

Ideell: Jede Menge. Nicht nur Sammler der Rosettenmarken fragen bei mir an, sondern dann und wann auch Infla-Prüfer.

Fazit:

Für mich war es einfach wichtig, das von den Altvorderen und meinen "Mitarbeitern" (ein solches Werk kann man nicht ohne Helfer erstellen) erworbene Wissen, weiter zu geben, damit es nicht in der Versenkung verschwindet. Im Grunde also Idealismus in Reinform.

Schöne Grüße
Mümmel
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/6658
https://www.philaseiten.de/beitrag/85040